Versicherungen. Allein das Wort klingt schon nach Aktenordner, Kleingedrucktem und öden Beratungsgesprächen mit Krawattenmenschen. Ich geb’s zu: Früher hätte ich lieber das Kinderzimmer gestrichen – mit Zahnbürste – als mich mit dem Thema zu beschäftigen. Versicherungen? Langweilig, unübersichtlich, unnötig. Dachte ich.
Aber dann wurde ich Papa. Und plötzlich veränderte sich alles. Nicht sofort, aber nach und nach. Mit jedem Arztbesuch, jeder Kita-Anmeldung, jedem Brief mit „wichtige Vertragsunterlagen“ auf dem Umschlag.
Heute weiß ich: Versicherungen sind nicht sexy. Aber sie sind verdammt wichtig. Gerade wenn du Familie hast. Hier kommt mein persönlicher Rundumschlag – mit Erkenntnissen, Anekdoten und dem einen oder anderen Aha-Moment.
Der Moment, in dem’s Klick gemacht hat
Ich weiß noch genau, wann ich zum ersten Mal ernsthaft über Versicherungen nachgedacht habe. Unser Sohn war knapp ein Jahr alt, lief gerade die ersten wackeligen Schritte – natürlich barfuß, natürlich auf dem Fliesenboden. Es hat nicht mal geknallt, nur gerutscht. Plötzlich Tränen, panische Blicke, Krankenhaus. Glücklicherweise nur ein verstauchter Knöchel. Aber der Moment hat was verändert.
Denn während wir im Wartezimmer saßen und ich mit einer Mischung aus Angst, Selbstvorwürfen und Müdigkeit auf das piepsende Wartezimmer-Display starrte, dachte ich: Was, wenn das schlimmer gewesen wäre? Was, wenn er dauerhaft Hilfe gebraucht hätte? Oder wenn mir was passiert? Wer zahlt das alles?
Spätestens da war klar: Ich muss mich kümmern. Nicht nur um mein Kind – sondern auch um die Absicherung drumherum.
Warum Versicherungen so unsexy sind – aber trotzdem Sinn machen
Klar, Versicherungen kommen selten mit Glitzer, bunten Bildern oder schnellen Erfolgen um die Ecke. Du zahlst Beiträge und bekommst (hoffentlich) nie was zurück. Klingt irgendwie blöd – ist aber in Wahrheit ein geniales System: Du zahlst für die Sicherheit, dass du im Ernstfall nicht alles allein schultern musst.
Und gerade als Papa willst du genau das. Du willst nicht bei jedem Sturz, jeder Kündigung oder jedem Unwetter Panik bekommen. Du willst vorbereitet sein – auch wenn du’s hoffentlich nie brauchst.
Versicherungen sind wie diese Reservereifen im Kofferraum. Unauffällig, unbequem – aber wenn’s kracht, bist du heilfroh, dass sie da sind.
Welche Versicherungen für Familien wirklich sinnvoll sind
Jede Familie ist anders. Und doch gibt es ein paar Versicherungen, die für die meisten Papas echte Lebensretter (oder zumindest Nervenretter) sind.
1. Haftpflichtversicherung
Der Klassiker. Und völlig zu Recht. Kinder sind kleine Zerstörer mit großen Augen. Unser Sohn hat mal beim Nachbarn das Fahrrad mit Wachsmalkreide „verschönert“. Dumm nur, dass es ein teures E-Bike war. Dank unserer privaten Haftpflicht war das kein finanzielles Drama.
Diese Versicherung brauchst du. Punkt. Sie springt ein, wenn du oder deine Kinder jemandem einen Schaden zufügen – und das kann teuer werden. Gut zu wissen: Viele Tarife schließen auch „deliktunfähige“ Kinder mit ein – also unter 7 Jahren.
2. Krankenversicherung
Pflicht, logisch. Aber innerhalb dieser Pflicht gibt es Unterschiede. Gesetzlich oder privat? Welche Kasse zahlt was? Welche Zusatzversicherungen machen Sinn?
Wir sind gesetzlich versichert – was bei mehreren Kindern finanziell einfach entspannter ist. Wichtig ist, dass du regelmäßig prüfst, was deine Kasse bietet. Viele haben inzwischen Bonusprogramme, kostenlose Vorsorgeleistungen oder Extras für Familien.
Und wenn du mal nachts in der Kinderklinik sitzt, weil das Baby nicht aufhört zu schreien, willst du dir keine Gedanken über Zuzahlungen machen müssen.
3. Berufsunfähigkeitsversicherung (BU)
Nicht gerade das Thema für den Smalltalk auf dem Spielplatz – aber ein verdammt wichtiges. Was passiert, wenn du nicht mehr arbeiten kannst? Nicht mit 67, sondern mit 35?
Die BU ist teuer, ja. Aber sie sichert dein Einkommen ab, wenn du dauerhaft krank wirst oder aus anderen Gründen nicht mehr in deinem Job arbeiten kannst. Für uns war sie ein Gamechanger – weil sie ein Riesenthema aus dem Kopf nimmt.
