Papa Undercover – Wenn Väter heimlich ermittelnPapa Undercover beim Kita-Ausflug – was Eltern nie erfahren

Papa Undercover beim Kita-Ausflug – was Eltern nie erfahren

Zwischen Wanderliedern, Apfelschnitzen und Chaos mit System: Ein Vater erlebt den ganz normalen Wahnsinn eines Kita-Ausflugs – und versteht endlich, warum Erzieher*innen Superkräfte haben müssen

Es fing harmlos an. Beim Elternabend fragte die Erzieherin ganz locker in die Runde: „Hat jemand nächste Woche Zeit, uns beim Kita-Ausflug zu begleiten?“ Ich war unachtsam. Ich hob die Hand. Vielleicht war’s das schlechte Gewissen, weil ich beim Laternenbasteln krank gemacht hatte. Vielleicht auch nur ein Moment geistiger Umnachtung oder der Blick meiner Frau, der sagte: „Jetzt sei halt mal der Coole.“

So oder so: Am Dienstag drauf stand ich also da. Mit Rucksack, Regenjacke, Notfallnummernliste, Wechselklamotten (für die Kinder, nicht für mich – dachte ich zumindest) und 17 aufgeregten Kita-Kindern um mich herum. Und ich dachte: Wie schwer kann das schon sein? Kleiner Spoiler vorab: Schwerer als gedacht. Viel schwerer.

Treffpunkt Chaos: Der Start in ein Abenteuer

Wir trafen uns morgens an der Kita. Pünktlich. Theoretisch. Denn pünktlich heißt bei Kita-Kindern: mindestens drei brauchen noch eine Banane, einer hat sein Kuscheltier vergessen, ein Kind hat spontan beschlossen, heute nicht mehr mit Tom zu sprechen – wegen irgendwas mit Bauklötzen – und ein anderes streikt, weil es die falschen Schuhe trägt. Nicht etwa unbequem, sondern „die mit den langweiligen Schnürsenkeln“.


Die Erzieherin begrüßt mich freundlich – mit diesem leicht müden, aber professionell gelassenen Blick, den man nur entwickelt, wenn man jahrelang in der Kita gearbeitet hat. Ich bekomme eine Liste mit Namen, eine Warnweste („für bessere Sichtbarkeit“) und die Info: „Du bist heute für die Drachengruppe zuständig.“

Ich frage: „Wie viele Kinder?“ – „Nur sechs“, sagt sie. Nur.

Erste Erkenntnis: Sechs Kinder sind wie ein Sack Flöhe – nur lauter

Meine Gruppe besteht aus einem Schreihals, einem Trödler, einem kleinen Philosophen mit großer Klappe, einer Quasselstrippe, einer Rambo-Prinzessin und einem Kind, das einfach nur kuscheln will – den ganzen Tag. Ich merke schnell: Diese Gruppe wurde nicht zufällig zusammengestellt. Das war ein Sozialexperiment.

Wir steigen in den Bus. Es dauert zehn Minuten, bis alle sitzen, und nochmal fünf, bis alle wirklich angeschnallt sind. Währenddessen höre ich: „Wann sind wir da?“ mindestens siebenmal. Noch bevor der Motor läuft.

Eine Wasserflasche kippt um, ein Kind beschließt, jetzt schon zu frühstücken – mit lautem Knisterpapier – und ich finde mich in einem akustischen Paralleluniversum wieder. Es riecht nach Bananen, feuchten Gummistiefeln und Neugier.

Unterwegs mit der Mini-Karawane

Wir marschieren los. Vorneweg die Erzieherin mit Megafonstimme, hinten ich mit Listenblick, feuchten Händen und Panikherz. Ständig zählen. Immer wieder. „Eins, zwei, drei… äh, wo ist Jonas?“ – Ach, da. Hinter dem Busch. Muss mal. Schon wieder.

Jedes Tier wird kommentiert. Jeder Kieselstein begutachtet. Und spätestens als eins der Kinder fragt, ob Elefanten auch pupsen, weiß ich: Das wird ein langer Tag.

Zwischendurch verliert ein Kind den Schuh. Ein anderes den Hut. Eins verliert kurzzeitig die Motivation zum Laufen und setzt sich auf den Boden: „Ich warte hier, bis Mama kommt.“ Ich verliere fast den Verstand – aber nie die Liste.

Essen, Trinken, Katastrophen-Management

Mittags gibt es Picknick. Auf einer Wiese. In der Nähe einer Gänsefamilie. Was keiner bedacht hat: Gänse können ganz schön aggressiv werden.

Während ich versuche, Apfelstücke zu schneiden (mit einem stumpfen Kindermesser), tritt eine Gans in meine Richtung wie ein Türsteher auf Streife. Ich rette Kinder, Brotdosen und meine Würde – knapp. In meinem Rücken ruft jemand: „Papa! Die Gans will mein Fruchtzwerg klauen!“

Die Kinder picknicken. Theoretisch. Praktisch streiten sie sich um die Gurkenscheiben, kippen Trinkflaschen um und basteln aus Fruchtzwergenverpackungen kleine Boote, die dann durch die Wiese segeln. Umweltfreundlich? Nicht ganz. Kreativ? Total.

