FamilienlebenPapa-Alltag im FamilienchaosDer Moment, wenn du Brei auf dem Hemd erst auf Arbeit bemerkst

Der Moment, wenn du Brei auf dem Hemd erst auf Arbeit bemerkst

Ein ehrlicher Papa-Artikel über schlaflose Morgen, klebrige Schultern und den Punkt, an dem dir egal wird, wer was sieht

Es ist 8:42 Uhr. Ich sitze in einem Meetingraum, der so steril riecht wie ein Krankenhausflur. Mein Laptop ist aufgeklappt, die Präsentation läuft, Kolleg:innen nicken. Und dann spüre ich diesen seltsamen, eingetrockneten Fleck auf meinem Hemd. Direkt auf der Brust. Ein kleiner, hellgelber Schimmer. Ich fahre vorsichtig mit dem Finger darüber, versuche unauffällig daran zu riechen – und weiß sofort: Kürbisbrei. Kalt. Trocken. Und garantiert seit mindestens zwei Stunden da.

Willkommen im echten Papa-Alltag.

Morgende wie aus einem schlechten Film

Der Tag beginnt, wie so oft, mit einem Geräusch. Kein Wecker. Ein Baby. Es jault. Und ich weiß: Es ist nicht der Hunger, es ist dieser „Ich-bin-wach-und-ihr-sollt-es-auch-sein“-Ton. Ich drehe mich um, sehe auf die Uhr: 5:27 Uhr. Super. Ich bin spät dran, obwohl ich noch gar nicht angefangen habe.

Ab da geht alles wie in Zeitlupe. Aber nicht in dieser stylischen Film-Zeitlupe mit heroischer Musik. Mehr so wie in einem ruckelnden YouTube-Video mit schlechter Verbindung. Ich stehe auf, stolpere über eine Duplo-Raupe, ziehe das Baby aus dem Schlafsack, koche Wasser für Brei, suche gleichzeitig nach zwei halbwegs sauberen Socken und frage mich, wann ich eigentlich das letzte Mal in Ruhe gefrühstückt habe.


Der Brei klumpt, der Löffel ist verschwunden (weil er noch im Auto liegt, wie sich später herausstellt), das Kind weint. Ich weine innerlich mit. Meine Frau huscht durch den Raum, wirft mir eine Thermoskanne mit Kaffee zu wie ein Quarterback. Ich fange sie – mit dem Ellenbogen, wohlgemerkt – und lasse sie dann fast wieder fallen. Der Morgen hat mich bereits.

Multitasking mit Breilöffel

Kind auf dem Arm, Wasserkocher in der anderen Hand, Blick auf die Uhr. Brei rühren, pusten, testen, füttern. Kind mag den Brei nicht. Kind spuckt den Brei zurück. Ich lache – müde. Irgendwann landet ein Klecks auf meiner Schulter. Ich merke es. Aber ich hab keine Zeit, ihn wegzuwischen. Ich denke: Mach ich gleich.

Spoiler: Ich mach’s nicht gleich.

Während ich mit einer Hand versuche, mein Hemd zu bügeln (das sowieso schon einen leichten Knitter-Look von der Garderobe geerbt hat), balanciere ich das Kind mit der anderen. Mein Kaffee steht bereit, wird aber kalt. Ich trinke ihn trotzdem. Noch drei Minuten, dann muss ich los. Zähneputzen mit Baby auf dem Arm – Routine. Schlüssel suchen – Chaos. Die Tasche mit Unterlagen bleibt auf dem Küchentisch liegen. Egal. Der Tag wird schon irgendwie laufen.

Der Weg zur Arbeit – mit Papa-Aura

Ich sitze im Auto, das Baby wurde inzwischen liebevoll übergeben. Musik läuft. Ich bin fast entspannt. Bis ich an der Ampel in den Rückspiegel schaue. Da ist er. Der Breifleck. Direkt sichtbar. Ich lache kurz. Dann sage ich laut zu mir selbst: „Zu spät.“ Und fahre weiter.

Ich parke, steige aus, treffe auf dem Flur eine Kollegin, die mich freundlich anlächelt. „Harter Morgen?“ fragt sie. Ich nicke. Wir brauchen keine weiteren Worte. Ich bin nicht allein in diesem Alltagswahnsinn.

Der Moment der Erkenntnis

Ich sitze also da, in diesem Meeting, als ich den Fleck wirklich registriere. Ich stelle mir vor, wie ich heute Morgen ausgesehen haben muss. Zerzaustes Haar, Baby auf dem Arm, Breilöffel in der Luft, Diskussion mit meiner Frau über Windelvorräte. Und ich merke: Ich bin nicht mehr der, der ich mal war. Aber irgendwie ist das okay.

Denn dieser Brei-Fleck ist kein Makel. Er ist ein Symbol. Dafür, dass ich morgens nicht zuerst an mich denke. Dafür, dass ich da bin. Dass ich präsent bin, auch wenn’s hektisch ist. Dass ich Verantwortung trage – und zwar ganz wörtlich. Auf der Schulter.

