Papa-KolumneKolumnen & KommentareWarum Papa-Zeit keine Bonuszeit ist

Warum Papa-Zeit keine Bonuszeit ist

Wenn Papa mit dem Kind allein ist, ist das keine Heldentat – sondern normaler Alltag. Warum wir endlich aufhören müssen, Vatersein als Ausnahmeleistung zu feiern.

„Ach wie schön, dass du dich so viel um dein Kind kümmerst!“

Diesen Satz hab ich schon oft gehört. Mal von der Nachbarin, mal von der Dame im Wartezimmer, mal beim Elternabend. Immer freundlich gemeint. Immer mit einem Lächeln. Aber immer auch mit diesem kleinen Unterton, der mir sagt: Das, was ich da tue, ist irgendwie besonders. Außergewöhnlich. Lobenswert. Als hätte ich gerade ein ganz besonderes Sozialprojekt gestartet – und nicht einfach meinen Job gemacht. Als Vater.

Papa-Zeit – was ist das eigentlich?

Lass uns ehrlich sein: Der Begriff „Papa-Zeit“ hat sich in den letzten Jahren eingebürgert. Es klingt nett, modern, engagiert. So nach „Ich bin dabei“, nach „Ich hab verstanden, wie wichtig Familie ist“. Und das ist auch gut so. Nur: Wenn wir bei jeder Vater-Kind-Aktion von „Papa-Zeit“ reden, klingt das ein bisschen so, als sei es etwas Zusätzliches. Etwas Besonderes. Vielleicht sogar etwas, das über das Normale hinausgeht.


Aber was ist denn das Normale? Dass Mamas 24/7 da sind und Väter dann mal eben „einspringen“? Dass Vatersein ein bisschen wie Babysitting ist – für Fortgeschrittene? Nein. So darf das nicht bleiben. Denn Papa-Zeit ist keine Bonuszeit. Sie ist keine Ausnahme. Sie ist keine gelegentliche Zutat im Familienrezept. Sie ist Grundbestandteil. Und zwar von Anfang an – ab dem positiven Schwangerschaftstest bis zum ersten Wackelzahn, vom ersten Brei bis zum ersten Liebeskummer.

Vater sein – nicht Besucher, sondern Bewohner

Ich bin nicht zu Gast im Leben meines Kindes. Ich wohne da. Ich bin Teil dieses Alltags. Ich bin morgens beim Aufstehen dabei, mittags beim Trösten, abends beim Zähneputzen. Ich kenne den Lieblingsbecher, die Einschlafmelodie und die Stelle auf dem Rücken, die beim Kuscheln besonders beruhigt. Ich kenne auch die Phasen, in denen kein anderer als ich das Kind ins Bett bringen darf – oder eben genau nicht ich. Beides passiert. Beides gehört dazu.

Und nein, ich tue das nicht, um Applaus zu bekommen. Ich tue das, weil ich dazugehöre. Weil ich Vater bin. Punkt. Das ist kein Heldentum. Das ist Alltag. Und der ist manchmal ganz schön herausfordernd – aber auch wunderschön.

Ich kenne andere Papas, denen es genauso geht. Die sich kümmern, lieben, begleiten – ganz selbstverständlich. Aber fast alle berichten das Gleiche: Sobald sie mit Kind allein unterwegs sind, kommt irgendwann dieser Moment, in dem sie „bemerkt“ werden. Gelobt, bestaunt, befragt. „Du machst das ja richtig gut!“ – Ja, danke, aber warum sollte ich es auch nicht?

Die Erwartungslatte hängt immer noch unterschiedlich

Wir reden oft über Gleichberechtigung. Und das ist gut. Aber solange ein Vater dafür gelobt wird, dass er das Kind zur Kita bringt, während es bei Müttern einfach erwartet wird, haben wir noch ein gutes Stück Arbeit vor uns.

Denn was machen solche unterschiedlichen Erwartungen mit uns? Sie halten Rollenbilder aufrecht. Sie sorgen dafür, dass Väter sich oft wie Gäste fühlen – statt wie Mitbewohner im Familienleben. Und sie setzen Mütter zusätzlich unter Druck. Denn wenn der Vater nur „hilft“, ist die Mutter automatisch verantwortlich.

Dabei erleben wir längst, dass sich die Rollen in vielen Familien ändern. Es gibt Väter, die in Elternzeit gehen. Väter, die halbtags arbeiten. Väter, die sich ganz selbstverständlich um das Kind kümmern – und trotzdem bei jeder Gelegenheit darauf hingewiesen werden, wie „toll“ das ist.

Ich will das nicht. Für mich nicht. Für meine Partnerin nicht. Für mein Kind schon gar nicht. Ich will, dass wir als Team funktionieren. Dass Verantwortung geteilt wird. Und dass beide Elternteile gleich gesehen, gleich wertgeschätzt – und gleich gefordert werden. Ohne Beifall für Normalität.

Alltag statt Ausnahmezustand

Es gibt so viele kleine Momente, die zeigen, wie tief das Thema sitzt. Die WhatsApp-Gruppe der Eltern, in der alle Nachrichten an „die Mamas“ gehen. Der Kinderarzt, der automatisch die Mutter anspricht. Die Spielplatzrunde, in der man als Papa oft erstmal „sich beweisen“ muss, bevor man dazugehört. Oder das Kindergartengespräch, bei dem man merkt, dass man als Papa oft „mitgemeint“, aber nicht „mitgedacht“ ist.

