Wenn jemand „Papa-Zeit“ sagt, denken viele direkt an Spielplatzbesuche oder das berühmte „Ich geh mal mit den Kids raus, damit Mama durchschnaufen kann“. Klar, das gehört auch dazu. Aber wenn ich über unsere echte Papa-Zeit spreche, dann meine ich diese ganz besonderen Momente, die sich nicht planen lassen. Diese kleinen, ehrlichen, manchmal total chaotischen, aber unfassbar wertvollen Augenblicke, in denen ich nicht nur Vater bin – sondern ganz da, mittendrin, mit Haut, Haaren und Augenringen.
Was unsere Papa-Zeit besonders macht? Ganz ehrlich: Es ist nicht immer Instagram-tauglich. Aber es ist echt. Und genau das macht sie so besonders. Hier kommt ein Blick in unseren Alltag – mit Geschichten, Erkenntnissen und jeder Menge Kekskrümel auf dem Sofa.
Der ganz normale Wahnsinn: Papa-Start in den Tag
Unsere Papa-Zeit beginnt oft früher, als mir lieb ist. Sehr früh. Also: „Dunkel draußen und Kaffee hilft nur bedingt“-früh. Meistens weckt mich ein kleiner Mensch mit der unmissverständlichen Aussage: „Papa, ich hab Hunger. Und ich glaube, mein Kuscheltier auch.“
Was folgt, ist ein morgendliches Ritual aus Brotdosen packen, Socken suchen (die NIE zusammengehören), einer Diskussion darüber, warum man im Winter nicht mit kurzen Hosen in den Kindergarten gehen kann, und der wiederkehrenden Erkenntnis: Es gibt keine Routine, die sich nicht spontan auflöst, wenn ein Kind beschließt, heute einfach mal anders zu ticken.
Aber weißt du was? Genau da beginnt für mich Papa-Zeit. Nicht, wenn alles nach Plan läuft, sondern wenn ich mich auf das einlasse, was gerade ist. Wenn ich entscheide, dass der Weg zum Kindergarten auch mit fünf Schneckenstopps und einem Umweg über die Pfütze okay ist. Und wenn ich merke: Mein Kind zeigt mir gerade, wie man im Moment lebt. Während ich versuche, an die nächste E-Mail zu denken.
Abenteuer Alltag: Die kleinen großen Erlebnisse
Papa-Zeit heißt für mich nicht immer Action. Klar, wir gehen auch mal in den Kletterwald, auf den Spielplatz oder bauen stundenlang Lego-Raumschiffe. Aber oft sind es die unscheinbaren Momente, die hängenbleiben.
Zum Beispiel neulich, als wir einfach nur im Wohnzimmer auf dem Teppich lagen, und mein Sohn meinte: „Papa, guck mal, ich bin ein Roboter.“ Und dann lag ich da, mit Decken über dem Kopf, in einer selbstgebauten Roboterhöhle, während draußen der Alltag weiterlief – und ich das Gefühl hatte, genau am richtigen Ort zu sein.
Oder wenn wir zusammen backen. Und ich weiß, das klingt kitschig. Aber zwischen Mehlwolken und Eierschalen auf dem Boden passieren manchmal die besten Gespräche. Da erzählt mir meine Tochter plötzlich, dass sie heute traurig war, weil ihre Freundin lieber mit jemand anderem gespielt hat. Und ich merke: Es geht nicht ums Backen. Es geht ums Dasein.
Wenn Papa loslässt – und gewinnt
Ich gebe zu: Ich bin manchmal kontrollverliebt. Ich mag Pläne, Listen, klare Abläufe. Kinder… nicht so. Und genau da liegt die Magie. Papa-Zeit hat mich gelehrt, loszulassen. Nicht alles zu planen, sondern zu reagieren. Nicht perfekt zu sein, sondern präsent.
Ich erinnere mich an einen dieser „Ich hab’s verkackt“-Momente. Ein verregneter Sonntag, ich hatte große Pläne: Basteln, Spielen, gemeinsames Kochen. Aber irgendwie lief alles schief. Die Kinder wollten nicht basteln, beim Spielen gab’s Streit, das Essen verbrannte. Ich war frustriert, genervt, kurz vorm „Ich geh jetzt einfach duschen und bleib dort.“
Aber dann saßen wir plötzlich alle auf dem Sofa. Mit Toastbrot. Und einem Film. Und irgendwie war es perfekt. Nicht wie geplant. Aber echt. Und genau das ist Papa-Zeit.
Papa-Zeit heißt auch: scheitern dürfen
Ja, ich hab Fehler gemacht. Ich hab mal vergessen, das Lieblingskuscheltier mitzunehmen. Ich hab geschimpft, obwohl’s eigentlich mein Stress war. Ich hab das Sandwich in der falschen Form geschnitten (Katastrophe!). Aber Papa-Zeit bedeutet auch, sich zu entschuldigen. Zu zeigen, dass auch Große Fehler machen.
