Es fängt meistens harmlos an. Ein bisschen Urlaubsrecherche hier, ein paar Schnäppchenflüge da, und schwupps ist der Familienurlaub gebucht. Strand, Sonne, Abenteuer – endlich mal raus. Nur Papa, Kind und ein bisschen Entspannung. Klingt traumhaft, oder?
Bis das Kind plötzlich hohes Fieber bekommt. Oder sich den Fuß verstaucht. Oder der Koffer mit den Medikamenten irgendwo zwischen Frankfurt und Fuerteventura verloren geht. Willkommen im Auslandsurlaub mit Kind – zwischen Idylle und Improvisation.
Damit du im Notfall nicht ins Schwitzen kommst – außer am Strand – solltest du vorher klären: Welche Versicherungen brauchst du als Papa wirklich, wenn du mit deinem Kind ins Ausland fährst? Genau das schauen wir uns jetzt gemeinsam an. Mit vielen praktischen Tipps, ehrlichen Geschichten und einer Portion Papa-Realität.
Warum überhaupt extra versichern? Reicht die gesetzliche Krankenkasse nicht?
Gute Frage. Und leider lautet die Antwort: Jein.
Wenn du gesetzlich krankenversichert bist, bekommst du innerhalb der EU und in einigen wenigen Ländern mit Sozialversicherungsabkommen (z. B. Türkei, Schweiz) medizinische Leistungen über die europäische Krankenversicherungskarte (EHIC). ABER: Das deckt nur das absolute Minimum ab – und oft nur das, was im jeweiligen Land auch üblich ist. Bedeutet:
- Privatkliniken sind oft ausgeschlossen.
- Kosten für Rücktransport nach Deutschland werden nie übernommen.
- Sprachbarrieren und Bürokratie können die Versorgung massiv erschweren.
Und jetzt stell dir vor: Du sitzt mit deinem Kind in einer spanischen Notaufnahme, kein Arzt spricht Deutsch oder Englisch, dein Sohn hat Schmerzen – und du hast keine Zusatzversicherung. Genau da fängt der Stress an, den keiner im Urlaub braucht.
Die wichtigste Absicherung: Die Auslandsreisekrankenversicherung
Wenn du nur eine einzige Zusatzversicherung für deinen Urlaub mit Kind abschließen willst – dann ist es diese.
Die Auslandsreisekrankenversicherung übernimmt:
- Ambulante und stationäre Behandlungen im Ausland
- Medikamente, Verbände, ärztliche Verordnungen
- Notfalltransporte und Rücktransporte nach Deutschland
- Dolmetscherkosten (je nach Tarif)
Und das Beste: Sie kostet oft nur 10–30 Euro im Jahr – für die ganze Familie. Kinder sind meist kostenfrei oder sehr günstig mitversichert.
Ein Muss für jeden Papa, der mit Kind über die Landesgrenze hinaus will – egal ob für ein Wochenende oder vier Wochen Strandurlaub.
Was du bei der Auswahl beachten solltest
Nicht jede Versicherung ist gleich. Achte beim Abschluss auf folgende Punkte:
- Rücktransport inklusive? (unbedingt!)
- Leistung auch bei Vorerkrankungen deines Kindes? (z. B. Asthma)
- 24h-Notrufnummer im Ausland erreichbar?
- Gültigkeit weltweit – auch bei Fernreisen?
- Keine Selbstbeteiligung im Schadensfall?
Viele Anbieter bieten auch Familientarife, bei denen alle mitreisenden Kinder eingeschlossen sind. Wichtig: Nicht jede Kreditkarte beinhaltet automatisch eine gute Auslandsversicherung – prüf die Bedingungen genau.
Was passiert im Ernstfall? Ein Beispiel aus meinem Papa-Alltag
Urlaub in Italien, unser Sohn war drei. Eigentlich alles top – bis der Kleine nachts plötzlich anfing zu fiebern. 39,5 Grad, Schüttelfrost, panische Blicke. Kinderarzt? Fehlanzeige. Nur ein örtliches Krankenhaus. Ich war überfordert – aber dank unserer Versicherung konnten wir den Rücktransport organisieren, inklusive Begleitung durch medizinisches Fachpersonal.
Die Rechnung wäre sonst bei über 5000 Euro gelegen. Gezahlt haben wir: 0 Euro. Geärgert haben wir uns nur über das Essen im Flieger.
Weitere wichtige Versicherungen für den Auslandsurlaub mit Kind
1. Reiserücktrittsversicherung
Gerade mit Kindern ist der Urlaub nie sicher. Fieber am Abreisetag? Magendarm-Virus eine Woche vor dem Flug? Schon ist alles hin.
Eine Reiserücktrittsversicherung übernimmt die Kosten, wenn du aus triftigem Grund (Krankheit, Unfall, Todesfall im engen Kreis) nicht reisen kannst – oder abbrechen musst. Wichtig:
- Achte auf gute Gründe in den Vertragsbedingungen.
- Schließe sie sofort beim Buchen ab – spätestens 14 Tage danach.
- Familien-Tarife rechnen sich meist.
2. Reiseabbruchversicherung
Ergänzt den Reiserücktritt sinnvoll. Wenn ihr abbrechen müsst (z. B. wegen Krankenhausaufenthalt), übernimmt sie die nicht genutzten Reiseleistungen oder zusätzliche Rückreisekosten.
