Es war nicht mein erster Tierparkbesuch. Aber es war der erste, bei dem ich nicht einfach nur ein Erwachsener unter anderen war. Ich war Papa. Der, der das Eis bezahlt, den Rucksack trägt, das Kind auf den Schultern balanciert und gleichzeitig versucht, nicht völlig überfordert zu wirken. Ein Tag im Tierpark – mit all seinem Chaos, seiner Magie und diesen kleinen Momenten, die bleiben.
Und ja, ich sag’s gleich vorweg: Es roch. Nach Tieren, Pommes und Abenteuer. Und nach ganz viel Kinderglück.
Die Anreise – Vorfreude und frühes Gezappel
Der Tag begann früh. Viel zu früh. Mein Kind war schon vor sieben wach – komplett aufgedreht. „Wann fahren wir endlich los? Gibt’s da Elefanten? Und kann ich ein Fernglas mitnehmen?“ Natürlich durfte das Fernglas mit. Auch wenn es später hauptsächlich auf Tauben und Mülleimer gerichtet war.
Ich packte gefühlt alles ein: Wechselklamotten, Snacks, Feuchttücher, Wasserflaschen, Sonnencreme, eine kleine Decke, Pflaster (immer gut), ein Stofftier zur Beruhigung – und eine große Portion Geduld. Auf dem Weg im Auto wurde hinten nonstop geredet, gesungen, gequasselt. Ich hörte „Aramsamsam“ in Endlosschleife. Aber ich war bereit. Für einen dieser Tage, die man nie vergisst.
Schon auf dem Parkplatz wurde klar: Das hier wird kein Spaziergang. Die Menschenmassen, das Gewusel, das Gerenne. Mein Kind hielt meine Hand, hüpfte aufgeregt neben mir her und sagte: „Papa, heute wird der beste Tag meines Lebens.“ Challenge accepted.
Angekommen – und mittendrin im Duft der Wildnis
Der erste Eindruck: Es roch. Intensiv. Nach Tieren, nach Stroh, nach Zoo. Mein Kind fand’s super. „Papa, hier riecht’s nach Abenteuer!“ Ich nannte es: Landluft deluxe. Wir holten den Plan am Eingang, mein Kind wollte sofort wissen: „Wo sind die Löwen?“ Aber zuerst kam der Streichelzoo.
Und der hatte es in sich.
Streichelzoo: Ziegenliebe und Keksverlust
Ziegen sind wie kleine, haarige Komiker. Sie kommen näher, als einem lieb ist, knabbern an allem, was sie kriegen können, und sind trotzdem unwiderstehlich. Mein Kind war begeistert – streichelte, lachte, rief: „Guck mal, der will mein Hemd essen!“
Ich versuchte derweil, den Rucksack und den Überblick zu behalten. Ein Keks fiel runter – drei Ziegen sagten danke. Mein Kind war kurz traurig, dann aber stolz: „Ich hab denen was abgegeben.“ Großes Herz, klebrige Finger. Wir verbrachten dort sicher eine halbe Stunde – fütterten, beobachteten, lachten. Eine Ziege bekam sogar einen selbst erfundenen Namen: Zickeline.
Ein kleines Highlight: Als mein Kind plötzlich verkündete: „Papa, ich bin jetzt Ziegenflüsterer.“ Ich konnte nichts erwidern – ich hatte gerade eine Ziege auf dem Schuh.
Der große Rundgang – mit kleinen Abwegen
Wir folgten keinem Plan. Wir folgten dem Tempo meines Kindes. Das hieß: bei den Erdmännchen zehn Minuten stehen bleiben („Die sehen aus wie Spione!“), bei den Giraffen nur zwei. Und dann, plötzlich: eine Pause. Auf einer Bank. Einfach sitzen, beobachten, Wasser trinken, Fragen stellen. „Papa, warum hat der Affe so einen roten Po?“ Ähm. Gute Frage. Nächste Station?
Es gab keine festen Wege, nur spontane Entscheidungen. Der Pfau, der frei herumstolzierte, war interessanter als die Zebras. Das Vogelflughaus wurde nur betreten, weil es da kühl war – blieb aber spannend, weil ein Papagei „Hallo“ sagte. Und plötzlich war alles magisch.
