FamilienlebenPapa-Alltag im FamilienchaosPapa-Frühdienst: Die unsichtbare Schicht beginnt um 5:12 Uhr

Papa-Frühdienst: Die unsichtbare Schicht beginnt um 5:12 Uhr

Ein ehrlicher Papa-Artikel über müde Augen, frühe Heldentaten und die ersten Stunden des Tages, die keiner sieht

Es ist exakt 5:12 Uhr. Nicht 5:10 Uhr, nicht 5:15 Uhr. Fünf Uhr zwölf. Diese Zeit hat sich eingebrannt wie das Muster der Schnullerabdrücke auf meiner Schulter. Und während draußen die Welt noch schläft, fängt mein Tag an. Der Tag, den keiner sieht. Der Frühdienst. Die unsichtbare Schicht, für die es weder Applaus noch Kaffeepause gibt – aber dafür jede Menge Geschichten.

Wenn der Wecker ein Kind ist

Es gibt zwei Sorten Menschen: Die, die vom Wecker geweckt werden – und die, die von einem kleinen Menschen aus dem Schlaf geholt werden, der dir mit staubtrockener Stimme „Papa, ich bin wach“ ins Ohr flüstert. Ich gehöre zur zweiten Sorte. Mein persönlicher Wecker trägt Schlafanzug mit Bagger-Aufdruck, hat ein warmes Händchen und einen festen Willen. Ausschalten? Fehlanzeige.

Also rolle ich mich aus dem Bett, versuche nicht zu fluchen, tappe durchs dunkle Zimmer und stoße mir zum dritten Mal diese Woche den Zeh. Im Halbschlaf wanke ich Richtung Küche. Mein Sohn springt fröhlich neben mir her, als hätte er gerade acht Stunden Wellness hinter sich. Ich nicht. Ich habe drei Stunden schlechten Schlaf und eine Schulter voller Sorgen.

Kaffee und Kakao – das heilige Ritual

Der Kaffee läuft, langsam, wie ich. Der Kakao schäumt, zu viel wie immer. Wir sitzen nebeneinander auf dem Sofa. Mein Sohn mit seiner Kuscheldecke, ich mit Augenringen. Die erste halbe Stunde besteht aus Kuscheln, Cartoons und dem Versuch, wenigstens ein paar Minuten in einer Art Schwebezustand zu verbringen – irgendwo zwischen „Ich bin da“ und „Ich funktioniere halbwegs“.

Ich kenne mittlerweile alle Folgen von Feuerwehrmann Sam. Ich weiß, wie man ein Katapult aus Legosteinen baut. Ich habe in aller Herrgottsfrühe schon Müsli sortiert, Bücher vorgelesen und Streit um den „richtigen“ Löffel geschlichtet. Und während der Rest der Welt noch träumt, bin ich schon mittendrin im Einsatz.

Unsichtbar, aber systemrelevant

Was in vielen Familien der „Mama-Morgen“ ist, ist bei uns mein Job. Meine Frau hat Spätschicht gehabt. Oder ist krank. Oder einfach dran. Wir wechseln uns ab, so gut es geht. Aber ich merke: Wenn Papa den Frühdienst macht, ist es plötzlich besonders. Nicht im Sinne von glamourös – eher im Sinne von „Du bist der Einzige, der jetzt da ist“. Und das ist völlig okay.

Ich habe gelernt, den Schlafmangel mit einer gewissen Gelassenheit zu umarmen. Mein Körper weiß inzwischen, dass er um 5:12 Uhr funktionieren muss. Die Jogginghose liegt bereit, der Pulli hängt überm Stuhl. Ich brauche morgens keinen Spiegel – ich sehe auch ohne ihn, dass ich noch nicht ganz wach bin.

Frühstück für Champions

6:00 Uhr. Die Welt beginnt zu atmen. Das Brot wird getoastet, der Apfel geschnitten, der erste Joghurt geöffnet – leider verkehrt herum. Ich fluche leise, putze den Fleck weg und lache kurz. Mein Sohn ist begeistert vom Muster auf dem Tisch. „Sieht aus wie ein Vulkan!“, ruft er. Und ich denke: Ja, wie der in meinem Inneren, der heute früh aber glücklicherweise nicht ausgebrochen ist.

Ich lasse ihn schütten, schneiden, matschen. Es dauert länger, aber das gehört dazu. Ich will ihm nicht nur das Frühstück geben – ich will ihm auch zeigen, dass er kann. Dass Papa vertraut. Auch wenn dabei der halbe Käse auf dem Boden landet.

