Papa-KolumneLeser erzählen: Papas berichtenMein Kind hat mich vor dem Burnout gerettet

Mein Kind hat mich vor dem Burnout gerettet

Ein ehrlicher Blick zurück auf die Zeit, als ich fast zusammengebrochen wäre – und was mein Sohn damit zu tun hatte

Ich weiß noch genau, wie ich morgens im Auto saß. Schlüssel in der Hand, Blick leer. Der Motor lief schon, aber ich fuhr nicht los. Stattdessen starrte ich auf das Lenkrad. Herzrasen. Schweißhände. Und dieser Druck im Brustkorb, als würde jemand von innen dagegen drücken. Ich war müde. Nicht „Ich brauch mehr Schlaf“-müde, sondern „Ich kann nicht mehr“-müde. Und ich wusste: So geht das nicht weiter. Irgendwas muss sich ändern. Nur hatte ich keine Ahnung, wie. Oder womit ich anfangen sollte. Ich hatte mich verloren – irgendwo zwischen Verantwortung, Termindruck und dem ständigen Gefühl, nicht zu genügen.

Der tägliche Spagat – und das langsame Ausbrennen

Damals war ich voll im Hamsterrad. Job mit viel Verantwortung, dazu Trennung, Umzug, neues Leben mit meinem Sohn – alles auf einmal. Ich wollte alles richtig machen. Für alle da sein. Der perfekte Papa, der engagierte Mitarbeiter, der starke Typ. Was ich dabei vergessen hab? Mich selbst. Ich funktionierte. Wie ein gut geölter Automat. Nur dass irgendwann das Öl fehlte. Und das Rad quietschte. Laut. Aber ich hab’s ignoriert. Ich dachte, ich muss nur ein bisschen mehr leisten, ein bisschen mehr durchhalten – und dann wird’s besser. Aber es wurde nicht besser. Es wurde enger. Schwerer. Und leiser. In mir.

Mein Kalender war voll. Meine To-do-Liste nie leer. Und meine Gedanken ständig im Alarmmodus. Ich hab nur noch reagiert. Nie agiert. Kaum gegessen, schlecht geschlafen, nie entspannt. Ich wurde dünnhäutig, gereizt, innerlich stumpf. Der Feierabend war kein Feierabend. Und das Wochenende? Ein To-do-Marathon in anderen Farben. Ich vergaß Geburtstage, ließ Verabredungen platzen, hatte keinen Nerv mehr für Freunde. Ich lebte – aber ich lebte nicht.

Und dann war da dieser Moment

Mein Sohn, damals vier, steht in der Tür, als ich gerade wieder mit dem Laptop auf dem Schoß am Abendessenstisch hocke. „Papa, kommst du jetzt spielen?“ Ich murmel irgendwas von „gleich“, ohne wirklich aufzuschauen. Und dann sagt er diesen einen Satz, der sich eingebrannt hat: „Du lachst gar nicht mehr mit mir.“

Boom. Volltreffer. Kein Drama, kein Wutausbruch – nur dieser eine, ehrliche, kleine Satz. Und der tat mehr weh als jeder Tadel vom Chef. Mehr als jede Mahnung vom Körper. Es war der Moment, in dem ich gespürt hab, wie weit ich mich selbst schon verloren hatte. Und wie sehr mein Kind das gespürt hat – lange bevor ich es mir selbst eingestehen konnte.

Ich hab an dem Abend nichts mehr gearbeitet. Stattdessen hab ich mich auf den Boden gesetzt, sein Spielzeug genommen und einfach mitgemacht. Ich war unbeholfen. Müde. Abgelenkt. Aber ich war da. Zum ersten Mal seit Wochen wirklich da.

Das Kind als Kompass

Ich hab in dieser Nacht kaum geschlafen. Hab mich gefragt, wie ich an diesen Punkt gekommen bin. Und vor allem: Wie ich da wieder rausfinde. Mein Sohn war mein Anker. Ich hab angefangen, genauer hinzusehen. Nicht auf die Uhr oder die Deadline – sondern auf ihn. Auf unsere Zeit. Auf seine Augen, die immer noch geleuchtet haben, wenn ich wirklich da war.

Ich hab bewusst Dinge gestrichen. Termine abgesagt. Den Anspruch, alles alleine schaffen zu müssen, infrage gestellt. Ich hab mir Hilfe geholt. Gespräche geführt. Mir Pausen gegönnt, auch wenn’s schwer fiel. Und vor allem: Ich hab wieder gespielt. Gelacht. Gekuschelt. Einfach nur da gewesen.

