Wenn man Vater wird, denkt man an vieles – Windeln, Kinderlieder, schlaflose Nächte. Aber was einem keiner so richtig sagt: Papa sein bedeutet Mut. Und zwar nicht nur einmal, sondern gefühlt jeden Tag. Nicht der große Hollywood-Mut mit Explosionen und Zeitlupen, sondern der echte, rohe Papa-Mut. Der, bei dem dir das Herz kurz stehen bleibt, du aber trotzdem sagst: „Ich mach das jetzt.“ Und dieser Mut zeigt sich in den verschiedensten Momenten – manchmal ganz leise, manchmal mit voller Wucht.
Der Sprung ins kalte Wasser – wortwörtlich und sinnbildlich
Ich erinnere mich an meine erste mutige Papa-Aktion. Sie war nichts Großes. Kein Lebensretter-Moment, keine dramatische Szene. Und doch: Für mich war es der Wahnsinn. Meine Tochter war ein Jahr alt. Wir waren am See. Sie wollte ins Wasser. Und ich? Ich hatte vergessen, wie man bei 16 Grad einfach reinspringt. Aber sie schaute mich an, hielt mir ihre kleine Hand hin, und sagte mit diesem Blick: „Komm Papa.“
Ich zog die Schuhe aus. Spürte, wie der kalte Matsch zwischen die Zehen kroch. Und dann: rein. Ganz. Komplett. Mit ihr an der Hand. Ich frierte. Ich zitterte. Und ich lachte. Sie auch. Es war kein heldenhafter Akt – aber es war der Moment, in dem ich merkte: Mut sieht oft anders aus, als man denkt.
Seitdem gab es viele kalte Seen. Und viele solcher Momente. Der erste Flug alleine mit Kleinkind. Das Wickeln auf einem Koffer am Bahnhof. Das Einschlafen auf einer Decke im Wartezimmer. Und jedes Mal fühlte ich mich wie ein Held – nicht wegen der großen Geste, sondern weil ich über mich hinausgewachsen bin.
Alltagsmut: Wenn du nicht weißt, wie es geht – aber trotzdem tust
Manchmal ist Mut nicht laut. Manchmal ist Mut leise. Es ist der Moment, in dem du um drei Uhr nachts versuchst, das schreiende Baby zu beruhigen, obwohl du selbst nicht mehr weißt, wie du heißt. Es ist das erste Mal allein wickeln. Der erste Brei, der nicht im Kind, sondern auf dir landet. Der Arztbesuch, bei dem du dein Kind festhalten musst – obwohl es weint und du innerlich mit.
Ich hatte Panik vor dem ersten Zahnarzttermin mit meinem Sohn. Nicht wegen der Behandlung – sondern weil ich wusste, dass er Angst haben würde. Und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihm das nehmen sollte. Also hab ich ihm eine Geschichte erzählt. Über mutige Zahnritter und eine Zahnfee mit Humor. Und während er zitternd im Stuhl saß, hielt ich seine Hand. Fester, als nötig. Für ihn. Für mich.
Am Ende war es halb so schlimm. Er bekam eine kleine Zahnbürste. Und ich das Gefühl: Ich hab’s geschafft. Nicht weil ich alles wusste – sondern weil ich geblieben bin. Weil ich da war. Und das ist vielleicht die mutigste Papa-Aktion überhaupt: nicht weglaufen, wenn’s schwierig wird.
Und dann sind da diese Mikro-Mutproben: Das erste Mal beim Elternabend sprechen. Der Moment, in dem du das Kind alleine zu einem Kindergeburtstag bringst, bei fremden Eltern. Das Gespräch mit der Kita-Leitung über eine Auffälligkeit. Alles Dinge, bei denen du innerlich zitterst – aber trotzdem gehst.
Beruf, Familie, Bauchgefühl – große Entscheidungen, großer Mut
Es gibt diesen Moment, da steht man vor Entscheidungen, die alles verändern können. Ich habe meinen Job gewechselt, weil ich gemerkt habe: So wie es lief, ging es nicht weiter. Ich war abwesend, gereizt, müde. Immer nur nebenbei Papa. Und nie so richtig. Also hab ich gekündigt. Ohne Plan B. Nur mit dem Wissen: Ich will für meine Kinder da sein.
Mutig? Vielleicht. Unvernünftig? Auch. Aber notwendig. In der ersten Woche nach der Kündigung hab ich morgens mein Kind in die Kita gebracht – ganz in Ruhe. Wir haben noch einen kleinen Spaziergang gemacht. Ich hab ihm beim Rennen zugesehen. Und zum ersten Mal seit Langem hatte ich das Gefühl: Ich bin nicht nur irgendwie Papa. Ich bin es ganz.