Die vielen kleinen Kämpfe

Anziehen ist ein Abenteuer. Zwischen „Ich kann das alleine!“ und „Papa, hilf mir!“ liegen gefühlt vier Stunden und ein halber Nervenzusammenbruch. Ich bleibe ruhig – meistens. Heute hat er die Socken als Handschuhe angezogen und protestiert laut, als ich versuche, sie an die Füße zu bringen. Ich atme tief durch. Zähle innerlich bis zehn. Und dann lachen wir beide. Weil er sich selbst zu einem Monster erklärt hat, das „kalte Finger-Krallen“ hat.

Manchmal fühlt sich der Frühdienst an wie ein Parcourslauf. Nur dass du müde bist, nichts gewonnen werden kann – außer einem Kuss auf die Stirn – und die Zeit dir ständig im Nacken sitzt.

Das große Ziel: Kita pünktlich, Kind glücklich

Zwischen 7:15 Uhr und 7:45 Uhr beginnt die heiße Phase. Zähneputzen, Schuhe finden, Brotbox befüllen. Ich verliere fünf Minuten mit der Suche nach dem Lieblingspulli, zwei weitere, weil die Banane „zu krumm“ ist. Aber wir schaffen es. Irgendwie. Immer.

Und jedes Mal, wenn ich mein Kind vor der Kita-Tür verabschiede, mit einem festen Drücken und einem „Hab einen schönen Tag“, weiß ich: Der schwierigste Teil meines Tages liegt schon hinter mir.

Wenn der Arbeitstag nur der zweite Dienst ist

Ich steige ins Auto. Oder aufs Rad. Oder setze mich an den Laptop. Mein Kopf funktioniert inzwischen wieder – zumindest so gut wie möglich. Ich habe schon mehrere emotionale Achterbahnen hinter mir, drei kleine Krisen gemeistert und bin trotzdem halbwegs angezogen. Ich bin bereit – für den zweiten Teil des Tages: den Job.

Niemand im Meeting weiß, dass ich heute früh drei verschiedene Toastbrote getoastet habe. Oder dass ich mir die Hände mit Kirschmarmelade gewaschen habe, weil das der einzige Weg war, um den Deckel aufzubekommen. Und das ist okay. Ich muss nicht erzählen, dass ich vor dem Call noch einen Plüschdrachen gesucht habe.

Aber ich weiß es. Und das reicht.

Warum dieser Job mehr ist als Routine

Papa-Frühdienst ist mehr als nur Aufstehen und Funktionieren. Es ist Nähe, Verlässlichkeit, Zuwendung – in einer Zeit, in der alles ruhig ist, intim, ehrlich. Diese frühen Stunden gehören nur uns. Kein Handy, keine E-Mails, kein Lärm. Nur mein Kind und ich. In Jogginghose und mit Milchbart.

Ich habe gelernt, dass diese Zeit genauso viel zählt wie das große Toben am Nachmittag oder das Vorlesen am Abend. Vielleicht sogar mehr. Weil sie zeigt: Ich bin da. Immer. Auch wenn ich müde bin. Auch wenn ich lieber weiterschlafen würde. Ich bin dein Papa – und genau das ist mein Job.

Was ich jedem Papa sagen will

Wenn du auch manchmal morgens um 5:12 Uhr geweckt wirst – ohne Gnade, ohne Kaffee, ohne Hoffnung auf Snooze – dann weißt du, wovon ich rede. Und ich sage dir: Du machst das gut. Auch wenn du dir die Zähne mit der Kinderzahnbürste putzt. Auch wenn du in der Kita merkst, dass du noch Haargel auf nur einer Seite hast. Auch wenn du beim Abschied zu winken vergisst, weil du im Kopf schon im Büro bist.

Du bist da. Und das ist das, was zählt.

Fazit: Frühdienst mit Herz und Augenringen

Der Papa-Frühdienst ist kein Heldentum im klassischen Sinn. Es gibt keine Medaille, kein Feierabendbier um neun. Aber es gibt diese stillen Momente, die dir niemand nimmt: wenn dein Kind sich an dich kuschelt, wenn du den ersten Löffel Müsli teilst, wenn du im Halbschlaf das schönste Lächeln der Welt bekommst.


Und vielleicht, ganz vielleicht, denkst du beim nächsten Mal um 5:12 Uhr nicht nur: „Warum ich?“ – sondern auch: „Für wen ich.“

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