FamilienlebenDie mentale To-do-Liste eines Vaters

Die mentale To-do-Liste eines Vaters

Zwischen Kinderfrühstück, Elternabend und kaputtem Wasserhahn – was wirklich alles im Kopf eines Vaters los ist.

Es fängt schon beim Aufwachen an. Noch bevor der erste Kaffee die Augenlider hochzieht, rattert sie los – die unsichtbare To-do-Liste in meinem Kopf. „Wickeln. Frühstück machen. Wo ist der Turnbeutel? Ach Mist, heute ist Mottotag in der Kita. Hat sie überhaupt noch ein Feenkleid in 110?“ Und das ist nur der Anfang. Denn der Tag eines Papas spielt sich längst nicht nur auf dem Spielplatz oder am Schreibtisch ab – sondern vor allem obenrum. Mental. Laut. Dauernd.

Die Checkliste startet vor dem ersten Schritt

Während ich versuche, mich aufrecht in die Küche zu schleppen, gehen im Kopf schon die ersten Fenster auf – wie bei einem veralteten Laptop, der viel zu viele Programme gleichzeitig geöffnet hat. Frühstück für die Kids? Check. Brotdose für die Schule? Warte, gab’s da nicht eine neue Allergie in der Klasse? Bloß kein Nussmus! Schnell noch an die Lesemappe denken, die heute zurückgegeben werden muss. Und dann natürlich: Pünktlich zur Arbeit kommen. Ideal wäre sogar halbwegs wach.


Und während ich parallel eine Scheibe Toast rette, das Baby aus dem Müll zieht und versuche, mit dem Fuß einen Legostein beiseitezuschieben, erinnere ich mich: Ich muss heute noch beim Zahnarzt anrufen. Nicht für mich – für den Großen. Oder war’s doch für die Kleine? Ach, und der Handwerker kommt auch irgendwann zwischen 8 und 16 Uhr. Super Planbarkeit. Nicht.

Beruf und Familie – zwei Kalender, ein Kopf

Im Job wartet das nächste Chaos. Während ich im Meeting sitze und versuche, mit Fachbegriffen zu jonglieren, spukt mir gleichzeitig durch den Kopf: „Haben wir noch Milch? Wer bringt heute das Kind zum Fußball?“ Das Handy vibriert. Kita: „Wir brauchen morgen eine Spende fürs Sommerfest.“ Klar. Ich. Irgendwas.

Das Problem ist nicht der einzelne Termin. Es ist die Summe. Die permanente Aufgabe, nichts zu vergessen, alles mitzudenken. Ich hab keinen Familienkalender in der Küche – ich bin der Familienkalender. Und der ist langsam ziemlich voll.

Unsichtbare Arbeit ist trotzdem Arbeit

Oft wird von außen gesagt: „Ach, du hast doch Unterstützung.“ Klar, hab ich. Ich lebe in einer Partnerschaft, in der wir beide anpacken. Und trotzdem: Mental Load verteilt sich nicht immer gerecht. Es sind eben nicht nur die sichtbaren Aufgaben – Kinder in die Badewanne setzen, Spielzeug aufräumen, Essen kochen. Es ist das Vorbereiten, Nachdenken, Planen, Erinnern.

Ich weiß genau, wann die letzte Windelpackung zur Neige geht. Ich denke daran, neue Matschhosen zu bestellen, bevor sie gebraucht werden. Ich speichere im Kopf ab, dass nächste Woche Elternsprechtag ist – und überlege dabei gleich, wie ich das mit dem Team-Call koordinieren kann. Alles Kleinigkeiten, aber sie addieren sich. Und am Ende des Tages fühlt es sich oft an, als hätte ich einen Marathon im Kopf gelaufen.

Kein Knopf zum Abschalten

Selbst in der Pause läuft der Zähler weiter. Abends auf dem Sofa? Checke ich den Klassenchat. Im Bett? Geht mein Kopf alle Punkte durch, die ich vergessen haben könnte. Das Licht im Treppenhaus ist kaputt – schnell mental notiert. Morgen Früh Müll rausbringen – auch drauf. Und wenn ich dann doch mal zur Ruhe komme, meldet sich das schlechte Gewissen: „Hast du heute eigentlich genug Zeit mit den Kindern verbracht?“

Diese Stimme ist hartnäckig. Sie flüstert mir ins Ohr, während ich mir fünf Minuten Ruhe gönne. Sie fragt: „Warst du präsent genug? Hättest du liebevoller sein können, geduldiger?“ Und obwohl ich alles gegeben habe, bleibt das Gefühl: Nicht genug. Und das macht müde – nicht körperlich, sondern tief drin.

