FamilienlebenFamilienleben zwischen Job und KindPapa mit Anzug oben – und Pyjamahose unten

Papa mit Anzug oben – und Pyjamahose unten

Wenn Homeoffice, Kinderchaos und Videokonferenzen aufeinandertreffen

Es gibt so einen ganz bestimmten Moment, der das Papa-Dasein im Homeoffice perfekt beschreibt: Du sitzt vorm Laptop, trägst ein sauberes Hemd, vielleicht sogar Sakko – aber untenrum? Flanellhose mit Dinosauriern. Oder Jogginghose mit Kaffeeflecken. Oder eben die legendäre Pyjamahose mit Weihnachtsmuster, obwohl draußen Juni ist. Willkommen in meinem Leben. Willkommen im Grenzbereich zwischen Business und Babykakao.

Der Beginn einer seltsamen Ära

Als ich das erste Mal ins Homeoffice geschickt wurde, dachte ich noch: Jackpot! Kein Pendeln mehr, kein Anzugzwang, kein Smalltalk an der Kaffeemaschine. Dafür mehr Zeit mit der Familie, mehr Flexibilität, mehr Ruhe. Spoiler: Es wurde alles – nur nicht ruhig.


Denn da war ja noch das Kind. Beziehungsweise zwei. Und die hatten ganz eigene Vorstellungen davon, wie so ein Tag aussieht. Während ich mir noch den Morgenkaffee aufbrühte und mich innerlich auf ein Strategie-Meeting vorbereitete, saß mein kleiner Sohn schon mit Bausteinen auf meinem Laptop. „Papa, baust du mit?“

Das klang süß. Beim ersten Mal. Aber nach dem zehnten Mal, wenn du versuchst, gleichzeitig einen Quartalsbericht zu lesen, während dir jemand einen Dinosaurier in die Achselhöhle steckt, wird’s… sagen wir mal: sportlich.

Der Schreibtisch als Sandkasten

Ich habe gelernt: Kinder kennen keine „wichtigen Termine“. Sie sehen nur: Papa sitzt da. Papa ist greifbar. Also wird Papa auch benutzt. Als Zuhörer für neue Geschichten aus dem Kindergarten. Als lebendiger Kletterturm. Oder als Schiedsrichter im Streit um das letzte Gummibärchen.

Mein Schreibtisch wurde zur Multifunktionsfläche. Links das Laptop, rechts ein Becher mit abgelutschten Lollis (von mir unbemerkt bereitgestellt), dazwischen eine Packung Feuchttücher und ein halb angezogener Teddy. Mittendrin ich – mit Headset, Anzughemd und der Hoffnung, dass niemand im Zoom-Call bemerkt, dass mein Stuhl auf einem Legostein wackelt.

Zwischendurch immer wieder die Frage: „Papa, darf ich malen?“ Klar darfst du. Zwei Minuten später: Der Tisch, mein Kalender, sogar mein Unterarm voller Filzstift-Spuren. Und ich? Immer noch am Erklären, warum unsere Strategie für Q3 krisensicher ist.

Die Kunst der Täuschung – Homeoffice-Edition

Ich geb’s zu: Ich wurde ein Meister im Inszenieren. Der Bildausschnitt war mein Freund. Oberhalb der Brust: professionell. Hemd, Brille, ernster Blick. Darunter: Chaos. Kind auf dem Schoß, Keks in der Hand, ein Fuß, der vorsichtig versucht, den Paw-Patrol-Truck unter dem Tisch zur Seite zu schieben.

Und immer diese Gedanken im Hinterkopf: Hört man das Babyfon? Hat jemand das „Papa hat gerade ein Meeting“-Schild von der Tür genommen? Wird mein Chef merken, dass ich gerade parallel einen Apfel schneide? Ich habe gelernt, mit einer Hand zu tippen und mit der anderen Banane zu schälen. Multitasking auf Papasprache.

Manchmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich stumm nicke und gleichzeitig Wickel-Action betreibe. Mein Gesicht bleibt ruhig, während mein linker Arm Windeln wechselt. Wenn das kein Skill ist, weiß ich auch nicht.

Videokonferenzen mit Überraschungseffekt

Es gab sie, diese legendären Momente. Der Tag, als mein Sohn im Batman-Kostüm hinter mir auftauchte und laut „Verbrecher!“ rief, während ich gerade Zahlen aus dem Quartalsbericht erklärte. Oder der Moment, als meine Tochter durchs Bild lief – nackt. Mit einem Einhornhut auf dem Kopf.

