Das zweite Auto. In vielen Familien ist es einfach da. Weil’s bequem ist. Weil man denkt, es gehört halt dazu. Und ja, ich gebe zu: Als bei uns das erste Kind kam, war mein erster Impuls auch, ein zweites Auto anzuschaffen. Man will ja flexibel sein. „Falls ich mal schnell was erledigen muss“ oder „falls die Kleine plötzlich krank wird und meine Frau das andere Auto hat“. Klingt alles irgendwie plausibel. Aber ist es das auch?
Der Blick in unseren Alltag: Zwei Autos, aber kein doppeltes Glück
Bei uns war es schnell klar: Ich pendle zur Arbeit, meine Frau ist in Elternzeit. Ein zweites Auto wäre nett, aber ehrlich gesagt stand es die meiste Zeit nur rum. Die Fahrten zum Arzt, zur Krabbelgruppe oder zum Einkaufen waren selten so spontan, dass es ohne Planung nicht ging. Und mit der Zeit haben wir gemerkt: Ein Auto reichte. Ja, manchmal war’s nervig. Aber meistens? Völlig okay.
Natürlich gibt es die Ausnahmen. Die Tage, an denen ich früher Schluss machen muss, weil meine Frau mit dem Auto unterwegs ist – und ich dann mit dem Bus nach Hause gurke. Oder wenn es spontan irgendwo hingehen soll, und plötzlich diskutieren alle über die Frage: Wer darf fahren? Aber sind diese seltenen Momente wirklich ein Grund für ein zweites Auto? Oder eher eine Einladung zum Umdenken?
Die ehrliche Rechnung: Was kostet das zweite Auto wirklich?
Jetzt wird’s spannend. Denn so ein Zweitwagen ist nicht nur „da“ – er kostet. Und zwar richtig.
- Versicherung: Selbst wenn du den Zweitwagen mit einer guten SF-Klasse versichern kannst, liegst du locker bei 400 bis 800 Euro im Jahr.
- Steuern: Je nach Modell kommen nochmal 100 bis 300 Euro obendrauf.
- Wartung & Reparaturen: Auch wenn das Auto selten fährt, will es gepflegt werden. Reifen, Inspektionen, Batterien – da gehen schnell 300 bis 500 Euro pro Jahr drauf.
- Tanken: Klar, das hängt vom Fahrverhalten ab. Aber bei nur 20 Kilometern pro Tag bist du schon bei 600 bis 800 Euro im Jahr.
- Wertverlust: Selbst wenn du den Wagen kaum fährst, verliert er an Wert. Rechne mit 500 bis 1.000 Euro pro Jahr.
Macht zusammen: rund 2.000 bis 3.000 Euro im Jahr. Nur damit da ein Auto steht, das du vielleicht zweimal pro Woche brauchst.
Rechnen wir mal um: Was könntest du stattdessen machen?
Ganz ehrlich: 2.000 Euro im Jahr sind rund 167 Euro im Monat. Dafür kannst du:
- Mehrere Taxifahrten oder Carsharing-Buchungen machen
- Ein gutes E-Bike oder Lastenrad anschaffen (inkl. Kindersitz!)
- Monatlich ein ordentliches Budget für öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung haben
Oder du steckst es einfach in die Familienkasse. Für den nächsten Urlaub. Für ein neues Sofa. Oder für diesen verdammten Trockner, den ihr eigentlich schon ewig kaufen wolltet.
Auch Kinderkurse, Freizeitparks oder die Mitgliedschaft im Sportverein sind plötzlich drin. Vielleicht sogar ein bisschen mehr Budget für die Kita-Verpflegung oder einfach ein schönes Wochenende im Hotel – mit Frühstück und ohne Spielplatzsand im Bett.
Klartext: Wann lohnt sich ein zweites Auto?
Jetzt sagst du vielleicht: „Aber bei uns geht’s nicht anders!“ Und ja, es gibt Situationen, da lohnt sich ein zweites Auto tatsächlich:
- Wenn beide Elternteile voll arbeiten und unterschiedliche Arbeitszeiten oder -orte haben
- Wenn keine gute Anbindung an den ÖPNV da ist und der Alltag ohne Auto nicht machbar ist
- Wenn ein Pflegefall in der Familie spontan erreichbar sein muss
- Dann ist das zweite Auto nicht Luxus, sondern Notwendigkeit.
Aber selbst dann lohnt es sich, die Kosten im Blick zu behalten. Vielleicht reicht ein kleineres Modell? Vielleicht kann ein Auto auch geleast oder über eine Fahrgemeinschaft genutzt werden? Flexibel sein heißt ja nicht immer: alles doppelt besitzen.
Alltagstaugliche Alternativen: Was wir ausprobiert haben
Wir haben experimentiert. Ein Monat ganz ohne zweites Auto – als Test. Ergebnis? Klar, manchmal war’s umständlich. Aber überraschend oft ging’s richtig gut.
- Ich bin öfter mit dem Rad zur Arbeit – Bewegung inklusive
- Einkäufe wurden besser geplant und nicht mehr spontan gemacht
- Meine Frau hat sich mit einer anderen Mama für Fahrgemeinschaften verabredet
- Notfälle? Taxi. Schnell, zuverlässig, und am Ende günstiger als gedacht
Natürlich ist nicht jede Familie gleich. Aber bevor du in den nächsten Jahresvertrag für die Versicherung stolperst: Probier’s mal aus. Einen Monat ohne. Nur zum Test.
Unser Fazit: Hinterfragen lohnt sich
Bei uns war das zweite Auto am Ende eine emotionale Entscheidung. Sicherheit, Flexibilität, „ein gutes Gefühl“. Aber aus finanzieller Sicht war es ein unnötiger Luxus. Und nachdem wir es wieder abgeschafft hatten, kam kein Drama – sondern Erleichterung.
Wenn du also gerade mit dem Gedanken spielst (oder schon zwei Autos vor der Tür stehen hast): Rechne es mal durch. Frag dich ehrlich: Wie oft brauchst du es wirklich? Und was wäre, wenn es nicht da wäre?
Vielleicht merkst du: Weniger Blech heißt mehr Freiheit. Und ein bisschen mehr Geld im Portemonnaie. Und das ist gerade mit Kids mehr wert als jeder fahrbare Untersatz.