Papa-KolumneKolumnen & KommentareWarum ich nie ein perfekter Vater sein will

Warum ich nie ein perfekter Vater sein will

Weil echte Vaterschaft nicht in glatten Instagram-Momenten stattfindet, sondern im echten Leben – zwischen Zweifel, Windel, Lachen und Lernen.

Es gibt diese Tage, an denen ich denke: Heute hab ich’s echt verkackt. Ich hab zu laut reagiert, war ungeduldig, hab mein Kind mit „Gleich, Schatz“ abgewimmelt, obwohl es einfach nur Nähe wollte. Abends liege ich dann im Bett, starre an die Decke und denke: Das war nicht mein bester Tag als Papa.

Und weißt du was? Ich will das gar nicht wegschieben. Es gehört dazu. Denn ich will nicht der perfekte Vater sein. Ich will der echte sein. Der, den mein Kind erleben darf – mit allen Ecken, Kanten, Fehlern und Versuchen, es besser zu machen. Weil das viel wertvoller ist als jede Scheinperfektion. Weil ich möchte, dass mein Kind von einem echten Menschen begleitet wird – nicht von einer glattpolierten Fassade.

Das Problem mit dem perfekten Vaterbild

Die sozialen Medien sind voll von Superdads. Die immer strahlen. Die mit ihrem Nachwuchs durch den Wald joggen, die mit einem Lächeln den Brei anrühren, die scheinbar nie müde oder überfordert sind. Es sind schöne Bilder. Aber sie sind nicht echt. Sie zeigen einen Ausschnitt – den guten. Und sie lassen uns oft mit dem Gefühl zurück: Ich bin nicht gut genug.


Dieses Ideal ist gefährlich. Es setzt uns unter Druck. Es lässt uns vergleichen. Und es macht uns stumm. Weil wir denken, unsere Zweifel und Fehler seien nicht erlaubt. Aber die Wahrheit ist: Hinter jeder dieser perfekten Familienfassaden verbirgt sich dasselbe Chaos wie bei uns. Die gleichen Morgenkämpfe. Die gleichen müden Augen. Die gleichen Schuldgefühle.

Ich hab das lange mitgemacht. Wollte alles richtig machen. Immer da sein. Immer präsent. Immer geduldig. Immer vorbereitet. Und bin dabei oft an mir selbst gescheitert. Weil es nicht funktioniert. Weil das Leben mit Kind nicht planbar ist. Weil Kinder fordern, herausfordern, nerven, widersprechen – und das völlig zu Recht. Sie sind keine Projekte. Sie sind Menschen. Und sie brauchen echte Beziehung.

Was mein Kind wirklich braucht

Mein Kind braucht keinen perfekten Vater. Es braucht einen, der da ist. Der zuhört. Der ehrlich ist. Der sich entschuldigt, wenn er unfair war. Der sich Zeit nimmt, auch wenn’s schwerfällt. Der nicht alles weiß, aber bereit ist, zu lernen. Der nicht immer alles im Griff hat – aber das Herz am richtigen Fleck.

Kinder brauchen keine fehlerfreien Vorbilder. Sie brauchen greifbare Menschen. Die zeigen, wie man mit Fehlern umgeht. Wie man sich entschuldigt. Wie man zu seinen Schwächen steht. Wie man trotz Stress liebt. Wie man zu seinen Grenzen steht – und trotzdem Verantwortung übernimmt.

Wenn ich mein Kind anschaue, sehe ich kein Wesen, das einen perfekten Vater braucht. Ich sehe einen kleinen Menschen, der wissen will: Bist du da? Liebst du mich auch dann, wenn ich laut bin, anstrengend oder traurig? Und meine Antwort ist: Ja. Immer. Ohne Bedingungen. Und ich hoffe, dass mein Kind das auch von mir lernen kann – Liebe ohne Leistung.

Ich will meinem Kind vorleben, dass Menschsein okay ist. Dass Fehler dazugehören. Dass niemand immer alles richtig machen kann – und dass das auch gar nicht nötig ist, um geliebt zu werden.

Fehler machen ist nicht das Problem – sie zu ignorieren schon

Ich habe in den letzten Jahren viele Fehler gemacht. Ich habe Grenzen übersehen, Gefühle nicht ernst genommen, falsche Prioritäten gesetzt. Aber ich habe auch gelernt, zu reden. Mich zu erklären. Zu sagen: „Es tut mir leid, das war nicht fair.“

Das sind die Momente, die zählen. In denen Beziehung wächst. In denen Vertrauen entsteht. In denen mein Kind merkt: Papa ist nicht perfekt – aber ehrlich. Und das ist mir viel wichtiger. Diese Momente, in denen wir uns wirklich sehen. Nicht als Rolle. Sondern als Menschen.

