Papas-WeltMännergesundheit & Mental LoadWarum Männer oft zu spät auf sich selbst achten

Warum Männer oft zu spät auf sich selbst achten

Vom starken Schweigen zum ehrlichen Hinsehen – warum wir Männer erst dann reagieren, wenn es fast zu spät ist, und was sich dringend ändern muss.

Erst der Herzinfarkt. Erst der Zusammenbruch. Erst der Moment, in dem der Körper nicht mehr mitspielt. Dann – und oft erst dann – wird hingeschaut. Wird gefragt: Was ist mit mir los? Warum hab ich das nicht früher gemerkt? Warum hab ich nicht auf mich geachtet?

Diese Geschichte ist keine Seltenheit. Sie ist eher der Standard. Denn viele Männer – und Väter ganz besonders – haben gelernt, sich selbst hintenanzustellen. Für andere da zu sein. Zu liefern. Zu funktionieren. Aber irgendwann ist Schluss. Und genau darum geht es hier.

Der Mythos vom starken Mann – und warum er so hartnäckig ist

Wir wachsen auf mit Bildern von Helden. Unverwundbare Typen. Männer, die alles aushalten, nie klagen, immer wissen, was zu tun ist. James Bond, Rocky, John McClane. Kein Schmerz. Keine Pause. Kein Zweifel.

Und auch wenn wir wissen, dass das Unsinn ist – diese Vorstellung sitzt tief. Sie prägt uns. „Ein echter Kerl beißt sich durch.“ „Männer weinen nicht.“ „Mach weiter, wird schon.“


Das Problem: Diese Haltung bringt uns dazu, Warnzeichen zu ignorieren. Müdigkeit, Reizbarkeit, Rückenschmerzen, Schlafprobleme? Wird schon wieder. Das läuft sich raus. Noch ein Kaffee, noch ein Arbeitstag, noch ein Wochenende durchziehen – und dann… kommt der Punkt, an dem es nicht mehr geht.

Und weil dieser Punkt nicht plötzlich mit Pauken und Trompeten daherkommt, sondern schleichend, merken wir’s oft erst, wenn es viel zu spät ist. Wir ignorieren, verdrängen, machen weiter – bis gar nichts mehr geht.

Körperliche Signale? Werden verdrängt.

Der Rücken zwickt, die Schulter zieht, der Magen macht komische Sachen – aber was machen viele Männer? Augen zu und durch. Statt mal zum Arzt zu gehen, googeln sie Symptome. Statt zur Ruhe zu kommen, gehen sie joggen – weil Bewegung ja hilft.

Der Körper sendet klare Zeichen: „Hallo, irgendwas stimmt hier nicht!“ Aber wir hören nicht hin. Weil wir es nicht gelernt haben. Weil wir glauben, Schwäche zeigen sei gleichbedeutend mit Scheitern. Und weil uns oft die Worte fehlen, um das auszudrücken, was in uns vorgeht.

Manchmal ist es auch einfach Angst. Angst vor der Diagnose. Angst, dass da wirklich was ist. Lieber nichts wissen, als mit der Wahrheit leben. Aber die Rechnung kommt immer – und meist mit Zinsen.

Mentale Gesundheit? Reden wir später drüber.

Noch schwieriger wird es, wenn’s nicht um den Körper geht, sondern ums Innenleben. Stress, Angst, Erschöpfung, Überforderung? Redet man nicht drüber. Schon gar nicht unter Männern. Lieber einen Spruch machen. Ironisch weglächeln. Bloß keine echte Schwäche zeigen.

Dabei sind Männer nicht weniger betroffen. Im Gegenteil. Depressionen, Burnout, Panikattacken – sie treffen auch Männer. Nur eben oft später. Härter. Weil sie lange ignoriert wurden.

Und noch schlimmer: Männer suchen sich seltener Hilfe. Viele quälen sich durch, bis sie nicht mehr können. Und landen dann beim Arzt, wenn die Krise längst voll da ist. Wenn der Schaden groß ist. Wenn die Reparatur richtig teuer wird – seelisch, körperlich, beruflich, familiär.

Wir haben oft nie gelernt, wie man mit Gefühlen umgeht. Geschweige denn, wie man sie benennt. „Ich bin überfordert“ klingt in unseren Ohren wie ein Eingeständnis von Schwäche – dabei ist es in Wahrheit ein Zeichen von Reife.

Warum es uns so schwerfällt, über uns selbst zu reden

Es ist nicht nur Scham. Es ist auch Unsicherheit. Viele Männer wissen gar nicht, wie sie über sich selbst sprechen sollen. Über Gefühle, über Zweifel, über Ängste.

