Zahlen und ich? Keine große Liebe. Zumindest nicht früher. Ich war immer der Typ: „Wird schon irgendwie passen.“ Bis es irgendwann nicht mehr passte. Plötzlich war da dieses mulmige Gefühl, dass am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig ist – und keiner so genau wusste, wohin die Euros eigentlich verschwinden. Also hab ich’s gewagt: Mein erstes Haushaltsbuch. Oldschool, ehrlich, mit Durchhaltewillen – und überraschend viel Aha.
In diesem Artikel erzähle ich dir, wie ich als Familienpapa den Einstieg ins Haushaltsbuch geschafft habe, was dabei schiefging, was überraschend gut lief – und warum es mein bester Schritt in Richtung finanzieller Gelassenheit war.
Warum ich überhaupt ein Haushaltsbuch angefangen habe
Es war nicht ein einziger Moment, eher so eine schleichende Erkenntnis. Immer wieder stand ich an der Supermarktkasse und dachte: „Schon wieder über 100 Euro? Für was eigentlich?“ Oder ich scrollte durch die Banking-App, sah fünf kleine Abbuchungen in zwei Tagen – und wusste bei keiner mehr, was das war.
Ich hab nie gedacht, dass ich besonders verschwenderisch bin. Wir leben ganz normal, keine riesigen Urlaube, kein Luxus. Aber irgendwie versickerten da jeden Monat Hunderte Euro – unbemerkt, unkontrolliert. Und je größer die Familie wurde, desto mehr verlor ich den Überblick. Neue Schuhe hier, Windeln da, eine ungeplante Einladung mit Geschenk – und plötzlich wurde aus „passt schon“ ein „oje“.
Also hab ich’s einfach gemacht. Ein kleines Notizbuch, ein Stift – und los ging’s.
Die ersten Tage: Zwischen Motivation und Selbstzweifel
Ich war anfangs hochmotiviert. Hab mir ein paar YouTube-Videos angeschaut, Tabellenvorlagen heruntergeladen, mir Kategorien überlegt. Ich wollte alles dokumentieren: Ausgaben, Einnahmen, Barzahlungen, Daueraufträge. Sogar Taschengeld fürs Kind.
Der Anfang war ernüchternd. Ich hab gemerkt, wie viel ich vorher einfach ignoriert hab. Dass wir zum Beispiel im Monat locker 120 Euro nur für spontane Snacks und To-go-Kaffees ausgaben. Dass Streamingdienste liefen, die keiner mehr nutzte. Dass der Dispo eigentlich ständig im Einsatz war, aber so leise, dass man’s fast vergessen konnte.
Ich hab mich ein bisschen geschämt. Und gleichzeitig war ich froh, endlich hinzusehen.
Wie ich mein Haushaltsbuch aufgebaut habe – ganz simpel
Ich hab vieles ausprobiert, aber am Ende ist es ganz einfach geworden:
- Eine Doppelseite pro Monat
- Links die Einnahmen, rechts die Ausgaben
- Aufgeteilt in Kategorien: Lebensmittel, Drogerie, Kinder, Freizeit, Auto, Fixkosten, Sonstiges
- Jeden Abend fünf Minuten: Was hab ich heute ausgegeben?
Ich hab’s oldschool gemacht. Keine App, kein Excel. Einfach Papier. Weil ich gemerkt habe: Wenn ich’s aufschreibe, bleibt es besser hängen.
Und was soll ich sagen: Nach dem ersten vollen Monat hatte ich das Gefühl, zum ersten Mal überhaupt zu wissen, wo unser Geld eigentlich bleibt. Das war befreiend.
Die größten Aha-Momente
Ein Abo für Kinderhörspiele, das wir seit Monaten nicht genutzt hatten. Zwei Versicherungen mit fast identischem Schutz. Fünf verschiedene Abos für digitale Dienste, die zusammen fast 80 Euro im Monat verschlangen. Das Haushaltsbuch hat mir die Augen geöffnet – nicht mit dem Vorschlaghammer, sondern mit ruhiger Klarheit.
Ein besonders schmerzlicher Moment: die Erkenntnis, dass wir über 250 Euro im Monat für Essen außer Haus ausgaben. Nicht mal Restaurantbesuche, sondern Bäckerei, Café, Lieferservice. Kleinvieh macht Mist – und der Mist summiert sich gewaltig.
