Es war einer dieser regnerischen Nachmittage, an denen man sich fragt, ob man die Kinder nicht doch in wetterfestes Plastik einwickeln und rausschicken sollte. Stattdessen saßen wir im Wohnzimmer – müde, gelangweilt, leicht gereizt. Und dann kam dieser Satz von meiner Tochter: „Papa, was wärst du eigentlich für ein Dino?“
Boom. Aus dem Nichts war der Nachmittag gerettet.
Was folgte, war eines der witzigsten, kreativsten und auch ein bisschen chaotischsten Spiele, die wir je zusammen gespielt haben – und das Beste: Es braucht nichts außer ein bisschen Vorstellungskraft (okay, und vielleicht einen brüllenden Papa auf allen Vieren). Seitdem ist „Papa, spielst du Dino?“ ein Satz geworden, der selbst die mieseste Stimmung kippen kann. Und das will was heißen an Tagen, an denen das Müsli überkocht und der Kaffee kalt wird.
Der Start: Papa-Dino wird geboren
Zuerst musste natürlich geklärt werden: Was für ein Dino wäre Papa? Stark wie ein T-Rex? Gemütlich wie ein Brachiosaurus? Schlau wie ein Velociraptor (oder zumindest so schlau, wie ein Papa nach einem langen Arbeitstag noch sein kann)?
Nach kurzer Diskussion war klar: Ich bin ein Tyrannopapax – halb T-Rex, halb Papa, mit besonders dicken Armen fürs Kuscheln und einem Riesenbrüllen, das sogar den Staubsauger vertreibt. Laut brüllen, wild gestikulieren, aber gleichzeitig die Kuscheldecke reichen – das bin ich.
Und zack, war ich in der Rolle. Ich stapfte durchs Wohnzimmer, brüllte „Ich habe Hunger auf Spielzeug!“ und ließ mich auf einen Haufen Kissen fallen. Mein Kind quietschte vor Lachen – und ich wusste, das wird ein neues Ritual. Danach ging’s weiter mit der ersten Dino-Schule, bei der ich dem Flitzosaurus beibringen musste, wie man mit den Füßen brüllt – ja, genau.
So funktioniert das Spiel bei uns
Ganz ehrlich? Es gibt keine festen Regeln. Aber ein paar Elemente haben sich eingespielt, die du übernehmen (oder kreativ abwandeln) kannst. Und das Schönste daran: Man kann sofort loslegen, ohne Plan, ohne Material – einfach drauflosspielen.
- Rolle finden: Jedes Familienmitglied wird zu einem Dino. Mama ist bei uns oft der Ratschlag-Raptor („Iss was Gesundes!“), die Kleine ist ein Flitzosaurus – schnell, laut und überall gleichzeitig. Manchmal darf auch das Kuscheltier mitmachen, als Plüschsaurus Rex.
- Dino-Alltag nachspielen: Was macht ein Dino den ganzen Tag? Bei uns: durch den Urzeit-Wohnzimmerwald schleichen, Dinonester aus Decken bauen, fiktive Dino-Schule besuchen („Heute lernen wir Brüllen und Schnappen“), sich gegenseitig mit imaginären Dino-Pfoten kitzeln oder einfach auf Dino-Beutejagd durchs Kinderzimmer stürmen.
- Missionen bestehen: Wir denken uns Aufgaben aus wie „Rette das Dino-Baby vor dem Lava-Kissen!“ oder „Finde das verschwundene Dino-Ei (Spoiler: Es ist ein Tennisball unter dem Sofa)“. Manchmal malen wir mit Straßenkreide einen Dino-Parcours auf den Balkon oder verlegen das Spiel mit Gummistiefeln und Schlamm-Action in den Garten.
- Dino-Dialoge führen: Mit Dino-Stimmen und viel übertriebener Gestik. Bonuspunkte gibt’s, wenn man dabei so tut, als wären Möbel urzeitliche Pflanzen oder Mama der Dino-Dompteur. Neulich haben wir eine komplette Dino-Kaffeerunde veranstaltet, inklusive gebrülltem „Wer will Dino-Keks?“
Warum dieses Spiel so genial ist
- Es ist komplett frei von Regeln. Alles kann, nichts muss. Wenn dein Kind plötzlich beschließt, dass der Papa-Dino jetzt rückwärts sprechen muss – dann ist das so. Oder dass der Kühlschrank ein verborgener Dino-Bunker ist – bitte sehr.