„Ich bin gestresst“ – das geht vielleicht noch. „Ich bin traurig“ – schon schwieriger. „Ich bin überfordert, ich weiß nicht mehr weiter“ – fast unmöglich.

Wir haben das nicht geübt. Es gab kaum Vorbilder. Kaum Gespräche, in denen das okay war. Also sagen wir lieber nichts. Tun so, als wär alles normal. Und merken nicht, dass wir innerlich immer stiller werden.

Und dann wundern wir uns, wenn die Ehe kriselt, wenn die Kinder Distanz aufbauen, wenn wir uns selbst nicht mehr wiedererkennen. Dabei ist der Weg zurück möglich – aber er beginnt mit Ehrlichkeit. Mit einem ehrlichen „Mir geht’s nicht gut.“ Und genau dafür brauchen wir neue Räume.

Die Rolle als Vater macht’s nicht einfacher

Mit Kindern wird’s noch komplexer. Plötzlich ist da diese riesige Verantwortung. Du willst präsent sein, liebevoll, stark, zuverlässig. Du willst nicht der Papa sein, der abends müde auf dem Sofa hängt. Du willst mitspielen, zuhören, da sein.

Und du merkst: Es ist verdammt viel. Arbeit, Haushalt, Beziehung, Kinder, Termine, Mental Load – und zwischendurch sollst du auch noch auf dich achten? Wann denn bitte?

Also machst du weiter. Mit schlechtem Gewissen. Mit Selbstzweifeln. Mit dem Gefühl, nie zu reichen. Und du hoffst, dass es irgendwann leichter wird. Spoiler: Wird es nicht. Nicht von allein.

Wir verheddern uns im eigenen Anspruch: der beste Vater, der verständnisvolle Partner, der zuverlässige Kollege, der belastbare Freund. Und ganz hinten, irgendwo dazwischen: der eigene Mensch, der dringend mal eine Pause braucht.

Was passieren muss – und wie wir’s angehen können

  1. Wir müssen lernen, früher hinzuschauen. Nicht erst, wenn alles zusammenbricht. Sondern beim ersten Ziehen, beim ersten Anzeichen. Körperlich wie emotional.
  2. Wir brauchen Sprache. Für das, was in uns los ist. Keine Floskeln, sondern echte Worte. „Ich bin erschöpft.“ „Ich habe Angst.“ „Ich brauche Hilfe.“ Das ist kein Versagen – das ist Stärke.
  3. Wir brauchen andere Männer. Ehrliche Gespräche. Echte Verbindungen. Kein Wettbewerb. Keine Machosprüche. Sondern Austausch auf Augenhöhe.
  4. Wir müssen uns selbst wichtiger nehmen. Nicht als Ego-Trip. Sondern als Grundlage dafür, dass wir überhaupt für andere da sein können. Wer sich selbst vergisst, kann niemanden dauerhaft begleiten.
  5. Wir brauchen Vorbilder. Männer, die auf sich achten. Die Pausen machen. Die Therapie nicht peinlich finden. Die über Gefühle reden, ohne sich dafür zu entschuldigen.
  6. Wir brauchen gesellschaftlichen Wandel. Arbeitgeber, die psychische Gesundheit ernst nehmen. Medien, die neue Männerbilder zeigen. Familien, in denen Männer nicht nur mithelfen, sondern mitverantworten.
  7. Wir brauchen Rituale. Kleine Check-ins im Alltag. Ein Spaziergang ohne Handy. Ein Gespräch mit dem besten Freund. Ein Abend, an dem wir einfach mal nichts tun – und das okay finden.

Fazit: Auf sich selbst achten ist keine Nebensache – es ist überlebenswichtig

Wir Männer sind keine Maschinen. Wir sind fühlende, denkende, zweifelnde Wesen. Und das ist gut so. Es wird Zeit, dass wir anfangen, uns selbst ernst zu nehmen – bevor der Körper es für uns übernimmt.

Denn wer früh zuhört, wer ehrlich hinsieht, wer rechtzeitig redet, der bleibt nicht nur gesünder – sondern auch präsenter, echter, stärker. Für sich. Für seine Kinder. Für die Menschen, die ihn lieben.


Es ist keine Schwäche, sich selbst wichtig zu nehmen. Es ist das Gegenteil: ein Zeichen von Reife, von Verantwortung, von echtem Mut. Und es ist vielleicht der wichtigste Schritt, den wir für unser eigenes Leben gehen können.

Also: Nicht später. Nicht irgendwann. Jetzt.

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