Es gibt diese Tage, an denen du dich als Papa fühlst wie ein logistischer Held. Du hast alles im Griff, du bist vorbereitet. Windeln? Check. Feuchttücher? Check. Snacks? Check. Ersatzkleidung? Naja… irgendwie dachte ich, die sei da auch irgendwo drin. Bis mir meine Tochter an einem sonnigen Nachmittag im Park das Gegenteil bewies – mit einem großen Geschäft und einem noch größeren Chaos.
Der Start: Hochmut kommt vor dem Sturz
Es war einer dieser Nachmittage, an denen ich dachte, ich hätte das Papa-Spiel durchgespielt. Meine Frau wollte mal raus – Kaffee trinken, durchschnaufen, Freundin treffen. Kein Thema, dachte ich. „Ich hab doch alles dabei.“ Ehrlich. Ich sagte es sogar laut, fast schon triumphierend.
Ich schob die Kleine im Kinderwagen, hatte die Wickeltasche dabei, eine Thermosflasche mit warmem Wasser, Brei, Löffel, Spucktücher – sogar ein Stofftier als Joker für schlechte Laune. Nur beim letzten Punkt – der Ersatzbody – hatte ich wohl irgendwann gedacht: „Ach, wird schon nichts passieren.“ Spoiler: Doch. Es passiert IMMER etwas.
Der Weg in den Park: Sonnenschein und Selbstüberschätzung
Die Kleine war bestens drauf. Gluckste vor sich hin, fuchtelte mit ihren Händen im Takt meines leisen Summens – ja, ich habe Kinderlieder gesummt, die ich vorher nie kannte. Ich fühlte mich wie der König der Papa-Liga. Ich hatte sogar daran gedacht, ihr Sonnenhütchen einzupacken. Das allein verlieh mir ein Gefühl von Überlegenheit.
Im Park angekommen, suchte ich mir eine Bank mit Blick aufs Wasser, stellte den Wagen daneben und ließ mich genüsslich nieder. Ich trank einen Schluck Kaffee, atmete tief durch und genoss das Glück, mit meiner Tochter unterwegs zu sein. Was konnte schon schiefgehen?
Der Blick, der alles sagt
Ich bemerkte es sofort. Dieses Grunzen, gefolgt von einem konzentrierten Gesichtsausdruck. Für Eltern ein eindeutiges Zeichen: Windel-Alarm! Kein Ding, dachte ich. Ich hatte ja alles dabei. Ich packte die Wickelunterlage aus, bereitete alles vor, legte mein Baby ab – und öffnete die Windel.
Was ich sah, übertraf alles, was ich bis dahin erlebt hatte. Eine Mischung aus Farbe, Konsistenz und Geruch, die mich direkt in den Überlebensmodus versetzte. Die Windel war randvoll – und nicht nur das. Der Body hatte den Großteil der Sauerei abbekommen. Vorne, hinten, seitlich. Sogar an den Trägern. Ich fühlte mich wie bei einer Bombenentschärfung ohne Schutzanzug.
Die große Suche
Okay, ruhig bleiben. Das ist nicht das erste Mal. Ich nahm die Feuchttücher, wischte mein Kind sauber, entfernte die Windel, entsorgte sie in der extra mitgebrachten Windeltüte (Punkte für mich!) und griff dann in die Wickeltasche – bereit, den frischen Body rauszuholen.
Und da war: nichts. Nada. Kein Body. Kein Hemdchen. Nicht mal ein altes T-Shirt oder ein ausgeleierter Strampler. Ich starrte in die Tasche, als würde ich mit Willenskraft einen Body herbeizaubern können. Ich durchsuchte jedes Fach, hob jede Windel, jedes Spucktuch, sogar den Reiswaffelkrümelheber – nichts.
Improvisationskunst auf Papas Art
Da lag sie nun. Sauber, aber splitterfasernackt. Und ich – leicht panisch. Es war nicht kalt, aber doch frisch genug, dass ein nacktes Baby im Park irgendwie nicht richtig schien. Also improvisierte ich.
Ich nahm mein eigenes T-Shirt und wickelte es ihr um den Körper. Obenrum ein bisschen zu weit, untenrum reichte es nur bis zur Hüfte. Ich fixierte es mit zwei Sicherheitsnadeln aus dem Verbandskästchen im Rucksack (Punkte für mich, Teil 2). Ich fühlte mich wie MacGyver – nur mit Spucktuch statt Taschenmesser.
Dann packte ich sie wieder in den Kinderwagen, legte eine Decke darüber, lächelte tapfer in die erstaunten Gesichter der vorbeigehenden Spaziergänger und hoffte, dass niemand genau hinsah.
Die Rückfahrt der Scham
Im Auto war’s noch schlimmer. Ich schwitzte vor Scham. Meine Tochter? Die war bester Laune. Sie spielte mit ihrer Trinkflasche, quietschte vor sich hin – und ich überlegte, wie ich meiner Frau erklären sollte, warum unser Kind in meinem Shirt und nicht im eigenen Body steckte.
Ich parkte vor der Haustür, stieg aus und schob den Wagen mit gesenktem Blick in den Hausflur. Als meine Frau öffnete, sah sie uns beide an – mich mit roten Ohren, die Kleine mit XL-T-Shirt im Oversized-Look – und fing laut an zu lachen. Ich auch. Irgendwann.
Bonus-Runde: Gespräch mit anderen Vätern
Ein paar Tage später beim Papa-Treff im Park erzählte ich die Geschichte. Und was soll ich sagen? Jeder hatte sowas schon erlebt. Der eine hatte mal das Fläschchen vergessen – und dem Baby Apfelsaft verdünnt mit Mineralwasser gegeben. Der andere stand mal ohne Windelersatz in einem Café und bastelte aus Papierservietten und Klebeband eine Notfallwindel.
Fazit: Du kannst planen, du kannst vorsorgen, du kannst denken, du bist der Superdad – aber irgendwas läuft immer anders. Und das ist okay.
Was ich wirklich gelernt habe
- Kontrolliere die Wickeltasche jedes Mal – nicht nur einmal die Woche.
- Ersatzkleidung ist kein „nice to have“, sondern ein Überlebenswerkzeug.
- Elternlächeln im Park heißt oft: „Ich weiß genau, was du durchmachst.“
- Dein Kind kümmert sich null um dein Ego – Hauptsache, es ist warm und geliebt.
- Humor ist die beste Wickelcreme für die Seele.
Heute: Der Body-König
Seit diesem Tag habe ich nicht nur einen, sondern DREI Ersatzbodies dabei. Und eine Hose. Und ein Paar Socken. Manchmal fühle ich mich wie ein wandelndes Kleidergeschäft. Aber hey – lieber zu viel als einmal zu wenig.
Und ja, ich erzähle diese Geschichte immer wieder gern. Nicht, weil sie besonders heldenhaft ist. Sondern weil sie zeigt: Papa sein heißt auch, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen – und trotzdem alles zu geben. Für die kleinen Menschen, die uns täglich aufs Neue zeigen, wie groß das Leben eigentlich ist.