Es geht nicht darum, keine Fehler zu machen. Es geht darum, was wir daraus machen. Ob wir bereit sind, hinzusehen. Hinzuhören. Uns zu verändern. Und genau da liegt der Kern von guter Vaterschaft: nicht im Perfektsein – sondern im Dranbleiben.

Der Druck von außen – und was er mit uns macht

„Na, das Kind schreit aber oft bei dir.“ „Warum trägst du es denn nicht?“ „Du musst einfach konsequenter sein.“

Solche Sätze begegnen uns als Eltern ständig. Und sie brennen sich ein. Weil sie den Eindruck erwecken, wir müssten immer souverän sein. Als ob wir versagen, wenn unser Kind mal austickt. Als ob wir Schuld tragen, wenn es nicht schlafen will. Dabei ist genau das normal.

Und das Schlimmste daran: Wir übernehmen diesen Druck. Wir glauben, dass wir scheitern, wenn wir an unsere Grenzen kommen. Dabei sind diese Grenzen menschlich. Natürlich. Und sie sind da, um uns etwas zu sagen: Du musst nicht perfekt sein. Du musst echt sein. Du musst dich kümmern. Aber du musst dich nicht aufopfern.

Ich will mich davon frei machen. Nicht alles richtig machen. Sondern auf mein Gefühl hören. Auf mein Kind schauen. Auf unsere Beziehung vertrauen. Und ich wünsche mir, dass wir Väter uns gegenseitig bestärken, nicht gegeneinander aufwiegen. Dass wir uns zuhören. Und sagen: „Ich kenn das.“ Statt: „Du musst nur…“

Was mir hilft, echt zu bleiben

  • Humor. Wenn ich über mich selbst lachen kann, wird vieles leichter. Auch ein Kakao, der sich über das Sofa ergießt, ist irgendwann eine Anekdote.
  • Ehrliche Gespräche. Mit anderen Vätern. Über das, was nicht läuft. Über den Wutanfall heute Morgen. Über das „Ich kann nicht mehr“-Gefühl.
  • Vergebung. Mir selbst gegenüber. Jeden Tag neu. Weil ich weiß: Ich bin ein guter Vater, auch wenn nicht jeder Tag gut ist.
  • Erinnerungen. Dass mein Kind mich nicht perfekt braucht, sondern präsent. Dass es meine Nähe mehr zählt als mein Timing. Mein echtes Zuhören mehr als perfekt geplante Aktivitäten.

Und manchmal hilft auch einfach: ein Spaziergang. Eine Pause. Ein stiller Moment, in dem ich wieder bei mir ankomme.

Warum ich genau so ein Vater sein will

Weil mein Kind so viel mehr von mir lernt, wenn ich nicht perfekt bin. Wenn ich authentisch bin. Wenn ich zeigen kann, wie man wächst. Wie man mit Stress umgeht. Wie man sich entschuldigt. Wie man weitermacht.

Ich will meinem Kind mitgeben: Du musst nicht perfekt sein. Du darfst Fehler machen. Du darfst laut sein, wütend, leise, traurig. Du darfst du sein. Weil du geliebt bist – genau so, wie du bist. Und das kann ich nur glaubhaft vermitteln, wenn ich selbst danach lebe.

Ich will, dass mein Kind weiß: Papa ist ein Mensch. Mit Stärken. Mit Schwächen. Mit Liebe. Und dass genau das reicht. Immer. Dass Familie der Ort ist, an dem man nicht glänzen muss, um wertvoll zu sein. Sondern einfach sein darf.

Ich will ein Vater sein, der bleibt. Der nicht flieht, wenn es schwierig wird. Der nicht wegguckt, wenn’s weh tut. Sondern der da ist – mit Herz, mit Fehlern, mit Kraft und mit Fragen. Der sich traut, schwach zu sein. Und genau darin stark ist.

Fazit: Echtheit schlägt Perfektion

Ich will nie der perfekte Vater sein. Ich will der echte sein. Der, der liebt, lacht, zweifelt, kämpft und immer wieder aufsteht. Der keine perfekten Antworten hat – aber immer ein offenes Ohr.

Denn das ist es, was Kinder brauchen: Einen Vater, der ihnen zeigt, dass Menschsein okay ist. Dass Fehler dazugehören. Dass Liebe bleibt – auch wenn man mal nicht glänzt.


Ich will meinem Kind zeigen: Du musst nicht perfekt funktionieren. Du darfst fühlen. Du darfst lernen. Du darfst fragen. Und du darfst wissen: Ich bin da. Nicht perfekt. Aber ehrlich. Und mit ganzem Herzen.

Und genau das will ich jeden Tag leben. Mit allen Höhen und Tiefen. Weil es nicht um Perfektion geht. Sondern um Beziehung. Und um Liebe, die nicht glänzt – sondern trägt.

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