Monat für Monat fängt’s von vorne an: Miete, Strom, Kita, Essen, ein Kindergeburtstag hier, neue Schuhe da – und irgendwo dazwischen willst du auch mal einen Kaffee trinken oder den Kühlschrank füllen, ohne vorher die App zu checken. Ich kenn das. Und ich sag’s dir ehrlich: Ich war lange der Typ „Ach, das passt schon irgendwie“. Bis es eben irgendwann nicht mehr passte. Bis ich gemerkt hab, dass Planen gar nicht heißt, den Spaß zu verlieren – sondern, ihn sich überhaupt leisten zu können.
In diesem Artikel nehm ich dich mit an meinen Küchentisch, wo zwischen Frühstücksbrettchen, zerknüllten Einkaufszetteln und einem wachen Kind auf dem Schoß mein ganz eigenes Finanzsystem entstanden ist – mit Excel-Liste, Bauchgefühl und einer Portion Papa-Fantasie.
Warum ich überhaupt angefangen habe, den Monat zu planen
Es gab diesen einen Abend. Kühlschrank leer, Konto fast leerer. Ich stehe im Supermarkt, will eigentlich nur schnell Milch holen – und dann haut mich der Blick aufs Kontostand-Display komplett aus der Bahn. Und ich dachte: Wie kann das sein? Ich verdiene doch okay, wir leben nicht luxuriös. Wo ist das ganze Geld hin?
Die Antwort war einfach und unangenehm: Ich hatte keinen Überblick. Keinen Plan. Keine Idee. Und das wollte ich ändern. Nicht mit Biss in den sauren Sparapfel – sondern mit einem vernünftigen, flexiblen System, das zu unserem Familienchaos passt. Ich wollte Kontrolle zurück – und ein Stück Leichtigkeit dazugewinnen.
Der Anfang: Was reinkommt, was rausgeht
Also hab ich eine simple Excel-Tabelle aufgemacht. Zwei Spalten: Einnahmen und Ausgaben. Keine Formeln, keine Verknüpfungen. Einfach mal runtergeschrieben, was reinkommt – Gehalt, Kindergeld, kleine Nebenverdienste – und was rausgeht.
Erstes Aha-Erlebnis: Es waren gar nicht die dicken Brocken, die uns das Genick brachen. Es waren die kleinen Dinge. Eis hier, extra Streamingdienst da, noch ein Mitbringsel, noch schnell was beim Onlinehändler. Nichts davon riesig, aber zusammen: Autsch.
Ich hab angefangen, Kategorien einzuführen:
- Fixkosten (Miete, Strom, Versicherungen)
- Variable Kosten (Lebensmittel, Tanken, Freizeit)
- Sonderposten (Geburtstage, Urlaube, Reparaturen)
- „Ungeplante Extras“ (Krankheit, Spontanausflüge, kaputte Waschmaschinen)
Und siehe da: Plötzlich hatte ich ein Bild. Ein echtes, ehrliches Bild. Und darauf konnte ich aufbauen.
Die Finanztabelle – mein monatlicher Küchentisch-Check
Seitdem setz ich mich jeden Monat einmal hin. Meist sonntags, mit Kaffee, wenn die Kids spielen oder malen. 30 Minuten reichen oft – manchmal brauche ich auch länger, je nachdem, wie turbulent der Monat war.
Was ich mache:
- Einnahmen prüfen: Hat sich was geändert? (z. B. Bonus, Nachzahlungen)
- Fixkosten abgleichen: Miete, Versicherungen, Strom etc.
- Variable Ausgaben schätzen: Wieviel brauchen wir realistisch für Essen, Tanken, Freizeit?
- Puffer einplanen: Immer! Mindestens 10 % des Einkommens
- Sparrate festlegen: Auch kleine Beträge machen einen Unterschied
- Wunschliste aktualisieren: Träume dürfen mit rein!
Und dann kommt mein Lieblingspart: die „Fantasie-Spalte“.
Die Fantasie-Spalte – warum Planung nicht nur trocken sein muss
Ich hab eine Spalte, die heißt bei mir „Was wär schön?“. Da schreib ich Sachen rein wie:
- Kinoabend mit Kind
- Kleine Auszeit zu zweit
- Neue Pflanzen für den Balkon
- Mini-Ausflug ans Meer
- Ein XXL-Picknick im Stadtpark
- Eis essen gehen und das große Becher-Eis nehmen, nicht die kleine Kugel
Diese Sachen plan ich bewusst mit ein. Vielleicht geht nicht alles. Aber wenigstens etwas. Und dadurch fühlt sich der Plan nicht wie ein Korsett an, sondern wie ein gut sitzender Jogginganzug: bequem, flexibel und doch mit Form.
Typische Papa-Fehler – und wie ich sie vermeide
Natürlich läuft nicht immer alles glatt. Ein paar Dinge hab ich unterwegs gelernt:
- Zu knapp kalkulieren: Immer Puffer einbauen, immer.
- Spontankäufe unterschätzen: Monatsbudget für „spontan“ einplanen.
- Alle Kosten gleich behandeln: Miete ist wichtiger als Netflix – Prioritäten setzen.
- Nicht drüber reden: Finanzplanung ist Familiensache. Partner:in und große Kinder einbeziehen.