3. Gepäckversicherung
Nicht unbedingt ein Muss – aber hilfreich, wenn ihr mit teurem Equipment reist (z. B. Kamera, Kinderwagen, medizinische Geräte).
Achte auf:
- Versicherungssumme
- Ausschlüsse (z. B. bei Diebstahl aus Auto)
- Bedingungen zur Aufbewahrung (z. B. nicht unbeaufsichtigt lassen)
4. Haftpflichtversicherung (weltweit gültig!)
Viele denken nicht dran – aber auch im Ausland kannst du (oder dein Kind) einen Schaden verursachen. Beispiel: Dein Kind zerkratzt in der Ferienwohnung die teure Kommode. Zack – 1000 Euro Schaden. Mit einer privaten Haftpflichtversicherung mit Auslandsdeckung kein Problem.
Wichtig: Prüfe, ob Sach- und Personenschäden im Ausland abgedeckt sind – und ob Ferienunterkünfte mit eingeschlossen sind.
5. Unfallversicherung
Wenn dein Kind beim Toben im Hotelpool ausrutscht und sich ernsthaft verletzt, kann das langfristige Folgen haben. Eine private Unfallversicherung greift – auch im Ausland – und hilft bei dauerhaften Gesundheitsschäden (z. B. Invaliditätsleistungen).
Auch hier wichtig: Weltweite Gültigkeit und klare Bedingungen. Für Vielreisende mit abenteuerlustigen Kids definitiv ein Plus.
Spezialfall: Reisen mit getrenntem Sorgerecht oder alleinreisendem Papa
Wenn du allein mit deinem Kind reist (z. B. weil ihr getrennt seid), brauchst du zusätzlich:
- Eine Vollmacht des anderen Elternteils, am besten notariell oder beglaubigt (je nach Reiseziel)
- Eine Einverständniserklärung mit Reiseort, -dauer und Kontaktinformationen
- Kopie der Geburtsurkunde oder des Sorgerechtsnachweises
Ohne diese Dokumente kann es an der Grenze, im Hotel oder bei medizinischen Notfällen zu Problemen kommen.
Und: Die Versicherung muss auf dich UND dein Kind ausgestellt sein. Nicht einfach nur „Familie Mustermann“ – sondern konkret benannt.
Digital gut vorbereitet – diese Dokumente brauchst du dabei
Damit du im Notfall nicht panisch googeln musst, solltest du folgende Dinge in Papierform UND digital dabeihaben:
- Versicherungsscheine (Kopie + Nummer)
- Notfallnummern der Versicherungen
- Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC)
- Impfpass deines Kindes (digital reicht oft)
- Reisevollmacht (bei Alleinreisen)
- Notfallkontakte in Deutschland
- Kopien von Ausweisen, Pässen, Flugtickets
Tipp: Scanne alles in eine Cloud oder sichere es auf dem Handy – offline verfügbar!
Was kostet der ganze Spaß?
Gar nicht mal so viel – im Verhältnis zum Risiko. Hier eine grobe Einschätzung:
- Auslandsreisekrankenversicherung Familie: 10–30 Euro/Jahr
- Reiserücktritt + Abbruch für Familie: 50–120 Euro/Reise
- Gepäckversicherung (optional): 20–50 Euro
- Unfallversicherung (inkl. Ausland): 30–80 Euro/Jahr
- Private Haftpflicht (inkl. Ausland): oft bereits enthalten
Natürlich kommt’s auf Anbieter, Leistungen und Laufzeit an – aber du siehst: Für unter 200 Euro bist du meist rundum abgesichert. Und das kann dir im Ernstfall Tausende sparen.
Papa-Tipp: Was wirklich zählt im Ernstfall
Im Zweifel brauchst du nicht nur die richtige Versicherung – sondern auch die Nerven, sie im richtigen Moment zu nutzen. Deshalb:
- Mach dich vorher schlau – nicht erst, wenn dein Kind schon fiebert.
- Teste die Notfallnummern im Vorfeld (z. B. ob du aus dem Urlaubsland durchkommst).
- Lies das Kleingedruckte – auch wenn’s nervt.
- Sprich mit deinem Kind über Notfälle – kindgerecht, ohne Panik.
- Hab eine Notfalltasche dabei: Fieberzäpfchen, Pflaster, Passkopien, Versicherungskarte.
Wenn alles vorbereitet ist, kannst du dich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: Quality Time mit deinem Kind. Ohne Versicherungsstress im Hinterkopf.
Fazit: Reisen mit Kind? Ja! Aber nicht ohne Plan B
Es gibt wenig Schöneres, als gemeinsam mit dem eigenen Kind die Welt zu entdecken. Neue Kulturen, andere Strände, unbekanntes Essen – all das macht Erinnerungen, die bleiben.
Aber Reisen mit Kind ist kein Spaziergang. Es braucht Organisation, Umsicht – und eben die richtige Absicherung. Denn wenn was schiefgeht (und glaub mir: das passiert immer irgendwann), willst du nicht diskutieren, verhandeln oder bangen müssen. Du willst handeln können.
Also: Gönn dir den Urlaub. Aber gönn dir auch den inneren Seelenfrieden, den eine gute Versicherung mitbringt. Nicht sexy – aber Gold wert.