4. Risikolebensversicherung
Noch so ein Spaßverderber-Thema. Aber ganz ehrlich: Wenn du die Hauptverdiener-Rolle hast (oder gemeinsam finanziell auf Kante lebst), dann frag dich: Was passiert, wenn ich plötzlich weg bin? Wer zahlt dann die Miete, die Schulbücher, den Urlaub?
Eine Risikolebensversicherung zahlt im Todesfall eine vorher vereinbarte Summe an deine Hinterbliebenen. Sie ist relativ günstig – aber die Wirkung im Ernstfall ist riesig.
5. Unfallversicherung (vor allem für die Kinder)
Unsere Kinder sind selten versichert, wenn sie zu Hause vom Klettergerüst stürzen – denn die gesetzliche Unfallversicherung gilt meist nur für Kita, Schule oder den Weg dorthin. Eine private Unfallversicherung kann diese Lücke schließen.
Ob’s sich lohnt? Kommt auf die Aktivitäten und dein Sicherheitsgefühl an. Wir haben’s gemacht – weil unser Sohn bei jedem zweiten Kletterversuch wie ein junger Bruce Willis unterwegs ist.
6. Rechtsschutzversicherung
Je mehr Papierkram, Verträge und Behördenbriefe im Haus landen, desto häufiger denkst du: Sollte ich vielleicht mal einen Anwalt fragen?
Ein Familienrechtsschutz hilft dir bei Streitigkeiten mit Arbeitgebern, Vermietern, Behörden, Online-Händlern und Co. Muss man nicht haben – aber wenn man ihn braucht, ist er Gold wert. Wir haben ihn schon zweimal genutzt. Und nie bereut.
Und welche Versicherungen sind überflüssig?
Natürlich gibt’s auch Versicherungen, die du dir sparen kannst – oder zumindest kritisch prüfen solltest:
- Handyversicherung: Oft teuer und mit vielen Ausschlüssen. Lieber Rücklagen bilden.
- Brillenversicherung: Meist lohnt sich’s nicht, außer bei extrem teuren Modellen.
- Reisegepäckversicherung: Wenn überhaupt, nur in Verbindung mit einer Auslandskrankenversicherung sinnvoll.
- Sterbegeldversicherung: Klingt dramatisch, ist aber oft schlecht verzinst und teuer. Lieber separat sparen.
Grundregel: Wenn der mögliche Schaden überschaubar ist und du im Zweifel selbst zahlen könntest, brauchst du keine Versicherung. Wenn’s aber existenziell wird – Finger weg vom Sparen.
Wie du dich dem Thema entspannt näherst
Das größte Problem bei Versicherungen ist oft: Man schiebt’s vor sich her. Aus Unsicherheit, aus Überforderung oder weil’s einfach keinen Spaß macht.
Hier ein paar Tipps, wie’s trotzdem klappt:
- Mach’s wie Lego – Stein für Stein: Fang mit einer Sache an. Haftpflicht. Dann Krankenversicherung. Und so weiter.
- Vergleiche – aber nicht bis zur Verzweiflung: Nutze Vergleichsportale, lies Kundenbewertungen, sprich mit Leuten, die ähnliche Lebenssituationen haben.
- Unabhängige Beratung kann helfen: Es gibt gute Berater, die nicht an Provisionen hängen. Die findest du z. B. bei Verbraucherzentralen.
- Check einmal im Jahr alles durch: Am besten im Januar – da sind die Neujahrsvorsätze noch frisch.
- Geh es wie ein Papa an: Mit gesundem Menschenverstand, etwas Pragmatismus und dem Gedanken: Ich tu das für meine Familie.
Wie Versicherungen meinen Papa-Alltag verändert haben
Ich bin kein Versicherungsjunkie geworden. Wirklich nicht. Aber ich hab gelernt, sie als Teil meines Alltags zu akzeptieren – wie die Brotdose, die man abends spült, obwohl man lieber auf dem Sofa sitzen würde.
Seit ich das meiste geregelt habe, bin ich entspannter. Ich schlafe besser. Ich fühle mich handlungsfähiger. Und ich weiß: Wenn das Leben mal wieder mit einem Vorschlaghammer um die Ecke kommt – ich bin nicht ganz ungeschützt.
Und noch was: Ich rede inzwischen offener drüber. Auch mit anderen Vätern. Weil ich gemerkt habe: Jeder denkt’s, keiner sagt’s. Aber wenn’s einer mal laut ausspricht – dann nicken plötzlich alle.
Fazit: Nicht sexy, aber sinnvoll
Versicherungen sind kein Thema für einen lustigen Elternabend. Sie bringen keine Likes bei Instagram und keinen Applaus im Sandkasten. Aber sie bringen Ruhe. Stabilität. Und das gute Gefühl, vorbereitet zu sein.
Und genau das brauchen wir Papas. Wir müssen nicht alles kontrollieren. Aber wir können dafür sorgen, dass wir im Fall der Fälle nicht im freien Fall landen.
Also ja – Versicherungen sind nicht sexy. Aber ziemlich verdammt wichtig.