Inzwischen hab ich einen neuen Job. Flexibler. Familienfreundlicher. Ich verdiene weniger. Aber ich lebe mehr. Und ich merke: Es war die richtige Entscheidung. Auch wenn sie Mut gekostet hat. Auch wenn ich oft gezweifelt habe.
Und weißt du was? Mut hat manchmal auch mit Nein sagen zu tun. Zu Überstunden. Zu falschen Erwartungen. Zu Perfektion. Weil man verstanden hat: Meine Familie braucht mich – nicht perfekt, aber präsent.
Wenn Mut bedeutet, loszulassen
Eine der mutigsten Papa-Aktionen war für mich der erste Tag in der Schule. Nicht für mein Kind – für mich. Ich hab sie hingebracht, ihren Ranzen getragen, ihr nochmal die Zöpfe gerichtet. Und dann stand sie da – aufgeregt, stolz, ein bisschen nervös. Und ich sollte gehen. Einfach so.
Ich wollte ihr noch was sagen. Ein Tipp. Ein „Du schaffst das“. Aber sie winkte schon. Und ich? Ich ging. Mit Tränen in den Augen. Nicht, weil ich traurig war. Sondern weil ich wusste: Mein Kind geht los. Und ich muss es lassen. Auch wenn’s schwerfällt.
Später gab’s noch mehr solcher Abschiede. Die erste Übernachtung bei Freunden. Die Klassenfahrt. Der erste eigene Schulweg. Und immer wieder dieser Kloß im Hals. Diese Stimme im Kopf: „Wird sie zurechtkommen?“ Und gleichzeitig das Vertrauen: „Ja. Weil wir’s ihr beigebracht haben.“
Mut hat viele Gesichter
Manchmal ist Mut, sich gegen ein Familienmodell zu entscheiden, das nicht zu einem passt. Manchmal ist es, einen Fehler zuzugeben – vor dem eigenen Kind. Manchmal ist es, laut zu sagen: „Ich bin überfordert.“
Ich habe mich einmal bei meinem Kind entschuldigt, weil ich laut geworden bin. Ich war gestresst, übermüdet, genervt – und hab mich nicht im Griff gehabt. Danach war ich enttäuscht von mir. Aber ich bin zu ihr gegangen. Hab gesagt: „Das war nicht okay. Ich will das besser machen.“ Und sie? Hat mich umarmt. Ohne Vorwurf. Mit diesem kindlichen Blick, der sagt: „Ich weiß, dass du’s gut meinst.“
Oder der Moment, als ich bei der Einschlafbegleitung weinen musste – einfach, weil der Tag zu viel war. Mein Kind streichelte mir über den Arm und flüsterte: „Ist gut, Papa. Ich bleib bei dir.“ Das war nicht mein mutiger Moment. Aber es war einer, der mir gezeigt hat: Verletzlichkeit macht stark. Auch als Papa.
Mutig sein heißt nicht perfekt sein
Die mutigste Papa-Aktion ist vielleicht die, jeden Tag neu anzufangen. Auch nach einem schlechten Tag. Auch, wenn man zweifelt. Auch, wenn man Fehler gemacht hat. Hinzustehen. Da zu sein. Wieder zu versuchen, ein guter Papa zu sein. Auch wenn man manchmal das Gefühl hat, zu scheitern.
Denn Mut heißt nicht, keine Angst zu haben. Mut heißt, es trotzdem zu tun. Für das Kind. Für die Familie. Für sich selbst.
Es ist dieser leise, stetige Mut: Spielplätze trotz Müdigkeit. Arzttermine trotz Zahnschmerzen. Geduld beim Puzzle, obwohl du die Steuererklärung im Nacken hast. Es ist kein lautes „Ich bin ein Held“. Es ist das tägliche „Ich bin da“. Und das ist vielleicht der größte Mut überhaupt.
Papa-Umfrage: Was war deine mutigste Aktion?
Jetzt bist du dran: Was war deine mutigste Papa-Aktion bisher? War es ein Sprung ins kalte Wasser? Eine große Entscheidung? Ein Moment des Loslassens? Oder einfach das tägliche „Ich geb mein Bestes“ – trotz allem?
Erzähl uns deine Geschichte. Denn Mut ist ansteckend. Und manchmal reicht es, zu lesen, dass andere auch nicht perfekt sind – um selbst ein bisschen mutiger zu werden. Vielleicht ist deine Geschichte genau die, die einem anderen Papa heute Mut macht.