Neulich sagte mein Sohn zu mir: „Papa, du warst heute ein bisschen laut. Aber ich mag dich trotzdem.“ Und ich? Ich hab mich hingesetzt, ihm gesagt, dass er recht hat. Und dass ich dran arbeite. Diese Ehrlichkeit – sie ist das Herzstück unserer Papa-Zeit.
Wenn’s besonders wird: Unsere kleinen Rituale
Echte Papa-Zeit braucht keinen Riesenplan. Aber sie lebt von Wiederholung. Von diesen kleinen Ritualen, die Kindern Sicherheit geben – und uns Papas das Gefühl, doch nicht alles falsch zu machen.
Bei uns gibt es zum Beispiel den Freitagabendfilm. Popcorn, Sofa, Kuscheldecken. Und ja, wir schauen manchmal Dinge zum zehnten Mal. Aber das ist okay. Denn es ist unser Moment. Oder das Einschlafritual: ein Lied, ein Buch, ein leiser „Gute Nacht“-Satz, der jeden Abend gleich ist. Manchmal schlafe ich vorher ein. Manchmal erzählen wir noch lange Geschichten. Aber egal wie – es ist Papa-Zeit pur.
Papa-Zeit mit mehreren Kindern – zwischen Spagat und Superkraft
Mit einem Kind Papa-Zeit zu gestalten, ist intensiv. Mit mehreren – ist es ein tägliches Training in Diplomatie, Timing und Improvisation. Und nein, ich bin darin nicht perfekt. Aber ich wachse dran.
Denn während die eine Tochter malen will, möchte der Sohn Fußball spielen. Während das Baby schreit, muss die Große ihre Hausaufgaben machen. Und ich? Ich jongliere mit Bauklötzen, Pausenbrot und Tränen. Klingt anstrengend? Ist es. Aber auch: großartig.
Denn ich lerne, präsent zu sein – für jeden. Und manchmal bedeutet das: Zehn Minuten Exklusivzeit für jede*n. Oder das abendliche Vorlesen, bei dem sich alle um mich scharen wie kleine Faultiere. Und dann sitzen wir da – durcheinander, laut, wild – und ich spüre: Wir sind Familie. Und ich bin mittendrin. Als Papa.
Papa-Zeit mit Baby – die stille Bindung
Es ist eine ganz andere Art der Papa-Zeit, wenn du mit einem Säugling unterwegs bist. Keine Gespräche, keine „richtigen“ Spiele. Aber diese Nähe, diese kleinen Handbewegungen, der Blickkontakt beim Füttern – sie machen etwas mit dir.
Ich erinnere mich an viele dieser stillen Momente: Nachts auf dem Sofa mit Baby auf der Brust. Oder beim Tragen durch die Wohnung, weil Schlaf einfach überbewertet wird. Diese Momente sind unsichtbar für die Außenwelt – aber sie prägen unsere Verbindung.
Papa-Zeit mit Baby hat mich Geduld gelehrt. Und das Vertrauen, dass Bindung nicht laut sein muss, sondern leise, beständig – und unglaublich tief.
Wenn Papa übernimmt – Wochenenden allein mit den Kids
Es gibt diese Wochenenden, an denen ich mit den Kindern allein bin. Mama gönnt sich eine Auszeit (zu Recht!). Und ich? Bin plötzlich Eventmanager, Seelsorger, Spielplatzanimateur und Koch in Personalunion.
Am Anfang war ich überfordert. Was, wenn jemand krank wird? Was, wenn ich nicht weiß, was ich koche? Heute weiß ich: Es wird eh anders als geplant. Und genau deshalb wird’s gut.
Wir machen dann unsere eigenen Rituale. Pyjamafrühstück mit extra viel Marmelade. Kinoabend mit selbst gemalten Eintrittskarten. Oder Spaziergänge, bei denen wir Schnecken retten und Stockbrot grillen – im Sommer. Und im Winter machen wir uns einfach Lagerfeuergeräusche auf YouTube an.
Diese Papa-Kids-Wochenenden sind unsere kleinen Inseln. Voll Chaos. Voll Liebe. Voll Leben.
Warum echte Papa-Zeit nicht perfekt sein muss – aber zählt
Am Ende geht’s nicht darum, wie aufwendig, besonders oder spektakulär die Papa-Zeit ist. Sondern darum, dass sie stattfindet. Dass du da bist. Mit deinem Herzen. Deinen Ohren. Deinen Armen. Und manchmal einfach nur mit deinem stillen Dasein.
Es sind nicht die Ausflüge ins Schwimmbad, die hängen bleiben. Es ist der Moment, in dem du nach einem blöden Tag sagst: „Komm her.“ Und dein Kind springt dir in die Arme.
Es ist nicht das perfekte Sandwich in Bärenform. Es ist dein Blick, wenn du deinem Kind zuhörst. Und es merkt: „Papa hört mir wirklich zu.“