Mitmachen & CommunityFragen an den Papa-ReporterZwischen Lego-Steinen und Wäschebergen: Meine Zeit für mich

Zwischen Lego-Steinen und Wäschebergen: Meine Zeit für mich

Wie ich im ganz normalen Familienwahnsinn kleine Inseln finde – und warum das so wichtig ist

Jonas hat gefragt, wie ich es eigentlich schaffe, im Familienchaos auch mal Zeit für mich zu haben. Und ganz ehrlich: Diese Frage hat mich erst mal kurz aus der Bahn geworfen. Weil die ehrliche Antwort manchmal ist: Gar nicht. Aber dann hab ich nochmal drüber nachgedacht – und festgestellt: Doch, irgendwie geht es. Nicht perfekt. Nicht regelmäßig. Aber es geht. Und je länger ich Papa bin, desto mehr merke ich, dass diese kleinen Pausen keine Luxusgüter sind – sie sind mein Rettungsring im Alltagssog.

Bevor ich dir erzähle, wie ich mir meine Papa-Auszeiten schnappe, lass mich eines sagen: Ich hab echt lange gebraucht, um zu verstehen, dass ich mir diese Zeit nicht verdienen muss. Ich darf sie mir einfach nehmen. Nicht erst, wenn alle To-dos abgehakt sind oder die Kinder artig schlafen. Sondern mittendrin, im Chaos, zwischen Bauklötzen, Geschirr und Kinderfragen. Denn genau da liegt der Moment, in dem ich auftanken muss – nicht irgendwann, sondern jetzt. Und auch wenn es sich manchmal egoistisch anfühlt: Es ist das Gegenteil davon.

Zeit für mich? Klingt wie Science-Fiction

Wenn du Vater wirst, verschieben sich deine Prioritäten radikal. Was früher „Ich mach mal eben einen Spaziergang zum Runterkommen“ war, ist heute: „Ich bring mal eben den Müll raus – vielleicht in Zeitlupe, einfach weil’s fünf Minuten allein sind.“

Und genau da liegt schon der Trick: Du musst deine „Ich-Zeit“ neu definieren. Es geht nicht mehr um den halben Tag Wellness oder drei Stunden Netflix am Stück. Es geht um Momente. Kleine Fluchten. Lücken im Alltag, die du dir zurückeroberst. Ein Moment, in dem niemand etwas will. Kein „Papa, kannst du mal…?“, kein „Wo sind meine Socken?“ – einfach nur du, dein Kaffee, und dein innerer Akku, der kurz grün aufleuchtet.

Mein Alltag – und wo ich Luft hole

Bei uns zu Hause ist eigentlich immer was los. Zwei Kinder, die in entgegengesetzte Richtungen rennen, ein nie leerer Wäschekorb und der immer wieder überraschende Fakt, dass Kinder offenbar jeden Tag etwas essen müssen. Wer hätte das gedacht? Manchmal kommt’s mir vor wie ein ständiger Marathon – ohne Ziellinie, aber mit jeder Menge Stolpersteine.

Trotzdem hab ich Wege gefunden, ein bisschen Zeit für mich einzubauen. Zum Beispiel:

  • Der frühe Morgen, bevor alle wach sind. Ja, ich weiß, klingt nach Folter. Aber wenn du da mit einem Kaffee in der Hand zehn Minuten auf dem Balkon sitzt, während noch alles still ist – das ist Gold wert. Ich fühl mich dann fast wie ein Mönch in Jogginghose.
  • Kopfhörer beim Aufräumen. Kein Scherz. Ein guter Podcast macht selbst das Socken-Sortieren erträglich. Und wenn dabei keiner „Papaaaa!“ ruft, ist das fast schon Meditation. Manchmal hör ich sogar Hörbücher übers Elternsein – ironisch, ich weiß.

Und dann gibt’s da noch die Geheimwaffe: Spontan-Zeit. Wenn die Kids überraschend beide schlafen oder beschäftigt sind – kein Haushalt, kein Handy, einfach kurz hinsetzen. Durchatmen. Stille genießen. Für mich sind das keine Minuten, das sind Mini-Wunder.

Mini-Auszeiten mit Maxi-Effekt

Ich hab irgendwann gemerkt: Ich muss nicht raus aus dem Haus, um raus aus dem Alltag zu kommen. Manchmal reicht es, wenn ich mich mit einem Buch aufs Klo setze – mit abgeschlossenem Türschloss und der Hoffnung, dass es keiner merkt. Oder ich verzieh mich kurz in die Garage und tu so, als würde ich was reparieren. (Meistens steh ich einfach nur da. Und atme.)

