Freizeit mit KindBasteln & DIY mit KindernWarum ich Basteln mit Kleber erst unterschätzt habe

Warum ich Basteln mit Kleber erst unterschätzt habe

Wie mich ein Klebestift, klebrige Finger und kindliche Fantasie völlig überrascht haben – und warum Basteln heute für uns mehr bedeutet als je zuvor.

Ich geb’s offen zu: Ich habe Kleber lange belächelt. Nicht den Sekundenkleber im Werkzeugkasten, sondern den guten alten Bastelkleber. Diese weißen Tuben mit matschigem Inhalt, die gefühlt überall landen – nur nicht da, wo sie eigentlich hin sollen. Für mich war das immer Kinderkram. Kleber, das war Chaos. Kleber, das war Schmiererei. Kleber, das war Stress.

Und dann kam mein Sohn. Und mit ihm: ein neues Kapitel. Inklusive Bastelkiste, Bastelideen und – na klar – Kleber in sämtlichen Aggregatzuständen. Und was soll ich sagen: Heute kann ich mir einen Bastelnachmittag ohne Kleber gar nicht mehr vorstellen.

Mein Einstieg in die Welt des Klebens

Am Anfang war ich skeptisch. Ehrlich gesagt hatte ich regelrechte Berührungsängste mit dem Zeug. Ich erinnerte mich zu gut an meine eigene Kindheit: an verklebte Finger, an Prittstift unter den Fingernägeln, an Projekte, die einfach nicht hielten. Mein Plan war also: So wenig Kleber wie möglich.


Der erste Bastelversuch mit meinem Sohn war entsprechend vorsichtig. Ich schnitt, er malte – und wenn was befestigt werden musste, griff ich lieber zur Büroklammer oder Tacker. Der Kleber lag bereit, wurde aber ignoriert. Bis mein Sohn irgendwann sagte: „Papa, das hält aber nicht richtig.“

Tja. Und damit begann es. Zuerst zögerlich, dann mutiger – und heute… kleben wir alles. Und ich meine wirklich: alles.

Kleber als Türöffner für Fantasie

Was ich nicht wusste: Kleber ist für Kinder wie Magie in der Tube. Da passiert was. Etwas wird verbunden. Zwei Dinge werden eins. Es ist fast wie zaubern – nur mit Bastelpapier.

Mein Sohn liebt diesen Moment, wenn der Kleber aufgetragen ist und er zwei Teile zusammenfügt. „Jetzt warten wir kurz, Papa!“ sagt er dann ganz ernst, als hätte er einen geheimen Kleber-Zauberspruch gesprochen. Und ich merke: Es geht ihm nicht nur ums Ergebnis – sondern um den Prozess. Um das Tun.

Durch den Kleber wurde Basteln für ihn greifbar. Und für mich? Plötzlich auch. Denn wenn ich sehe, wie er aufgeregt beobachtet, ob alles hält, wie er mit der Zunge zwischen den Lippen den Pinsel in den Flüssigkleber taucht oder mit hochkonzentrierter Miene die Tube zusammendrückt, dann weiß ich: Genau darum geht’s. Um dieses Versinken. Dieses Drinsein. Dieses kreative Miteinander.

Und noch etwas: Der Kleber war der Einstieg in größere Projekte. Plötzlich wollten wir nicht mehr nur Papier auf Papier kleben. Wir fingen an, mit Naturmaterialien zu arbeiten. Mit Stoffresten. Mit Korken, Knöpfen und allem, was sich irgendwie fixieren ließ. Es wurde experimenteller – und gleichzeitig vertrauter.

Von Klecksen und Katastrophen

Natürlich war nicht alles sofort zauberhaft. Unser Küchentisch hat jetzt dauerhaft ein paar Kleberflecken. Der Hund hatte mal Papier am Schwanz. Und ich habe mehr als einmal vergessen, die Tube wieder zuzudrehen – mit entsprechend zementähnlichem Ergebnis.

Aber weißt du was? Das gehört dazu. Der Kleber macht’s manchmal chaotisch, aber auch lebendig. Wo vorher alles geplant und geordnet sein musste, ist jetzt Raum für Zufall, für Improvisation, für kleine Katastrophen mit viel Herz.

Es gab Tage, da haben wir eine halbe Stunde lang nur Dinge zusammengeklebt – ohne Plan. Knöpfe auf Papier, Papierschnipsel auf Klorollen, Nudeln auf Pappe. Und das war wunderbar. Kein Ziel, kein Druck, kein „So muss das aussehen“ – sondern einfach machen.

Einmal wollten wir ein Vogelhaus aus Pappe basteln. Drei Seiten hielten, die vierte fiel immer wieder ab. Ich war kurz davor aufzugeben – aber mein Sohn lachte nur und sagte: „Dann kleben wir halt mehr.“ Und am Ende stand das Ding. Schief, aber stabil. Genau wie viele unserer Bastelwerke.

Der Moment, in dem ich’s kapiert habe

Einer dieser Nachmittage bleibt mir besonders in Erinnerung. Mein Sohn wollte ein „Weltraum-Bild“ machen. Ich verstand: Okay, Planeten, Sterne, Raketen – kriegen wir hin. Ich schnitt sorgfältig Kreise aus, suchte passende Farben, legte alles zurecht.