Ich habe auch mal versehentlich in einem Meeting gesagt: „Gleich, mein Schatz, Papa macht das gleich!“, weil ich dachte, mein Kind spricht mit mir – dabei war es die neue Kollegin aus dem Marketing. Ihr Blick? Unbezahlbar.

Und dann war da noch der Tag, als meine Kamera nicht richtig aus war. Ich stand auf, um die Tür zu schließen – und offenbarte meine Pyjamahose im Flamingo-Look. Das Meeting endete mit vielen herzlichen Lachern – und mir war es erstaunlich egal.

Wenn der Tag kein Ende nimmt

Was früher klar war – Arbeitszeit hier, Familienzeit da – verschwimmt im Homeoffice komplett. Ich habe manchmal Meetings gemacht, während ich parallel Spaghetti kochte. Habe am Abend noch E-Mails geschrieben, während ich auf dem Teppich lag und mit Lego-Häusern zugeschüttet wurde.

Die Grenze zwischen „Feierabend“ und „noch kurz die Präsentation fertig machen“ wurde jeden Tag unschärfer. Während ich versuchte, noch einen Gedanken zu Ende zu bringen, saß mein Kind auf meinem Rücken und ritt mich durch den „Wohnzimmerdschungel“.

Und trotzdem… war’s auch irgendwie schön. Ich war dabei. Ich hab die ersten Sätze mitgehört, die ersten Türme gesehen, das erste Mal erlebt, wie mein Kind „alleine“ aufs Klo ging – mitten in einer Telko, aber hey: große Sache!

Papa sein – präsent, aber überfordert

Ich hatte oft das Gefühl, beiden Welten nicht gerecht zu werden. Nicht dem Kind, weil ich dauernd „gleich!“ sage. Nicht der Arbeit, weil ich ständig rausgerissen werde. Dieses „ständig präsent sein, aber nie ganz da“ – das zerrt.

Aber ich hab gelernt, dass Perfektion nicht der Maßstab ist. Sondern Nähe. Dasein. Zuhören. Und ja, manchmal auch Versagen. Mein Kind braucht keinen Super-Daddy, sondern einen, der ehrlich sagt: „Ich bin müde.“ Und trotzdem beim Vorlesen einschläft – mit Pyjamahose und Laptop auf dem Schoß.

Und wenn ich mal nicht weiterweiß? Dann hilft nur eins: Augen zu, durchatmen, das Kind auf den Schoß nehmen – und dem Chef sagen, dass ich später nochmal anrufe. Prioritäten, du weißt schon.

Meine Tipps – nicht perfekt, aber praxiserprobt

  1. Bildschirmhöhe = Lebensretter: Positioniere deine Webcam so, dass niemand deine Hose sieht. Niemals. Egal, wie sicher du dich fühlst.
  2. Essenszeiten synchronisieren: Wenn’s irgendwie geht, leg Meetings nicht auf die „Ich-hab-Hunger-und-muss-jetzt-unbedingt-einen-Joghurt-haben“-Zeit deines Kindes.
  3. Türschilder wirken Wunder: Ein simples „Papa hat Meeting“ hat hier wahre Wunder bewirkt – zumindest für fünf Minuten.
  4. Humor nicht verlieren: Der Moment, wenn dein Kind ruft „Papa muss pupsen!“ während du den Monatsbericht präsentierst – den überlebst du. Ehrlich.
  5. Snack-Vorrat griffbereit: Nicht für dich – für die Kleinen. Eine Reiswaffel kann dir bis zu 12 Minuten Ruhe verschaffen. Manchmal auch 13.
  6. Keine Meetings nach 17 Uhr: Klingt hart, aber irgendwas muss heilig bleiben. Zum Beispiel das Abendessen ohne Headset.

Fazit: Die Pyjamahose ist mein Symbol

Sie steht für all die Momente, in denen ich versucht habe, alles zusammenzuhalten. Arbeit, Familie, mich selbst. Sie ist bequem, ehrlich, ein bisschen peinlich – wie mein Papa-Alltag eben auch.


Wenn ich am Abend das Sakko ausziehe und der Laptop endlich zugeht, sitze ich da. In Pyjamahose. Mit einem Kind auf dem Arm, Flecken auf dem Shirt und einem Herzen, das müde ist – aber voll.

Und dann weiß ich: Ich hab heute wieder irgendwie funktioniert. Nicht perfekt. Aber echt.

Und morgen? Morgen zieh ich vielleicht mal eine Jogginghose an. Man muss ja auch mal Abwechslung reinbringen.

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