Oder ich fahr eine Extrarunde um den Block, wenn ich einkaufen gehe. Einfach, weil der Supermarkt fünf Minuten länger auch warten kann – mein Kopf aber nicht. Diese kleinen Eskapaden sind meine mentalen Power-Naps.

Solche Momente retten mir den Tag. Weil sie mir zeigen: Ich bin nicht nur Papa. Ich bin auch noch ich. Ich darf auch einfach mal Mensch sein – nicht nur Klettergerüst, Tröster, Koch und Animateur.

Warum diese Pausen so wichtig sind

Früher dachte ich, Selbstfürsorge sei so ein Insta-Wort für Leute mit zu viel Freizeit. Heute weiß ich: Ohne Auszeiten werde ich ein schlechterer Vater. Weil ich gereizt bin, ungeduldig, innerlich am Limit. Und das merken die Kids. Kinder haben ein feines Gespür für unsere Stimmung – sie spüren, wenn wir durch sind, selbst wenn wir versuchen, es zu verstecken.

Wenn ich mir bewusst kleine Zeitfenster schaffe – selbst wenn’s nur zehn Minuten sind – dann bin ich danach ausgeglichener. Mehr bei mir. Und automatisch auch mehr bei ihnen. Es macht den Unterschied zwischen einem „Was ist denn jetzt schon wieder?!“ und einem ruhigen „Was brauchst du gerade, mein Schatz?“.

Aber wie erklär ich das den Kindern?

Tatsächlich hab ich irgendwann angefangen, mit meinen Kindern darüber zu sprechen. Dass Papa auch mal seine Ruhe braucht. Dass ich sie liebe – aber auch mal einen Moment ohne Fragen, Klettern, Springen und Quietschen brauche. Und weißt du was? Sie verstehen das. Nicht immer. Aber immer öfter. Und manchmal setzen sie sich dann neben mich und spielen leise. Oder sie holen mir einen Kaffee (okay, das ist gelogen – aber der Gedanke zählt).

Was aber wirklich hilft: Vorleben. Wenn sie sehen, dass Papa gut auf sich achtet, lernen sie auch, ihre eigenen Grenzen zu spüren. Und das ist doch eigentlich das schönste Geschenk, das wir ihnen mitgeben können.

Unterstützung holen ist kein Versagen

Ein riesiger Gamechanger war für mich: Hilfe annehmen. Ob es die Partnerin ist, die mal übernimmt, die Oma, die spontan einspringt, oder ein befreundeter Papa, der sagt: „Ich nehm deine Kids für zwei Stunden mit zum Spielplatz“ – das ist Gold wert.

Früher dachte ich, ich muss alles allein wuppen. Heute weiß ich: Teamwork ist kein Schwächezeichen, sondern überlebenswichtig. Und ganz ehrlich: Auch ich freu mich, wenn ich mal jemandem zwei Stunden Kindergeschrei ersparen kann. Es geht nicht darum, perfekt zu sein – sondern darum, gemeinsam durchzukommen.

Und ja, manchmal gehört dazu, sich selbst zu erlauben, einfach mal nichts zu tun. Kein Projekt, kein Optimieren, kein Eltern-Perfektionismus. Sondern nur: Sein.

Fazit: Zeit für dich ist kein Luxus, sondern Pflicht

Klar, wir Papas sind oft die Letzten, die an sich denken. Aber genau deshalb ist es so wichtig. Zeit für dich bedeutet nicht Egoismus – sondern Energie-Tanken für alle. Und manchmal reicht schon ein Kaffee in der Früh oder ein stiller Moment am Fenster. Oder einfach nur das bewusste Ausatmen, wenn du das Bad verlässt und zehn Minuten ohne Unterbrechung duschen konntest.

Also, Jonas – danke für deine Frage. Sie hat mich daran erinnert, dass ich mir heute Abend nochmal zehn Minuten gönne. Vielleicht mit einem kalten Bier in der Hand und dem festen Entschluss, die Wäsche einfach Wäsche sein zu lassen. Und wer weiß – vielleicht gönn ich mir auch fünf Minuten mit geschlossenen Augen. Einfach so. Weil ich’s kann.

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