Mitmachen & CommunityFragen an den Papa-ReporterIst es okay, das Papa-Sein manchmal einfach zu hassen?

Ist es okay, das Papa-Sein manchmal einfach zu hassen?

Wenn Liebe nicht immer reicht – ein ehrlicher Blick auf Papagefühle zwischen Erschöpfung, Zweifel und echter Nähe

Lukas hat gefragt: „Ist es okay, wenn ich das Papa-Sein manchmal einfach hasse?“ Und ich muss sagen: Diese Frage hat mich sofort getroffen. Weil sie echt ist. Weil sie wehtut. Und weil sie genau das ausspricht, was viele von uns denken – aber kaum einer laut sagen mag.

Also Lukas, hier kommt meine Antwort: Ja. Es ist okay.

Und weißt du was? Es ist sogar wichtig, dass wir darüber sprechen.

Das Idealbild vom Papa – und die Realität

Wenn du Vater wirst, bekommst du ein Bild mitgeliefert. Das liebevolle Papa-Bild mit Kuschelstunden, Bastelspaß, Fußballspielen im Park und Gute-Nacht-Geschichten bei gedimmtem Licht. Was du nicht mitgeliefert bekommst: Wie sich das anfühlt, wenn dein Kind seit drei Nächten schreit, deine Nerven blank liegen und du dich selbst nicht mehr wiedererkennst. Niemand sagt dir, wie wenig Platz manchmal für dich selbst bleibt. Und wie laut dein Kopf wird, wenn du verzweifelt versuchst, trotzdem alles richtig zu machen.


Dieses Spannungsfeld – zwischen bedingungsloser Liebe und völliger Überforderung – ist real. Und es frisst uns innerlich auf, wenn wir es nicht anerkennen.

Ich liebe mein Kind. Und manchmal hasse ich mein Leben.

Das ist vielleicht der ehrlichste Satz, den ich als Papa je gesagt habe. Und es fühlt sich falsch an. Fast wie ein Verrat. Aber es ist die Wahrheit. Ich liebe mein Kind. Ohne Frage. Ohne Einschränkung. Aber das heißt nicht, dass ich jeden Moment als Vater feiere.

Manchmal sitze ich da, morgens um fünf, mit einem Kind auf dem Schoß, das nicht schlafen will, einem Kaffee, der längst kalt ist, und dem Gedanken: Ich will hier nicht sein. Ich will zurück in mein altes Leben.

Das ist keine böse Absicht. Es ist Erschöpfung. Es ist der Verlust von Kontrolle, Freiheit, Ruhe. Es ist die Erfahrung, dass man sich selbst manchmal verliert – und niemand fragt, wie es dir geht. Weil du doch Papa bist. Weil du funktionieren sollst.

Der Druck, alles richtig zu machen

Vatersein heute ist ein Spagat. Zwischen Job und Familie. Zwischen Nähe und Klarheit. Zwischen dem Wunsch, ein „moderner, engagierter Vater“ zu sein – und dem Gefühl, ständig zu versagen.

Du willst dabei sein, präsent, unterstützend, liebevoll. Du willst nicht nur der Typ sein, der das Geld verdient und beim Sonntagsfrühstück auftaucht. Aber dieser Anspruch bringt dich an Grenzen. Weil du es allen recht machen willst – dem Kind, dem Partner, dem Arbeitgeber, dir selbst.

Und dann kommt der Punkt, an dem du innerlich explodierst. Nicht, weil du dein Kind nicht liebst. Sondern weil du einfach nicht mehr kannst.

Es gibt Tage, da will ich nur raus

Manchmal wünsche ich mir einfach, abzuhauen. Raus aus dem Chaos, dem Lärm, den ewigen Wiederholungen. Kein „Papa, kannst du…?“, kein „Ich will nicht Zähne putzen“, kein Brei auf dem Pullover. Einfach nur Stille. Eine Stunde, einen Tag, vielleicht sogar länger.

Und ja, ich habe mich dafür schon geschämt. Ich hab mich gefragt: Was stimmt nicht mit mir? Warum bin ich nicht wie diese Instagram-Papas, die alles mit einem Lächeln meistern?