Ich will das nicht dramatisieren – aber ich will es benennen. Denn nur, wenn wir drüber reden, ändert sich was. Und ja, ich habe mittlerweile gelernt, drüber zu stehen. Ich lache auch mal über einen doofen Spruch. Aber ich merke auch: Es nervt. Weil es zeigt, dass wir Väter oft immer noch als Option gesehen werden – und nicht als Standard.

Was Papa-Zeit wirklich bedeutet

Für mich bedeutet Papa-Zeit nicht: Ich geh mit meinem Kind einmal die Woche ins Schwimmbad. Für mich bedeutet Papa-Zeit: Ich bin da. Immer. Ich übernehme Verantwortung. Ich plane mit. Ich tröste. Ich räume auf. Ich bringe zur Kita. Ich lese vor. Ich wechsle Windeln. Ich sage „nein“ und erkläre es. Ich koche Nudeln mit zu viel Ketchup. Ich schleiche abends aus dem Kinderzimmer, wenn das Kuscheltier endlich gefunden ist.

Ich bin auch der, der die Medikamente kauft, wenn das Fieber steigt. Der sich das Bauchweh-Gejammer nachts anhört. Der die Zahnarzttermine koordiniert. Der zum Laternenbasteln geht – auch wenn ich keine Ahnung von Basteln habe. Der sein Kind tröstet, wenn es auf dem Spielplatz hinfällt – und sich dabei auch mal selbst schuldig fühlt, weil er gerade kurz nicht hingeschaut hat.

Papa-Zeit ist nicht der eine Sonntag, an dem Mama mal frei hat. Papa-Zeit ist der Montagmorgen, der Dienstagabend, der ganz normale Mittwoch mit all seinen Wutanfällen, Kuscheleinheiten und Keksverhandlungen.

Sichtbarkeit braucht Alltag

Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der Väter nicht für das gefeiert werden, was Mütter einfach so leisten – oft unsichtbar. Ich wünsche mir, dass es normal ist, wenn ein Vater bei der U-Untersuchung dabei ist. Dass er bei Elternabenden mitredet. Dass er Kindersachen kauft – nicht, weil „er das auch mal macht“, sondern weil es sein Alltag ist.

Und ich wünsche mir, dass wir Papas nicht als Ausnahmeerscheinung behandeln. Sondern als das, was wir sind: Eltern. Mit allem, was dazugehört. Mit Stärken, Schwächen, Unsicherheiten – und einer verdammt großen Portion Liebe.

Wir brauchen keine Sonderbehandlung. Wir brauchen Gleichbehandlung. Keine Schulterklopfer, sondern Schultern, auf denen Kinder sich sicher fühlen – egal ob bei Mama oder Papa. Keine Kommentare wie „Das ist ja lieb, dass du mithilfst“, sondern ein „Schön, dass ihr das gemeinsam wuppt“.

Was ich gelernt habe – und warum ich weitermache

Ich bin auf diesem Weg nicht perfekt. Ich habe Tage, an denen ich keine Geduld mehr habe. An denen ich mein Kind zu spät abhole. An denen ich genervt bin, wenn wieder alles klebt. Aber ich bin da. Ich bin nicht der coole Papa, der mal kurz reinschaut. Ich bin der müde, manchmal überforderte, aber liebende Papa, der jeden Tag aufs Neue versucht, seinem Kind gerecht zu werden.

Ich lerne immer noch dazu. Ich lerne, meine eigene Unsicherheit zu akzeptieren. Ich lerne, mich nicht mit anderen zu vergleichen. Ich lerne, stolz auf das zu sein, was ich tue – auch wenn es keine Bühne dafür gibt. Und ich lerne, dass ich meinem Kind ein wichtiges Vorbild sein kann. Für Nähe. Für Verantwortung. Für echtes Mitgefühl.

Und ich mache weiter. Weil ich weiß, wie wichtig das ist. Für meine Familie. Für mich. Und vielleicht auch für andere Väter, die noch ein bisschen Rückenwind brauchen, um ihren Platz einzunehmen – nicht nur als Bonuskraft, sondern als fester Bestandteil.

Fazit: Vatersein ist Alltag. Kein Event.

Papa-Zeit ist keine Bonuszeit. Sie ist keine Ausnahme. Sie ist Teil eines gemeinsamen Alltags, der von beiden Elternteilen getragen wird. Und sie sollte genauso selbstverständlich, sichtbar und wertgeschätzt sein wie Mama-Zeit.


Also lasst uns aufhören, Väter zu loben, weil sie „mithelfen“. Lasst uns anfangen, Elternschaft neu zu denken. Ehrlich. Gleichwertig. Mit ganz viel Herz – und ganz viel Alltag.

Denn am Ende zählt nicht, wer wie oft gelobt wird. Sondern wer da ist. Wer bleibt. Wer liebt. Und wer mit beiden Händen im Leben seines Kindes steckt – Tag für Tag. Nicht als Held. Sondern als Papa.

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