Babyzeit & GeburtSchwangerschaft aus Papa-SichtSchwangerschaft aus männlicher Sicht – zwischen Staunen und Schweigen

Schwangerschaft aus männlicher Sicht – zwischen Staunen und Schweigen

Wie es sich anfühlt, zuzusehen, mitzuleiden, zu lieben – und manchmal sprachlos zu sein.

Wenn du als Mann hörst: „Ich bin schwanger“, ist das einer dieser Momente im Leben, in dem für einen kurzen Augenblick alles stehen bleibt. Die Welt dreht sich weiter, ja. Die Kaffeemaschine brummt, draußen fährt ein Bus vorbei, und die Uhr an der Wand tickt. Aber in dir passiert etwas. Etwas Großes. Du weißt nur noch nicht genau, was.

Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment. Wie sie mich anschaute, unsicher, aufgeregt, mit einem Funken Vorfreude in den Augen. Ich sagte: „Echt jetzt?“ – und dann umarmten wir uns. Ein ganz neues Kapitel begann. Nur war ich mir da noch nicht bewusst, dass ich dieses Kapitel oft schweigend, staunend und manchmal auch hilflos erleben würde.

Anfangs: Eine Mischung aus Freude, Sorge und kompletter Ahnungslosigkeit

Die ersten Wochen waren wie ein flimmerndes Schwarz-Weiß-Bild im Kopf. Viele Gedanken, wenig Klarheit. Ich war stolz. Ich war ängstlich. Ich war unsicher, ob ich der Typ bin, der das kann: Vater werden.


Während sie plötzlich zwei Körper in sich vereinte, fühlte ich mich wie der Typ, der danebensteht. Nicht, weil ich mich rausziehen wollte. Sondern weil ich einfach nicht wusste, wie ich reinfinden soll. Ich hatte ja keinen Test in der Hand gehalten. Kein Ziehen im Bauch gespürt. Kein Herzchen schlagen gehört – jedenfalls nicht in mir.

Staunen: Wenn plötzlich Leben auf dem Monitor tanzt

Der erste Ultraschall hat mich umgehauen. Ein flackerndes Licht, das aussieht wie ein winziger Alien mit Gummibärchen-Proportionen – und das soll unser Kind sein? Ich war gerührt. Und überfordert. Ich nickte wie ein Schuljunge, stellte dumme Fragen, sagte noch dümmere Sachen („Sieht aus wie ein kleiner Astronaut“). Aber innerlich war ich still. Weil ich das nicht greifen konnte.

Ich glaube, wir Männer erleben Schwangerschaft auf eine komplett andere Art. Wir sehen, hören, staunen – aber wir fühlen sie nicht so direkt. Wir können uns kümmern, zuhören, mitdenken. Aber dieses körperliche Begreifen, dieses „Es wächst etwas in mir“ – das bleibt für uns abstrakt.

Schweigen: Wenn du nichts sagen kannst, ohne was falsch zu machen

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich war in der Schwangerschaft immer einfühlsam, präsent und verständnisvoll. Nein, ich war oft überfordert. Ich wusste nicht, wie ich mit ihren Tränen umgehen soll, wenn sie selbst nicht wusste, warum sie weint. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun kann, wenn Rückenschmerzen, Müdigkeit oder Heißhunger sie plagen – und ich selbst einfach nur müde von der Arbeit war.

Also schwieg ich oft. Nicht aus Desinteresse. Sondern aus Unsicherheit. Was soll ich sagen, wenn ich’s nicht nachvollziehen kann? Wenn sie sagt, sie fühlt sich unwohl in ihrem Körper – obwohl ich sie so schön wie nie finde? Wenn sie nicht schlafen kann und ich trotzdem schlafe, einfach weil ich kann?

Die Sache mit der eigenen Rolle – und der Frage: Bin ich genug?

Ich hab viel gelesen. Hab mir Podcasts angehört, YouTube-Videos geschaut, Listen geschrieben. Was braucht ein Baby? Was braucht eine Schwangere? Was muss ich vorbereiten? Ich wollte aktiv sein. Teilhaben. Gestalten.

Aber da war auch dieser Gedanke: Bin ich genug? Bin ich mehr als der, der das Kinderzimmer streicht und abends den Bauch eincremt? Ist meine Liebe, meine Präsenz, mein Humor – reicht das, wenn ich nicht fühlen kann, was sie fühlt?

In Gesprächen mit anderen Männern merkte ich: Ich bin nicht allein. Viele von uns stehen daneben und wollen rein, wissen aber nicht wie. Manche flüchten sich in Arbeit, in Projekte, in „Ich regel das mal mit der Versicherung“. Andere machen Witze, um die Unsicherheit zu überspielen. Wieder andere schweigen – so wie ich.