Und dann kam er mit einem alten Teebeutel, einem abgebrochenen Buntstift und der Idee, das alles auf das Bild zu kleben – weil das „der Müll ist, der durchs All fliegt“. Ich war kurz davor, „Nein, das passt nicht“ zu sagen. Aber dann sah ich seine Augen. Und ich sagte: „Cool. Kleben wir drauf.“

Dieses Bild hängt heute in seinem Zimmer. Es ist nicht hübsch. Aber es ist ehrlich. Und es erzählt eine Geschichte. Eine, die wir zusammen geklebt haben.

Seitdem haben wir unzählige solcher Momente erlebt. Einmal haben wir ein ganzes Dinosaurier-Diorama gebaut – mit Landschaft, Lava und Mini-Wolken aus Watte. Ein anderes Mal wurde ein leerer Schuhkarton zur Piratenhöhle. Jedes Mal war Kleber der Held in der Mitte.

Kleber verbindet mehr als Papier

Mit der Zeit wurde mir klar: Der Kleber ist mehr als nur ein Werkzeug. Er ist ein Symbol. Für Verbindung. Für Geduld. Für das Vertrauen, dass Dinge zusammenhalten, wenn man ihnen etwas Zeit gibt.

Basteln mit Kleber bedeutet, sich einzulassen. Auf das Kind. Auf das Chaos. Auf das Unvorhersehbare. Es ist eine Einladung, Kontrolle loszulassen. Nicht alles sofort zu bewerten. Sondern einfach zu tun.

Und: Es verbindet. Nicht nur Papier mit Pappe, sondern auch mich mit meinem Kind. Denn in diesen Momenten sitzen wir wirklich nebeneinander. Nicht mit dem Handy in der Hand. Nicht mit Terminen im Kopf. Sondern ganz da. Klebrig, konzentriert, gemeinsam.

Ich habe gemerkt, wie wichtig diese Zeiten geworden sind. Sie schaffen Nähe, Vertrauen, Gespräch. Beim Basteln reden wir über alles Mögliche – über Dinosaurier, über die Schule, über Träume. Und auch über das, was mal schiefläuft. Nicht nur beim Basteln.

Was ich heute anders sehe

Früher dachte ich: Kleber ist nur ein Mittel zum Zweck. Heute weiß ich: Kleber ist ein Teil des Erlebnisses. Ich sehe ihn nicht mehr als Störfaktor, sondern als Helfer. Als etwas, das das Basteln echt macht. Unperfekt. Aber genau dadurch besonders.

Ich habe gelernt, dass es nicht darum geht, ob die Kanten exakt aufeinanderliegen oder ob das Ergebnis irgendwo gezeigt werden kann. Es geht darum, dass mein Kind am Ende sagt: „Das haben wir gemacht.“ Und dass ich sagen kann: „Ja. Und ich bin stolz drauf.“

Ich sehe auch, wie sehr Kinder davon profitieren, wenn sie gestalten dürfen. Wenn sie Verantwortung übernehmen – sogar beim Kleberauftrag. „Ich mach das, Papa!“ höre ich oft. Und ich lasse ihn machen. Auch wenn es manchmal tropft oder schief wird. Gerade dann wird’s schön.

Tipps für alle, die Kleber (noch) skeptisch sehen

Falls du beim Wort „Bastelkleber“ immer noch kurz zusammenzuckst – keine Sorge. Ich war da auch. Und deshalb hier ein paar Dinge, die helfen können:

  • Besorg dir eine Bastelunterlage. Damit bleibt wenigstens der Tisch verschont.
  • Hab Feuchttücher griffbereit. Für die Finger. Und manchmal auch fürs Gesicht.
  • Nimm verschiedene Kleberarten. Stift, Flüssig, Roller – jedes Kind hat seinen Favoriten.
  • Erwarte Chaos. Und sieh es als Zeichen, dass ihr wirklich mittendrin seid.
  • Vertrau deinem Kind. Es kann oft mehr als du denkst – auch beim Kleben.
  • Mach mit. Kleb selber mit. Nicht nur beaufsichtigen, sondern mitgestalten.
  • Feier die Werke. Egal wie schief, bunt oder verrückt – das sind eure kleinen Meisterstücke.
  • Nutze Reste. Knöpfe, Schnüre, Kronkorken – alles kann geklebt werden.
  • Lass los. Nicht alles muss schön sein. Hauptsache, es ist echt.

Fazit: Kleber hat mich überrascht – und verändert

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Text über Kleber schreibe. Noch weniger, dass ich ihn lobe. Aber hier sind wir. Und ich meine jedes Wort.

Kleber hat mich gelehrt, loszulassen. Kreativ zu sein. Mich auf mein Kind einzulassen. Nicht alles zu kontrollieren. Und Freude an den kleinen Dingen zu haben.


Wenn du also das nächste Mal bastelst – und überlegst, ob du den Kleber weglassen solltest – tu’s nicht. Nimm ihn. Drück die Tube. Und schau, was passiert.

Vielleicht entsteht nur ein klebriges Bild. Vielleicht eine Erinnerung fürs Leben. Oder beides. Und wer weiß – vielleicht entdeckst du dabei eine Seite an dir, die du längst vergessen hattest: die, die einfach mal machen kann. Ohne Perfektion. Aber mit ganz viel Herz.

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