- Sonderausgaben vergessen: Schulfeste, Vereinsbeiträge, Elternabende kosten oft extra.
- Emotionales Einkaufen: Besonders gefährlich nach stressigen Tagen – dann lieber erst schlafen, dann entscheiden.
Spartipps, die wirklich alltagstauglich sind
- Wocheneinkäufe planen: Spart enorm viel. Weniger Müll, weniger Stress, weniger Geld weg.
- Abos checken: Alle 3 Monate durchforsten – was wird wirklich genutzt?
- Sammelbestellungen machen: Statt fünfmal Kleinkram lieber einmal sammeln.
- Angebote clever nutzen: Nur das kaufen, was ohnehin auf der Liste stand.
- Kleinbeträge sparen: Jeden Rest aufrunden und zur Seite legen. Macht auf Dauer echt was aus.
- Bargeld-Methode testen: Für Freizeitgeld einfach eine kleine Summe bar abheben und nur das ausgeben.
- Geburtstagsbudget festlegen: Vorher überlegen, wieviel maximal investiert wird – das entspannt ungemein.
- Eigenes Sparkonto für „kleine Reparaturen“: Waschmaschine geht immer dann kaputt, wenn man’s am wenigsten braucht.
Unsere Finanztabelle – ein echtes Familienprojekt
Mittlerweile haben wir das sogar ein bisschen gemeinsam ritualisiert. Unsere Große (8 Jahre) hat einen kleinen Sparplan. Sie trägt selber ein, wofür sie spart und wieviel sie schon zusammen hat. Kleiner Nebeneffekt: Sie ist stolz wie Bolle – und wir sparen ganz nebenbei fürs neue Fahrrad.
Meine Frau und ich setzen uns einmal im Monat zusammen und machen einen kurzen Budget-Check. Keine langen Meetings, kein Stress. 20 Minuten. Was lief gut? Wo müssen wir nachsteuern?
Manchmal gibt’s Bonus-Kategorien: Extra-Urlaub, Weihnachtsbudget, Renovierungen. Alles wird einmal kurz angeschaut und gut ist. Und manchmal wird dabei auch ein Eis geplant – weil Freude eben auch dazugehört.
Wie ich den Überblick behalte – trotz Alltagschaos
Ich nutze eine Mischung aus Excel, Banking-App und gesundem Menschenverstand.
- Kontoübersicht einmal pro Woche checken
- Monatliches Update der Finanztabelle
- Erinnerungen für Sonderausgaben (Versicherungen, Steuer, Urlaube)
- Separate Unterkonten für Sparziele
- Wunschliste sichtbar aufhängen: Motivation pur
Und: Ich erlaube mir auch, flexibel zu bleiben. Wenn der Monat mal aus dem Ruder läuft – nicht verrückt machen. Anpassen, weitermachen.
Warum Fantasie bei Finanzen so wichtig ist
Reine Zahlen machen müde. Fantasie macht lebendig. Deshalb plane ich nicht nur Pflichten, sondern auch kleine Freuden fest ein. Und manchmal auch größere Träume.
- Ein Wochenende im Baumhaus schlafen
- Ein Jahr lang jeden Monat ein neues Ausflugsziel entdecken
- Ein Familienkonto fürs „spontane Abenteuer“
- Einen ganz besonderen Weihnachtsabend selbst gestalten
Das Geld dafür zaubere ich nicht aus dem Hut. Aber ich plane es bewusst ein – Stück für Stück. Und das motiviert ungemein.
Mein Tipp für Papas, die gerade anfangen
Mach’s nicht kompliziert. Fang einfach an. Eine Tabelle, ein Block, eine App – völlig egal. Wichtig ist nur: Mach dir deine Zahlen sichtbar. Und nimm dir die Freiheit, dass dein System wachsen und sich verändern darf.
Und ganz wichtig: Feiere kleine Erfolge. Ein Monat, der besser lief? Super. Eine unerwartete Extra-Ersparnis? Genial. Ein Kind, das stolz sein eigenes Sparziel erreicht? Unbezahlbar.
Fazit: Monatsplanung ist kein Gefängnis – sie ist der Schlüssel zur Freiheit
Früher hab ich gedacht: Planung killt Spontanität. Heute weiß ich: Ohne Planung geht Spontanität viel leichter.
Wenn ich weiß, dass die Fixkosten gedeckt sind, dass Puffer da ist, dass sogar Raum für Wünsche bleibt – dann kann ich viel entspannter in den Monat gehen. Dann kann ich am Freitagabend spontan Pizza holen, ohne zu rechnen. Dann kann ich den Sommerurlaub planen, ohne nachts wachzuliegen.
Und ja, manchmal gibt’s Rückschläge. Ungeplante Reparaturen, geplatzte Pläne, teure Geburtstage. Aber das gehört dazu. Kein Plan ist perfekt. Aber ein guter Plan macht das Leben leichter.
Also: Laptop auf, Kaffee kochen, Fantasie an – und los geht’s. Du wirst sehen: Monatsplanung kann sich richtig gut anfühlen. Und hey – wenn ich das als chaotischer Alltags-Papa hinkriege, dann kriegst du das auch locker hin!