Was früher peinlich war, ist heute Realität

Früher hätte ich mich für einen Fleck geschämt. Heute erzähle ich im Büro sogar davon. „Kürbis heute“, sage ich, „war anscheinend nicht sein Ding.“ Und alle lachen. Oder nicken. Oder sagen: „Gestern war’s bei mir Spinat.“

Wir sind eine andere Art von Kolleg:innen geworden. Ehrlicher. Authentischer. Und ja, manchmal etwas verpeilter. Aber auch echter. Diese Brei-Momente sind es, die uns zeigen, wie sehr wir in der Realität angekommen sind.

Wir erkennen einander an Augenringen, an zusammengeknüllten Schnullern in Jackentaschen und an Windelcreme, die versehentlich als Handcreme verwendet wurde. Und trotzdem – oder gerade deswegen – halten wir zusammen. Ein stiller Pakt des Überlebens.

Wenn du zwischen zwei Welten lebst

Ich wechsle täglich zwischen zwei Rollen: Vater und Mitarbeiter. Zwischen Familienchaos und Meetingstruktur. Zwischen Spielzeugauto und Firmenwagen. Und manchmal kollidieren diese Welten. So wie beim Breifleck. Oder beim Anruf meiner Frau, mitten im Projektbriefing: „Der Kleine hat das Fieberthermometer gegessen. Also, fast.“

Oder wenn du beim Kundentermin plötzlich feststellst, dass du den USB-Stick mit der Präsentation gegen einen Beißring getauscht hast. Oder wenn dein Kind dir im letzten Moment noch einen Aufkleber auf den Rücken pappt – „Superpapa“ – und du es erst am Abend beim Ausziehen bemerkst.

Aber genau das ist der Punkt. Diese Welten gehören zusammen. Ich bin nicht entweder Papa oder Profi. Ich bin beides. Gleichzeitig. Und das ist verdammt anstrengend – aber auch verdammt gut.

Wenn dir irgendwann alles egal wird

Der Breifleck war nicht der erste. Und wird nicht der letzte sein. Ich habe schon mit Babypatschehänden auf der Hose Präsentationen gehalten. Ich habe im Büro Schlafmangel verschleiert, der selbst Kaffee nicht mehr reparieren konnte. Ich habe Socken mit Autos getragen, weil ich morgens im Halbdunkel nicht gemerkt habe, dass es nicht meine waren.

Ich habe Kundenmails mit einem halben Stück Reiswaffel in der Tastatur getippt, mein Handy mit Feuchttüchern geputzt, weil es klebte, und ein Meeting verschoben, weil das Baby beschlossen hat, genau in dem Moment eine neue Windelstrategie zu testen – mit vollem Körpereinsatz.

Und weißt du was? Es ist okay. Denn irgendwann kommt der Punkt, an dem dir nicht mehr wichtig ist, was andere denken. Sondern nur noch, dass du es schaffst. Dass du da bist. Dass du jeden Tag versuchst, dein Bestes zu geben – auch wenn du mal mit Apfelmus in der Tasche auftauchst.

Was ich gelernt habe

Ich habe gelernt, dass Perfektion überbewertet ist. Dass ein gebügeltes Hemd nicht mehr Wert hat als ein zerknittertes mit Breifleck – wenn es von einem Papa getragen wird, der vorher ein Kind getröstet hat. Ich habe gelernt, dass echte Nähe wichtiger ist als jedes Timing. Und dass ich am Ende des Tages lieber müde bin vom Leben als frisch vom Stillstand.

Ich habe gelernt, dass man mit Babygeräuschen im Hintergrund sehr produktiv sein kann. Dass man selbst mit einer Hand Mails tippen kann, während man mit der anderen den Brei vom Tisch wischt. Und dass Liebe sich oft genau in diesen kleinen, chaotischen Momenten zeigt.

Ich habe gelernt, dass es keine Schwäche ist, sich Hilfe zu holen. Dass Teamarbeit nicht nur im Büro zählt, sondern vor allem in der Familie. Und dass auch kleine Rituale – wie der Brei am Morgen – große Geschichten schreiben können.

Fazit: Ein Fleck sagt mehr als tausend Worte

Wenn du also das nächste Mal einen Fleck auf deinem Hemd entdeckst – mitten im Büro, vor dem Kundentermin oder im Fahrstuhl mit der Chefin – dann lächle. Und denk dran: Du bist Papa. Du hast heute Morgen mehr geschafft, als viele in einem ganzen Tag.


Und wenn dich jemand darauf anspricht? Sag einfach: „Das ist kein Fleck. Das ist Papa-Patina.“

Denn in dieser Patina steckt dein Alltag. Dein Mut. Deine Müdigkeit. Und dein ganzes Herz.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Papa sagt: Lohnt sich!

- Anzeige / Werbung -
Kinderspielzeug auf amaon.de
Transparenz-Hinweis: Bei einigen Links auf dieser Seite handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Wenn Du darüber etwas kaufst, bekomme ich eine kleine Provision – für Dich ändert sich am Preis nichts. Vielen Dank für Deine Unterstützung! Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.

Frisch aus dem Papa-Kosmos

Mehr zum Stöbern & Schmunzeln

- Anzeige / Werbung -