Was andere nicht sehen – und warum es trotzdem zählt

Das Problem mit mentaler Last ist: Sie ist unsichtbar. Du kannst sie nicht messen, nicht in Tabellen schreiben, nicht fotografieren. Sie ist kein Wäschekorb, den man sieht, oder ein leeres Brotfach. Und deshalb wird sie oft nicht als „echte Arbeit“ wahrgenommen.

Aber sie ist da. Immer. Ich denke an Arzttermine, Impfpläne, Geburtstagsgeschenke. Ich plane Urlaube, in denen wir uns erholen sollen – und frage mich gleichzeitig, wie ich das mit den Urlaubstagen und dem Budget hinkriege. Ich denke an Einschulung, Schulranzen und Zuckertüten, lange bevor das Kind überhaupt ahnt, dass etwas ansteht. Ich sorge vor – weil ich Vater bin.

Die mentale To-do-Liste kennt keine Pause

Das eigentliche Problem ist nicht nur, was wir alles denken. Sondern dass es nie aufhört. Es gibt keinen Moment, in dem du sagen kannst: Jetzt ist Schluss. Jetzt ist mein Kopf leer. Selbst im Urlaub brauchst du drei Tage, bis du merkst, dass du vergessen hast, runterzuschalten. Und sobald du anfängst, es zu genießen, meldet sich die Liste wieder. Leise, aber bestimmt.

Ich hab mal versucht, alles aufzuschreiben, was ich über eine Woche hinweg im Kopf behalten habe. Es waren über 130 Einträge. Große Sachen, kleine Sachen, völlig absurde Sachen. Dinge, die ich sofort vergessen hätte, wenn ich sie nicht für alle anderen mitgedacht hätte. Und das hat mich ehrlich gesagt erschrocken.

Und dann ist da noch die emotionale Verantwortung

Mental Load heißt nicht nur: Einkaufsliste. Mental Load heißt auch: Wie geht es meinem Kind wirklich? Warum war es heute so still? Was hat ihn in der Schule beschäftigt? Habe ich das gemerkt? Hätte ich fragen sollen?

Ich versuche, präsent zu sein. Aber ich bin auch erschöpft. Ich merke, dass ich an meine Grenze komme, wenn ich gleichzeitig trösten, zuhören, organisieren und noch schnell eine Rechnung bezahlen soll. Und in all dem will ich ja auch noch ich selbst sein. Ein Mensch. Kein Planungsroboter mit Kuschelfunktion.

Wie man mit Mental Load umgehen kann

Erstens: Reden. Ich habe lange gebraucht, um auszusprechen, was in meinem Kopf los ist. Aber als ich es getan habe – erst leise zu meiner Frau, dann lauter im Freundeskreis – wurde mir klar: Ich bin nicht allein. Viele Väter tragen diese Last. Sie tun es nur leise. Und genau das ist das Problem.

Zweitens: Verantwortung verteilen. Nicht im Sinne von „Hilf mir bitte“, sondern im Sinne von „Das ist genauso deine Aufgabe wie meine“. Aufgaben gehören nicht der Person, die sie zuerst sieht. Sondern denen, die in der Familie leben.

Drittens: Grenzen ziehen. Ich sage mittlerweile bewusst Dinge ab. Ich plane Zeit nur für mich ein. Und ich akzeptiere, dass das nicht egoistisch ist, sondern notwendig.

Was Partnerschaften retten kann

Wenn einer alles mitdenkt, brennt er aus. Wenn beide denken, entsteht Teamgeist. Es braucht klare Kommunikation, Offenheit, Verständnis – und manchmal einfach auch das ehrliche Eingeständnis: „Ich kann gerade nicht mehr.“

Wir sind keine besseren Väter, wenn wir uns aufopfern. Wir sind bessere Väter, wenn wir Vorbilder sind – auch in Sachen Selbstfürsorge. Wenn unsere Kinder sehen, dass man seine Grenzen achten darf, lernen sie, ihre eigenen zu schützen.

Fazit: Die mentale To-do-Liste ist real – und verdient Anerkennung

Mental Load ist kein Mythos. Und keine Ausrede. Es ist die Realität vieler Väter. Und sie wird oft übersehen. Es ist Zeit, das zu ändern.


Wir brauchen mehr Ehrlichkeit im Papa-Alltag. Mehr Gespräche. Mehr Verständnis. Und vor allem: Mehr Mut, offen zu sagen, was im Kopf los ist. Denn manchmal ist der schwerste Teil gar nicht die Aufgabe selbst – sondern das ständige Erinnern, Planen und Mitdenken.

Also, lieber Papa: Du darfst müde sein. Du darfst laut denken. Und du darfst sagen: „Ich hab grad zu viel im Kopf.“

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