Es war nicht sofort leicht. Es gab Rückfälle. Tage, an denen der alte Trott mich wieder einsaugte. Aber ich hatte jetzt diesen inneren Wecker. Und der hieß: „Papa, du lachst gar nicht mehr.“ Dieser Satz wurde zu meinem persönlichen Notfallcode. Immer, wenn ich zu sehr in alte Muster rutschte, kam er mir in den Kopf – und brachte mich zurück.

Nicht stark trotz Kind – sondern wegen ihm

Viele denken: Kinder machen alles anstrengender. Und ja, stimmt auch irgendwo. Weniger Schlaf, mehr Wäsche, mehr Lärm. Aber sie machen auch alles echter. Ehrlicher. Mein Sohn war mein Spiegel. Er hat mir gezeigt, was fehlt. Und was zählt. Nicht durch große Reden, sondern durch kleine Gesten. Ein Lächeln. Ein „Papa, guck mal“. Ein „Ich hab dich lieb“ mitten im größten Chaos.

Ich hab angefangen, mein Leben wieder mit Sinn zu füllen. Nicht mit Erledigungen. Sondern mit Momenten. Nicht mit To-dos. Sondern mit Nähe. Ich hab erkannt, dass ich nicht schwach war – sondern stark, weil ich hingesehen hab. Weil ich mir erlaubt hab, etwas zu ändern. Und weil ich meinem Kind zugehört hab. Wirklich zugehört.

Wenn ich heute auf diese Zeit zurückblicke, frag ich mich manchmal, wie ich das durchgestanden hab. Die Antwort ist einfach: Ich hatte einen Grund. Einen echten. Kein Bonus, kein Status, kein Applaus. Sondern diesen kleinen Menschen, der mich gebraucht hat. Nicht als Maschine. Sondern als Papa.

Was ich heute anders mache

Ich achte mehr auf mich. Und ja, ich gönn mir Pausen. Auch wenn die Spülmaschine noch voll ist. Auch wenn die Steuer wartet. Ich bin nicht mehr rund um die Uhr erreichbar. Und ich sage auch mal Nein. Nicht, weil ich egoistisch bin. Sondern weil ich weiß: Ich kann nur gut für mein Kind da sein, wenn ich auch gut zu mir bin.

Wir haben unsere Rituale. Frühstück am Samstag im Schlafanzug. Toben auf dem Sofa. Geschichten ausdenken im Bett. Und wenn ich wieder ins alte Muster rutsche – weil, klar, das passiert – dann hilft ein Blick auf meinen Sohn. Der erinnert mich dran, was wirklich zählt. Ich versuche, auch im Alltag kleine Inseln einzubauen: Musik im Auto statt Nachrichten, fünf Minuten bewusst atmen, wenn ich merke, dass’s wieder eng wird, oder einfach mal ohne Handy mit ihm im Park sitzen.

Ich rede auch offener über das, was war. Mit Freunden, mit Kollegen. Und ja, manchmal auch mit anderen Vätern. Denn ich hab gemerkt: Ich bin nicht allein. Es gibt viele wie mich – die funktionieren, bis es nicht mehr geht. Aber es muss nicht so weit kommen. Wir dürfen uns zeigen. Schwach sein. Hilfe annehmen. Und uns gegenseitig Mut machen.

Vielleicht brauchst du das gerade auch

Wenn du dich selbst kaum noch spürst, ständig müde bist und das Gefühl hast, du läufst nur noch – dann halt kurz an. Atme. Schau dein Kind an. Und frag dich: Wann hab ich das letzte Mal richtig gelacht? Wenn du keine Antwort findest, ist es Zeit, was zu ändern. Und glaub mir: Es lohnt sich.

Du bist nicht allein. Und nein, du musst kein Superheld sein. Es reicht, echt zu sein. Echt müde, echt gestresst – aber eben auch echt liebevoll. Dein Kind sieht das. Und spürt es. Viel mehr, als du denkst.

Mein Kind hat mich vor dem Burnout gerettet. Nicht mit Medikamenten oder Therapie – sondern mit Liebe. Mit Echtheit. Mit diesem unbestechlichen Blick, der sagt: „Ich will dich. Echt. Ganz. Jetzt.“

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