- Es fördert die Fantasie. Ohne große Requisiten wird das Wohnzimmer zur Urzeitlandschaft. Kissen sind Felsen, Decken sind Dschungel, und der Wäschekorb ist ein gefährlicher Vulkan. Unser Esstisch ist übrigens regelmäßig ein Berg, auf dem nur der Schlaf-Dino überwintern darf.
- Es bringt Nähe. Wir haben bei diesem Spiel gelacht, geredet, gekuschelt, gebrüllt – manchmal alles gleichzeitig. Und das ganz ohne Bildschirm. Gerade nach einem anstrengenden Tag tut es einfach gut, gemeinsam in eine verrückte Welt abzutauchen und alles andere kurz zu vergessen.
- Du kommst runter. Klar, du musst mitspielen. Aber du merkst irgendwann, wie dich der Blödsinn befreit. Der Stress fällt ab, weil du für zehn Minuten einfach nur ein alberner Dino bist. Und das tut verdammt gut. Selbst wenn du danach wieder in den „richtigen“ Alltag musst – du nimmst ein Lächeln mit.
- Es wächst mit. Das Spiel verändert sich mit dem Alter. Kleine Kinder brüllen gern und hüpfen wild rum, größere erfinden Dino-Geschichten, malen Urzeitkarten oder bauen Dino-Labore mit Lego. Alles kann, nichts muss – Hauptsache gemeinsam.
Dino-Varianten, die bei uns regelmäßig zum Einsatz kommen
Damit’s nicht langweilig wird, haben wir ein kleines Repertoire an Dino-Modi entwickelt. Du kannst sie natürlich beliebig abwandeln oder neue dazuerfinden:
- Verkehrter-Dino-Tag: Papa-Dino darf heute nur machen, was der Mini-Dino sagt. Sehr gefährlich, wenn man plötzlich rückwärts die Treppe hoch muss oder mit einer Socke auf dem Kopf durch die Küche schleichen soll. Auch beliebt: „Du darfst nur mit Dino-Brummen sprechen, Papa!“
- Flüster-Dino: Einmal war das Baby gerade eingeschlafen – also wurde geflüstert statt gebrüllt. Heraus kam der charmanteste Leise-Saurus der Welt. Ganz leise schlichen wir durchs Haus, auf der Suche nach der flüsternden Dino-Feder.
- Haushalts-Dino: Funktioniert super beim Aufräumen. Papa-Dino muss mit seiner Riesenpranke alles „fressen“, was rumliegt – und plötzlich ist sogar das Aufräumen ein Abenteuer. Die Legosteine sind Dino-Körner, die Socken urzeitliche Beute.
- Schlaf-Dino: Der Klassiker vorm Zubettgehen. Der Dino ist plötzlich müde, sucht sein Nest (also: das Kinderbett) und braucht Hilfe, um sich einzukuscheln. Funktioniert überraschend gut. Mit Brumm-Lied und Dino-Schnarchen geht’s meist schneller als mit jedem Gutenachtbuch.
- Wetter-Dino: Wenn es draußen stürmt oder regnet, verwandeln wir die Geräusche in eine Dino-Welt. Donner ist der Ruf des Riesen-Dinos, der Regen ein Dino-Dusche-Tag. Und unter der Decke sind wir sicher – im Dino-Camp.
Unser Fazit nach unzähligen Dino-Tagen
Wenn du mal wieder keinen Nerv auf 1000 Teile Lego hast, aber trotzdem Zeit mit deinem Kind verbringen willst – dann brüll dich frei. Werd zum Dino. Lass los, spiel mit und erfinde euch eure eigene kleine Urzeit-Welt.
Denn ob du als Papa-Dino durch den Flur tappst, dich im Deckenwald verlierst oder zum Haushalts-Saurus wirst – du bist gerade der coolste Tyrannopapax weit und breit.
Und das Beste daran: Du brauchst keine teuren Spielsachen, keine App und keinen ausgearbeiteten Plan. Nur dich, ein bisschen Energie und den Mut, dich zum Affen… äh, Dino zu machen.