Geld & OrganisationElterngeld, Elternzeit & SteuernWarum ich mehr Zeit statt mehr Geld gewählt habe

Warum ich mehr Zeit statt mehr Geld gewählt habe

Vom Karrierekurs zur Kinderzeit: Wie ich mich bewusst für weniger Einkommen – und mehr Nähe – entschieden habe.

Ich erinnere mich noch genau an den Moment: Ich saß im Büro, der Bildschirm voll mit Mails, die To-do-Liste endlos, das Handy vibrierte im Minutentakt – und dann kam die Nachricht: „Herzlichen Glückwunsch, Papa!“ Unser Baby war da. Alles in mir stand plötzlich still. Und gleichzeitig war mir klar: So geht’s nicht weiter. Nicht für mich. Nicht für uns.

Ich war drin in diesem klassischen Hamsterrad: Arbeit, Überstunden, Karriereleiter. Und dann kam da dieses kleine Wesen, das mich mehr veränderte als jeder Chef, jedes Projekt, jeder Jobwechsel. Es war kein leichter Weg. Aber ich habe ihn gewählt: Mehr Zeit statt mehr Geld. Und heute erzähl ich dir, warum das für mich die beste Entscheidung war – mit allen Herausforderungen, Glücksmomenten und kleinen Zweifeln inklusive.

Der Druck, immer mehr zu verdienen

Ich war nicht immer so. Vor der Geburt meines Kindes war mein Ziel klar: Gehalt steigern, Position verbessern, nächste Stufe, mehr Verantwortung. Ich mochte meinen Job, keine Frage – aber ich definierte meinen Wert über Leistung. Über das, was ich verdiente, was ich schaffte, wie schnell ich durch die Karriere kletterte.


Es war fast wie ein Wettbewerb: Wer bleibt am längsten im Büro? Wer hat die meisten Projekte gleichzeitig laufen? Wer verdient mit Anfang 30 schon sechsstellig? Ich war dabei. Und ich war gut. Zumindest dachte ich das. Aber meine Identität hing stark an meinem Job – Papa war ein Wort, das für mich erst noch mit Leben gefüllt werden musste.

Und dann kam dieses winzige, glucksende Menschlein. Und stellte alles auf den Kopf.

Der Moment der Umkehr

Es war gar nicht so sehr ein großer Knall, eher eine leise Erkenntnis. Ich merkte: Ich bin körperlich anwesend – aber emotional nicht da. Ich konnte mein Baby kaum richtig kennenlernen, weil mein Kopf ständig im Büro war. Ich verpasste das erste Lächeln, weil ich in einem Call hing. Ich war gereizt, wenn ich zu Hause war, weil der Stress nicht mit der Arbeit endete.

Meine Partnerin war ehrlich zu mir. Sagte: „Ich hab dich kaum noch als Vater, nur als Verdiener.“ Und das tat weh. Aber es war wahr. Und gleichzeitig war es ein Weckruf, der mich dazu brachte, alles zu überdenken. Ich fing an, Tagebuch zu schreiben, darüber zu sprechen, was mich antreibt – und was mich erschöpft. Ich las Erfahrungsberichte anderer Väter, die ähnliche Wege gegangen waren. Und ich spürte: Ich muss etwas ändern.

Die Entscheidung: Zeit statt Geld

Ich fasste einen Entschluss. Ich sprach mit meinem Arbeitgeber. Ich reduzierte meine Stunden. Ich nahm mehr Elternzeit. Ich verzichtete bewusst auf einen Bonus, auf eine Gehaltserhöhung, auf den nächsten Karriereschritt. Und ja, es fühlte sich komisch an. Aber auch richtig.

Plötzlich hatte ich mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge: Für mein Kind. Für die Spaziergänge am Morgen. Fürs gemeinsame Frühstück. Für das erste „Papa“, das ich live hören durfte. Für Windelwechsel, Tränen trocknen, Kuscheln auf der Couch. Für all die kleinen Dinge, die vorher nebenher liefen – und jetzt plötzlich mein Mittelpunkt waren.

Und ich erkannte: Die Welt dreht sich auch weiter, wenn ich nicht ständig erreichbar bin.

Die Reaktionen von außen

Nicht jeder verstand meine Entscheidung. Manche Freunde nickten nur höflich. Ein Kollege sagte: „Verschwendest du da nicht dein Potenzial?“ Ein anderer meinte: „Das kannst du doch später nachholen.“

Auch meine Eltern waren zunächst skeptisch. Mein Vater – selbst ein Arbeitstier – verstand nicht, wie man freiwillig auf Gehalt verzichten konnte. „Du hast doch Familie zu ernähren“, meinte er. Ich nickte, aber innerlich wusste ich: Genau deshalb mache ich es ja.

Doch es gab auch Ermutigung. Ein befreundeter Papa schrieb mir: „Respekt. Ich wollte das auch – hab mich aber nicht getraut.“ Und da merkte ich: Es braucht Vorbilder. Und Mut.

Was ich gewonnen habe

Ich habe nicht nur Zeit gewonnen. Ich habe Beziehung gewonnen. Vertrauen. Nähe. Und das Gefühl, wirklich gebraucht zu werden – nicht nur als Versorger, sondern als Vater.