Manchmal war ich müde. Genervt, weil ich zum zehnten Mal „Ich hab Hunger“ hörte, obwohl wir gerade erst gegessen hatten. Und doch – immer wieder kam ein Lachen, ein staunender Blick, ein „Papa, das ist soooo cool!“ Und dann war alles wieder gut.
Die Tiere – und was wirklich zählt
Natürlich waren sie beeindruckend. Die Tiger, die Nashörner, der brüllende Löwe. Aber die echten Highlights waren anders: ein Schmetterling, der sich auf die Brotdose setzte. Ein kleiner Affe, der Grimassen zog. Oder der Moment, als ein Elefant direkt vor uns pinkelte und mein Kind fast vor Lachen umfiel.
Wir sahen Pinguine schwimmen, Eulen dösen und eine riesige Schlange, bei der ich mich innerlich ein bisschen geschüttelt habe. Aber mein Kind war fasziniert. Und genau darum ging es: durch die Kinderaugen sehen. Den Moment wahrnehmen. Staunen dürfen.
Es waren die Gespräche dazwischen, die mir besonders im Kopf geblieben sind. „Papa, warum leben manche Tiere lieber allein?“ – „Warum ist der Bär traurig?“ – „Würdest du auch in einem Gehege wohnen wollen?“ Ich merkte: Mein Kind denkt nach. Fühlt mit. Fragt ehrlich. Und ich durfte antworten – nicht perfekt, aber mit Herz.
Die Pommespause – salziges Glück und große Pläne
Irgendwann war klar: Wir brauchen eine Pause. Pommes. Ketchup. Apfelsaft. Und Sonne im Gesicht. Wir saßen auf einer Bank, die Möwen lauerten schon. Mein Kind erzählte von „unserem“ Löwen, plante, einen eigenen Tierpark zu bauen („Mit Dino-Abteilung!“) und stopfte Pommes in sich rein, als gäbe es kein Morgen.
Ich ließ mich fallen. Ließ los. Und plötzlich war da wieder dieses Gefühl: Das ist Familie. Das ist echtes Leben. Zwischen Ketchupklecksen, Tierlauten und dem Geruch von gebratenen Würstchen.
Danach gab’s noch ein Eis – natürlich auf die Kleidung statt in den Mund. Ich hatte plötzlich zwei Eiskleckse auf dem Shirt und eine Erdbeernase vor mir, die sagte: „Das war das beste Eis aller Zeiten.“
Der Rückweg – müde Beine, voller Kopf
Der Weg zum Ausgang war lang. Nicht wegen der Strecke – sondern wegen der vielen Stopps. „Papa, noch kurz da hin!“, „Ich will mich von den Ziegen verabschieden!“, „Wir müssen nochmal zu den Pinguinen!“ Ich sagte gefühlt hundertmal „gleich“, „später“ oder „noch kurz“. Aber wir gingen langsam. Gemeinsam. Mit vollen Herzen.
Wir nahmen noch einen kleinen Umweg durch den Souvenirshop – weil mein Kind „dem Tiger Tschüss sagen“ wollte. Es wurde ein Plüschtier. Natürlich. Und ja, ich hab’s gekauft. Weil es sich richtig anfühlte.
Und ja, es war anstrengend. Ich war durchgeschwitzt, der Rucksack schwer, mein Rücken meldete sich deutlich. Aber mein Kind? Schlief auf der Rückfahrt mit einem Lächeln ein. Und ich dachte nur: Genau dafür war’s das wert.
Fazit: Was bleibt
Der Geruch war manchmal heftig. Das Gekicher war überall. Und das Glück? Das steckte in den kleinen Dingen. In einem Blick. In einer Geste. In einem Moment, der zeigt: Papa sein heißt nicht perfekt sein – sondern da sein.
Der Tierpark war kein Wellness-Tag. Aber er war voll von Erinnerungen, die bleiben. Und wenn ich meinem Kind in ein paar Jahren sage: „Weißt du noch, wie der Elefant direkt vor uns gepinkelt hat?“ – dann wird da wieder dieses Lachen sein. Und ich werde wissen: Alles richtig gemacht.
Denn dieser Tag war nicht nur ein Ausflug. Er war ein Band. Zwischen uns. Und dafür lohnen sich jede Schlange an der Kasse, jeder Sandkorn im Schuh und jedes Eis auf dem Shirt.