Der Tag begann wie so viele unserer Familienabenteuer: mit einer fixen Idee beim Frühstück. „Lass uns doch heute auf einen Bauernhof fahren!“ Mein Kind war sofort Feuer und Flamme – Tiere gucken, Traktor fahren, irgendwo Eis schlecken. Ich hingegen rechnete mit Matsch, Geschrei und mindestens einem verlorenen Gummistiefel. Am Ende hatte ich gar nicht so unrecht – aber auch viel mehr bekommen, als ich erwartet hatte.
Schon die Fahrt war ein Abenteuer. Während mein Kind auf dem Rücksitz voller Vorfreude pausenlos plapperte („Glaubst du, die Kühe sagen wirklich Muh?“), versuchte ich verzweifelt, mit dem Navi den richtigen Feldweg zu finden. Spoiler: Wir sind dreimal falsch abgebogen und haben dabei mindestens einen Treckerfahrer freundlich zurückgegrüßt. Aber hey – das war schon fast wie Sightseeing im Grünen.
Die Ankunft: Zwischen Landluft und leuchtenden Kinderaugen
Schon beim Aussteigen der erste Dämpfer: Der Geruch. Sagen wir mal so – Stadtmenschen wie ich brauchen da kurz zum Umschalten. Mein Kind? Völlig unbeeindruckt. Stattdessen: sofort auf Entdeckungstour. „Papa, schau mal! Ein Esel!“ Und da stand er, der graue Star des Tages, mit Schlappohren und einem Blick, als hätte er schon 2000 Kinderhände über sich ergehen lassen.
Wir streichelten, wir lachten, wir lernten: Esel sabbern. Aber sie sind auch irgendwie die Buddhas unter den Hoftieren. Und während mein Kind versuchte, ihm Gras durch den Zaun zu schieben, dachte ich kurz: Vielleicht ist das hier genau der richtige Ort, um mal runterzukommen.
Tiere überall – und Papa mittendrin
Neben Eseln gab’s Ziegen, Schafe, Hühner, Kaninchen und Kühe – jede Menge Bauernhof zum Anfassen. Mein Kind rannte von Gehege zu Gehege, während ich versuchte, irgendwie mitzuhalten und gleichzeitig die Tiere, das Kind und meinen Kaffee im Blick zu behalten.
Zwischendurch gab’s auch erste Tierkontakte zum Anfassen: Kaninchen streicheln im Stall, Ziegen füttern aus der Hand und – mein persönliches Highlight – ein Huhn auf dem Arm. Mein Kind war völlig fasziniert. Ich weniger. Hühner schauen einen an, als würden sie deine Absichten sofort durchschauen. Aber mein Nachwuchs war stolz wie Oskar und hat dem Huhn sogar einen Namen gegeben: „Rosalie“.
Das Schönste: Diese ehrliche Begeisterung im Gesicht meines Kindes. Alles war spannend. Jede Feder, jeder Mäh-Ruf, jeder Hühnerhaufen. Und ja, auch jeder Misthaufen. Für Kinder ist das kein Dreck – das ist echtes Leben. Ich wurde mehrfach ermahnt, das Handy stecken zu lassen, um mitzugucken. Und weißt du was? Zu Recht.
Mitmach-Bauernhof: Butter schütteln und Traktor fahren
Der Hof hatte nicht nur Tiere, sondern auch Programm. Es gab ein kleines Kinderatelier zum Butterschütteln. Und natürlich durfte Papa ran. Ich sag nur: 10 Minuten Schütteln für einen Teelöffel Butter – meine Schulter meldete sich noch am nächsten Tag. Aber: Es war echte Butter. Selbstgemacht. Und mein Kind war stolz wie Bolle. Hat das Ergebnis sogar mit nach Hause genommen und wollte es am nächsten Morgen auf dem Toast verteilen. Mission gelungen.
Das Highlight war aber die Traktorfahrt. Nicht auf einem schicken Gefährt mit Cabrio-Feeling – nein, ein knatterndes Ungetüm mit harten Bänken und noch härteren Kurven. Aber mein Kind grinste über beide Ohren und ich fühlte mich für einen Moment wie ein echter Landarbeiter. Mit Sonnenbrille. Und Rückenschmerzen.
Und dann gab es noch eine kleine Schatzsuche über den Hof – mit Strohballen, versteckten Tieren aus Holz und einem Gummibärchenpreis am Ende. Einfach gemacht, aber für mein Kind war’s das große Abenteuer. Und ich? Ich durfte beim Suchen helfen und hab mich dabei im Stall an einem Eimer gestoßen. Tat weh, aber ich hab’s tapfer weggelächelt – Papa-Ehre und so.
Eiscreme aus der Hofmolkerei – ein süßer Abschluss
Nach so viel Landaction braucht es natürlich eine Belohnung. Und was geht besser als Eis? Die kleine Hofmolkerei hatte hausgemachtes Eis aus echter Kuhmilch – und ich schwöre, die Erdbeersorte war besser als jede Hipsterkugel in der Stadt. Es gab sogar Sorten wie „Heu-Honig“ und „Apfelkuchentraum“. Ich blieb bei Vanille – man muss ja noch Gründe zum Wiederkommen haben.
Wir saßen auf einer Bank unter einem alten Apfelbaum, das Kind mit Erdbeereis bis zum Kinn, ich mit Vanille und Kaffeedurst. Es war ruhig. Nur das Muhen der Kühe im Hintergrund und das zufriedene Schmatzen meines Nachwuchses. Und dieser Moment – dieses „alles ist gut“-Gefühl – war vielleicht das Beste an diesem Tag.
Was ich gelernt hab – und warum ich wiederkomme
Der Bauernhof war laut, chaotisch, unorganisiert – und gleichzeitig perfekt. Für mein Kind sowieso, aber auch für mich. Weil ich da raus war aus dem Alltag. Weil ich mein Kind in Aktion gesehen hab. Und weil mir ein sabbernder Esel gezeigt hat, dass man manchmal einfach nur dastehen und gucken muss.
Ich hab gelernt: Es braucht nicht viel, um einen großartigen Tag zu haben. Ein paar Tiere, etwas Platz zum Toben, ein bisschen Sonne (oder wenigstens kein Dauerregen) – und die Bereitschaft, sich auf das Tempo der Kinder einzulassen. Nicht alles planen. Nicht alles kontrollieren. Einfach machen.
Beim nächsten Mal: Wechselklamotten mitnehmen, noch mehr Snacks einpacken und früher losfahren. Vielleicht auch an Sonnencreme denken – mein Nacken hat sich am Abend bedankt. Aber ich komm wieder. Wegen dem Eis. Wegen dem Lächeln meines Kindes. Und weil ich irgendwie doch noch wissen will, ob Rosalie das Huhn mich wirklich mochte.