Ich habe morgens gesehen, wie mein Kind langsam wach wurde, mit zerzausten Haaren und müden Augen. Ich war da, als die ersten Schritte kamen. Ich habe das Gemüse püriert, den Brei gefüttert, das Tragetuch gebunden. Und ja – auch die schlaflosen Nächte ausgehalten. Ich habe gelernt, wie man Fieber erkennt, ein Baby beruhigt, bei Bauchweh hilft – Dinge, die ich vorher nie auf dem Schirm hatte.

Ich habe erfahren, dass das Leben nicht zwischen 9 und 18 Uhr stattfindet. Sondern mitten in der Nacht, wenn das Kind schreit. Am Sonntagvormittag auf dem Spielplatz. Beim Toben im Wohnzimmer, beim Vorlesen am Nachmittag. Und ich war da. Wirklich da.

Was ich verloren habe – und warum es okay ist

Natürlich gab es auch Dinge, die ich aufgeben musste. Weniger Gehalt. Weniger Ansehen im Job. Kein Firmenwagen. Keine Beförderung in Sicht. Ich bin heute nicht der Mann mit dem dicksten Konto. Aber ich bin der Mann, der beim Laternenumzug mitläuft. Der weiß, wie sein Kind am liebsten einschläft. Der das Kuscheltier kennt, das beim Zahnen hilft.

Ich musste lernen, mit dem Gefühl umzugehen, weniger „erfolgreich“ zu sein – zumindest nach außen. Manchmal traf mich das, wenn alte Kollegen von neuen Titeln sprachen oder Urlaubsziele präsentierten, die für uns gerade nicht drin waren. Aber dann schaute ich mein Kind an – und wusste: Ich bin reich. Anders. Tiefer. Echter.

Wie wir es finanziell geschafft haben

Wir haben gespart. Umgedacht. Verzichten gelernt. Wir haben Urlaube verschoben, Streaming-Abos gekündigt, mehr Secondhand gekauft. Wir haben ein Haushaltsbuch geführt und uns ehrlich gefragt: Was brauchen wir wirklich?

Wir haben gelernt, dass ein gemeinsames Picknick im Park mehr wert sein kann als ein Wochenende im Hotel. Dass ein Nachmittag im Wald verbindender ist als ein Shopping-Trip. Und dass man mit weniger Konsum mehr Leben haben kann.

Wir haben Unterstützung angenommen – Großeltern, Freunde, Nachbarn. Wir haben über unsere Situation gesprochen, statt so zu tun, als sei alles wie immer. Und das hat uns gestärkt. Als Familie. Als Team.

Warum das auch für andere Papas möglich ist

Ich weiß: Nicht jeder kann sich das leisten. Aber viele könnten mehr, als sie denken. Man muss nicht gleich kündigen oder komplett aussteigen. Manchmal reicht es, Stunden zu reduzieren. Oder bewusster zu planen. Oder sich zu trauen, beim Chef ehrlich zu sagen: „Ich will für meine Familie da sein.“

Und oft ist die Reaktion positiver als erwartet. Immer mehr Unternehmen sind offen für neue Modelle. Teilzeit für Väter ist kein Tabu mehr – wenn wir anfangen, darüber zu sprechen.

Vielleicht bist du gerade unsicher. Fragst dich: „Kann ich das machen?“ Ich sag dir: Ja. Es wird nicht immer einfach. Aber es wird wertvoll. Und wenn du’s ausprobierst, wirst du merken: Zeit ist das kostbarste Geschenk, das du deinem Kind machen kannst.

Was mein Kind heute sagt

Mein Kind ist inzwischen älter. Und manchmal fragt es: „Papa, warum warst du eigentlich immer da?“ Und ich lächle. Weil ich weiß: Genau das war mein Ziel.

Es erinnert sich nicht an Spielzeug, das ich gekauft habe. Sondern daran, wie wir Höhlen gebaut haben. Wie ich es auf dem Laufrad begleitet habe. Wie wir zusammen gesungen haben.

Und es erzählt Freunden, dass sein Papa immer Zeit hatte. Dass ich beim Basteln geholfen hab. Dass ich Geschichten erfunden hab. Und dass ich immer zugehört hab.

Fazit: Weniger Geld – mehr Leben

Die Entscheidung, mehr Zeit statt mehr Geld zu wählen, war nicht leicht. Aber sie war richtig. Für mich. Für mein Kind. Für uns als Familie.

Ich hab gelernt, dass echter Reichtum nicht auf dem Konto liegt, sondern in der Zeit, die wir miteinander verbringen. Dass Karriere schön ist – aber nicht alles. Und dass man als Papa mehr ist als ein Zahler: ein Begleiter, ein Zuhörer, ein Vorbild.


Wenn du also überlegst, ob du kürzertreten sollst: Frag dich, was du später bereuen würdest. Die verpasste Beförderung – oder den verpassten ersten Schritt deines Kindes?

Ich hab meine Antwort gefunden. Und vielleicht hilft dir meine Geschichte, deine eigene zu entdecken.

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