Diese stillen Momente – und wie viel sie bedeuten

Es gab Nächte, da lag ich wach, hörte ihren Atem, legte die Hand auf ihren Bauch. Da war noch keine Bewegung. Kein Tritt. Nur Wärme. Und Nähe. Und plötzlich war da ein Gefühl: Ich bin Teil davon. Auch wenn ich nur Zuschauer bin.

Ich habe gelernt, dass es nicht darum geht, immer zu tun. Manchmal geht es darum, da zu sein. Wenn sie müde ist, aber nicht allein sein will. Wenn sie redet und gar keinen Rat braucht, sondern einfach jemanden, der zuhört. Wenn sie lacht und gleichzeitig weint, und ich einfach mitlache. Oder mitweine.

Zwischen Teamgefühl und Fremdheit

Was uns geholfen hat, war Reden. Ehrliches, vorsichtiges Reden. Nicht nur: „Wie geht’s dir?“ – sondern: „Was fühlst du wirklich?“ Und auch: „Wie geht’s mir eigentlich?“ Denn ja – auch wir Männer haben eine Gefühlswelt in dieser Zeit. Auch wenn wir nicht hormonell Achterbahn fahren, fahren wir emotional mit.

Ich fühlte mich manchmal außen vor. Wie ein Gast in einem Haus, das ich mit gebaut habe, aber dessen Schlüssel ich nicht immer bekomme. Und trotzdem war ich mittendrin. Weil sie mich reingeholt hat. Weil ich mich getraut habe, Fragen zu stellen. Und weil ich akzeptiert habe, dass ich nicht alles verstehen muss, um dabei zu sein.

Körperlichkeit und Nähe – wenn sich alles verändert

Ein Thema, über das kaum gesprochen wird: Nähe in der Schwangerschaft. Körperliche Nähe. Sexualität. Zärtlichkeit. Ich hatte anfangs Angst, ihr wehzutun. Und sie hatte Angst, nicht mehr begehrenswert zu sein. Wir haben es nicht immer geschafft, offen darüber zu reden. Aber wir haben Wege gefunden. Neue Rituale. Neue Formen von Nähe. Händchenhalten beim Einschlafen. Rückenmassagen statt Sex. Und manchmal einfach nebeneinander sitzen und gemeinsam schweigen – in tiefer Verbundenheit.

Humor als Rettungsring

Eins hat uns immer geholfen: Humor. Über uns selbst lachen. Über absurde Situationen. Über Baby-Ratgeber, die 20 Must-haves aufzählen, von denen man 15 nie brauchen wird. Über Geburtsvideos, die so klinisch sind, dass einem schwindlig wird. Über die Tatsache, dass ich mir drei Mal den Kopf an der Wickelkommode gestoßen habe – bevor sie überhaupt benutzt wurde.

Wir haben gelacht. Viel. Und das hat uns getragen. In den Momenten, wo Worte fehlten. Oder Tränen kamen. Oder einfach alles zu viel war.

Der Countdown läuft – und plötzlich wird’s real

Je näher der Geburtstermin rückte, desto greifbarer wurde alles. Der Bauch wurde größer. Die Bewegungen spürbarer. Die Gespräche konkreter. Plötzlich ging es um Kliniktaschen, Geburtspläne, Namenslisten. Und ich merkte: Jetzt wird’s ernst.

Ich war aufgeregt. Unfassbar aufgeregt. Und auch: panisch. Was, wenn ich im Kreißsaal ohnmächtig werde? Was, wenn ich nichts tun kann? Was, wenn ich nicht stark genug bin, um sie zu halten, zu stützen, zu beruhigen?

Und dann sagte sie eines Abends: „Du bist genau richtig so, wie du bist.“

Das war der schönste Satz der ganzen Schwangerschaft.

Fazit: Dabeisein ist alles – auch ohne alles zu wissen

Schwangerschaft aus männlicher Sicht ist oft ein Balanceakt. Zwischen Aktion und Ohnmacht. Zwischen Nähe und Distanz. Zwischen Mitgefühl und Unsicherheit. Aber sie ist auch eine Reise. Eine, die dich wachsen lässt. Die dich verwandelt. Die dich lehrt, zuzuhören, zu bleiben, da zu sein – auch wenn du nicht weißt, was du sagen sollst.


Ich habe nicht jede Träne verstanden. Nicht jeden Heißhunger mitgetragen. Nicht jedes Gefühl nachempfunden. Aber ich war da. Habe mitgestaunt. Mitgeschwiegen. Und mitgeliebt.

Und ich weiß: Genau das macht dich zum Vater. Schon lange vor der Geburt.

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