Ich wische, tröste, verteile Tempos. Eine Brotdose fällt ins Gras, der Inhalt rollt aus wie beim Sushi-Meister. Leon fragt, ob man eine Weintraube wieder essen darf, wenn sie nur ganz kurz im Gras lag.

Gespräche mit Vierjährigen – tiefer als so mancher Podcast

Zwischen all dem Trubel gibt es auch ruhige Momente. Ich sitze mit Ella auf einer Decke. Sie erzählt mir, dass sie später mal Polizistin wird. Aber nur montags und donnerstags. Den Rest der Woche will sie Hundetrainerin sein. Warum? „Weil Hunde besser zuhören als Menschen.“

Leon fragt, warum der Himmel manchmal grau ist. Und ob das was mit Omas Haaren zu tun hat. Ich versuche zu erklären – und verliere mich in einem Gespräch über Wetter, Altern, Dinosaurier und die Frage, ob man auf dem Mond pupsen kann.

Ich lache. Weil es so ehrlich ist. Und gleichzeitig so schräg. Und so wunderbar.

Toilettengänge – die dunkle Seite des Ausflugs

Wenn ein Kind aufs Klo muss, müssen plötzlich alle. Und immer, immer dann, wenn gerade niemand in der Nähe ist, der helfen könnte.

Ich halte Rücksäcke, reiche Feuchttücher, erkläre, warum man bitte nicht neben dem Mülleimer pieselt. Irgendwann verstehe ich, warum Erzieher*innen immer Ersatzklamotten dabeihaben – und Pflaster. Für Seele und Knie.

Jonas hat „nur ein bisschen“ in die Hose gemacht. Lena hat keine Lust mehr auf ihre Leggings, weil „die zwickt beim Klettern“. Und Paul möchte jetzt bitte ein eigenes Dixie-Klo.

Der Rückweg: Müde Kinder, müder Papa

Auf dem Rückweg ist es plötzlich still. Die Kinder sind kaputt. Aber auf diese süße Art. Manche schlafen im Bus ein, andere kuscheln sich aneinander. Ich blicke in sechs kleine Gesichter – voll von Dreck, Sonne, Erinnerungen.

Ich selbst bin nassgeschwitzt, habe Grasflecken auf der Jacke und drei Brotdosenreste in der Jackentasche. Ich rieche nach Apfelsaft, Sonnencreme und Abenteuer. Und ich merke: Ich bin völlig fertig. Körperlich. Mental. Emotional.

Aber ich bin auch stolz. Stolz, dabei gewesen zu sein. Teil davon. Und vor allem: Ich habe jetzt den allergrößten Respekt vor Menschen, die das jeden Tag machen – mit Geduld, Herz und Humor.

Was Eltern nie erfahren – aber wissen sollten

Kita-Ausflüge sind kein Spaziergang. Sie sind logistische Meisterleistungen, emotionale Achterbahnen und pädagogische Drahtseilakte. Und während wir Eltern oft denken: „Schön, dass sie was erleben“, steckt dahinter ein Kraftakt sondergleichen.

Was ich gesehen habe:

  • Erzieher*innen, die gleichzeitig zehn Augen und fünf Arme haben müssen.
  • Kinder, die dich lieben, sobald du ihnen beim Händewaschen hilfst.
  • Momente, die nerven – und fünf Minuten später das Herz erweichen.
  • Diskussionen, die mit „Ich will aber!“ beginnen und mit Umarmungen enden.
  • Kreativität, wo man sie nicht erwartet: mit Blättern als Kronen und Tannenzapfen als Schätze.

Und vor allem: Ein Gefühl von Gemeinschaft, das man nicht erklären kann – man muss es erleben.

Mein Fazit: Mehr als ein Ausflug – eine Offenbarung

Ich bin kein Held, weil ich beim Kita-Ausflug mitgegangen bin. Aber ich bin einer der wenigen Papas, die sich wirklich trauen, hinter die Kulissen zu schauen.

Ich habe Chaos gesehen – und Liebe. Krach – und kindliche Poesie. Ich habe die Welt aus 90 Zentimetern Höhe erlebt. Und ich kann dir sagen: Es ist eine andere Welt. Und eine wunderbare.

Ich habe gelernt, wie viel Organisation, wie viel Weitblick, wie viel Emotion und wie viel Nervenstärke hinter dem scheinbar einfachen Satz steckt: „Heute war ein Kita-Ausflug.“


Und beim nächsten Elternabend? Da hebe ich die Hand wieder. Mit voller Absicht. Und mit einem stillen Grinsen, das nur die kennen, die einmal einen Kita-Ausflug überlebt haben – und dabei ein kleines Stück mehr Papa geworden sind.

Denn zwischen matschigen Broten und Gänseflucht lernt man mehr über Kinder (und sich selbst) als in jeder Theorie.

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