Was sich verändert hat – für uns als Familie
Das Beste war: Ich war nicht mehr der „Spaßverderber“, der beim Einkaufen immer sagt: „Nee, das ist zu teuer.“ Stattdessen konnten wir gemeinsam schauen: Was wollen wir ausgeben? Was ist drin? Was macht Sinn?
Meine Frau war zuerst skeptisch, aber dann total begeistert. Wir haben einen Monatsplan gemacht, ein kleines Budget für Extras definiert – und auf einmal war wieder Luft für schöne Dinge. Ein gemeinsames Frühstück im Café, ein Tagesausflug mit Eintritt – alles drin, weil wir vorher wussten, was geht.
Und auch die Kinder haben’s gemerkt. Sie bekommen Taschengeld, und wir haben ihnen eine kleine „Spar-Challenge“ gemacht: Wer am Monatsende noch was übrig hat, darf sich was aussuchen. Und sie machen mit! Weil sie sehen, dass Planung nicht heißt, sich alles zu verkneifen – sondern, sich gezielter zu freuen.
Rückschläge und was ich daraus gelernt habe
Natürlich gab’s auch Phasen, in denen ich keine Lust mehr hatte. In denen ich drei Tage nichts notiert habe und dann alles rekonstruieren musste. Oder Monate, in denen wir völlig überm Budget lagen – trotz Planung.
Aber das Gute ist: Man kann jeden Monat neu anfangen. Und irgendwann wird’s zur Gewohnheit. Heute gehört es dazu wie der Kaffee am Morgen. Ein kurzer Blick, ein paar Zahlen – und ich weiß, wo wir stehen.
Ich hab auch gelernt, großzügig mit mir zu sein. Wenn’s mal nicht klappt, ist das okay. Dann eben wieder von vorn. Das Ziel ist ja nicht Perfektion, sondern Bewusstsein.
Mein Haushaltsbuch heute – und was es mir bringt
Heute führe ich mein Haushaltsbuch digital. Ich nutze eine App, die ich am Anfang strikt abgelehnt hab. Aber jetzt passt sie gut zu unserem Alltag. Ich kann Belege fotografieren, Zahlungen mit Kategorien versehen, Trends erkennen.
Und ich merke: Es ist nicht nur eine Finanzhilfe, sondern fast so etwas wie ein Tagebuch. An den Ausgaben sehe ich, was in unserem Leben gerade los ist. Neue Kinderschuhe? Wachstumsschub. Wenig Ausgaben für Freizeit? Wahrscheinlich viele lange Arbeitstage. Viel Geld für Essen außer Haus? Vermutlich wenig Energie zum Kochen.
Das Haushaltsbuch zeigt nicht nur Zahlen – es erzählt unsere Geschichte.
Warum ich jedem Papa ein Haushaltsbuch empfehle
Weil es Ordnung ins Chaos bringt. Weil es Klarheit schafft, ohne Druck. Weil man plötzlich das Gefühl hat, wieder am Steuer zu sitzen – nicht das Konto, nicht die Bank, nicht der Zufall.
Und weil es hilft, gemeinsam besser zu entscheiden. Ich weiß, was geht – und kann viel entspannter „ja“ sagen, wenn meine Tochter sich etwas wünscht. Oder auch mal „nein“ – mit einer Erklärung, die nicht wie Ausrede klingt, sondern wie eine ehrliche Entscheidung.
Ein Haushaltsbuch ist kein Wundermittel. Aber es ist ein verdammt gutes Werkzeug. Und ein kleiner Schritt mit großer Wirkung.
Fazit: Aus Zahlen wurde ein echtes Familienprojekt
Ich hätte nie gedacht, dass mich ein bisschen Papier, ein paar Spalten und ein Stift so verändern können. Aber heute bin ich der Meinung: Jeder Papa sollte sowas mal probieren.
Nicht, um zu sparen. Nicht, um Kontrolle zu haben. Sondern um Klarheit zu gewinnen. Über das, was wichtig ist. Über das, was möglich ist. Und über das, was uns als Familie wirklich gut tut.
Also: Wenn du auch manchmal das Gefühl hast, das Geld rinnt dir durch die Finger – fang an. Mit einem Blatt Papier. Einem Stift. Und einem ehrlichen Blick auf deinen Alltag.
Es tut nicht weh. Es bringt mehr, als du denkst. Und es kann sogar richtig Spaß machen.