Aber die Wahrheit ist: Diese Papas gibt es nicht. Zumindest nicht in der Reinform. Jeder von uns hat Momente, in denen er am liebsten wegrennen würde. Nur sagen es die wenigsten. Und genau das macht es so schwer.

Papa-Sein ist kein Dauer-Glückszustand

Wir leben in einer Gesellschaft, die Mutterschaft und Vaterschaft oft romantisiert. Klar, Kinder sind ein Geschenk. Aber sie sind auch eine riesige Herausforderung. Und das gilt nicht nur für Mütter. Auch wir Papas kämpfen – mit Schlafmangel, mit Versagensängsten, mit unseren alten Rollenbildern.

Es ist okay, wenn du das Papa-Sein nicht jeden Tag als das größte Glück empfindest. Es ist okay, wenn du an manchen Tagen das Gefühl hast, nichts mehr geben zu können. Wichtig ist nur: Sprich drüber. Mit anderen Vätern. Mit deiner Partnerin. Mit dir selbst.

Denn dieses „Ich darf das nicht denken“-Gefühl macht es nur schlimmer. Es führt dazu, dass wir uns zurückziehen, innerlich verhärten, irgendwann resignieren.

Was hilft, wenn’s zu viel wird?

Ich hab für mich ein paar Strategien entwickelt, um durch diese dunkleren Tage zu kommen. Keine Wundermittel. Aber kleine Anker.

  • Raum für Ehrlichkeit: Ich hab mir angewöhnt, offen zu sagen, wenn’s mir zu viel wird. Nicht erst, wenn ich kurz vorm Platzen bin. Manchmal reicht ein Satz wie: „Heute fühl ich mich leer.“ Oder: „Ich brauch eine halbe Stunde für mich.“
  • Austausch mit anderen Papas: Ich hab ein paar Väter im Freundeskreis, mit denen ich ehrlich reden kann. Ohne Filter. Ohne Scham. Und das hilft enorm. Weil ich merke: Ich bin nicht allein.
  • Zeitfenster für mich selbst: Auch wenn’s nur zehn Minuten sind. Musik hören, spazieren gehen, duschen ohne Zeitdruck. Es klingt banal, aber es macht einen Unterschied.
  • Schreiben: Ich schreibe manchmal auf, was mich fertig macht. Und was trotzdem schön war. Das hilft, beides nebeneinander zu sehen. Die Wut – und die Liebe.

Du darfst wütend sein – solange du da bleibst

Ich hab gelernt: Es ist okay, wütend zu sein. Genervt. Ausgebrannt. Das heißt nicht, dass du dein Kind weniger liebst. Es heißt, dass du Mensch bist. Kein Superheld. Kein Roboter.

Wichtig ist, dass du da bleibst. Dass du dein Kind nicht mit der Wut alleine lässt. Dass du sagst: „Ich bin gerade überfordert. Aber ich bin da. Ich liebe dich.“

Das verändert alles. Auch für dein Kind. Denn es lernt, dass auch schwierige Gefühle Platz haben dürfen. Dass Nähe nicht nur in den schönen Momenten zählt.

Zwischen Hassen und Lieben liegt oft nur ein Atemzug

Ich hab Momente, da schrei ich innerlich: Ich hasse das! Ich will das nicht mehr! Und kurz darauf sitze ich neben meinem schlafenden Kind und mir kommen die Tränen, weil ich es so sehr liebe, dass es weh tut.

Das ist kein Widerspruch. Das ist das echte Leben. Das ist Papa-Sein.

Es ist roh, widersprüchlich, überfordernd – und trotzdem das Wertvollste, was ich je erlebt habe.

Fazit: Ja, Lukas – es ist okay.

Es ist okay, das Papa-Sein manchmal zu hassen. Es ist okay, zu straucheln, zu zweifeln, zu verzweifeln. Es ist okay, zu sagen: „Heute war einfach scheiße.“


Wichtig ist nur, dass du dich nicht allein damit fühlst. Dass du drüber sprichst. Dass du dir Hilfe holst, wenn du sie brauchst. Und dass du dir selbst vergibst – für die Gedanken, die du nie aussprechen wolltest.

Papa-Sein ist kein Wettbewerb. Es ist eine Reise. Und manchmal läuft man barfuß durch Dornen. Aber du gehst sie. Jeden Tag. Und das zählt.

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